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Heiße Manege - Gay Romance (German Edition)

Heiße Manege - Gay Romance (German Edition)

Titel: Heiße Manege - Gay Romance (German Edition)
Autoren: Nicole Henser
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hatte er die Mitglieder der großen Zirkusclans bewundert und beneidet. Schon von Kindesbeinen an wurden sie gefördert und gingen auf Künstlerschulen, die Großfamilie bot soziale Absicherung und Rückhalt. Dafür gab es einen dicken Wermutstropfen: Luca war fremdbestimmt, gegängelt in seinen Entscheidungen.
    Alex dagegen hatte mit seinen Eltern gebrochen, weil sie ihn nicht in seinem Wunsch unterstützen wollten: Freiheit! Er wollte fliegen wie ein Vogel, ohne die Hilfe von Maschinen. Das hatte er erreicht, mit hartem Training und einer guten Portion Besessenheit. Er war auch wahnsinnig genug, sich ohne Angst von den höchsten Punkten zu stürzen, sein Bungee-Act erfreute sich großer Beliebtheit.
    Allerdings war Alex kein Traumtänzer und wusste, dass seine aktive Karriere nicht lange dauern würde. Trotz erschwerter Bedingungen und mächtiger Kosten hatte er seinen Abschluss als Physiotherapeut endlich in der Tasche. Erst gestern hatte er das Diplom per Post erhalten.
    „Glückwunsch, Kumpel!“, sagte er zu seinem Spiegelbild in der Scheibe. Er stand vor seinem Wohnmobil, das er vor Jahren billig erstanden hatte . Drinnen war es erwartungsgemäß einsam, doch er hatte noch ein Bier im Kühlschrank. Alex setze sich an seinen Stammplatz am Fenster und wartete auf Lucas Duschsession, diesmal leider vergeblich.
    Die letzte Meldung vom Klatsch kam ihm in den Sinn. Seine Nachbarin, das Mädchen mit den Gummiknochen, versorgte ihn gern damit. „Stimmt es, dass sie dir eine Frau ausgesucht haben?“
    Sein Herz pochte schmerzhaft. Sehnsüchtig wanderten seine Augen immer wieder zu den spärlich beleuchteten Fenstern von Lucas Caravan. Am Abend gesellte sich dort zum Kerzenlicht das bläuliche Flackern des Fernsehers.

Der Unfall
    Jedes Jahr schlug der Zirkus am selben Ort sein Winterlager auf. Die Kommune stellte ihnen in direkter Nachbarschaft eine Sporthalle zur Verfügung.
    Normalerweise summte der riesige Raum wie ein Bienenkorb, weil die unterschiedlichsten Artisten die Trainingsmöglichkeiten gemeinsam nutzten. Am heutigen Nachmittag war er laut Plan für Luca reserviert. Conolly hatte ihnen Einzelbelegungen zugestanden, da sie durch ihre Situation unter Zugzwang waren. Sie hatten beide einen Schlüssel bekommen, aber Luca hatte nicht abgeschlossen. Das sah dem Chaoten ähnlich.
    Mit wild klopfendem Herzen schob Alex sich durch die Flügeltür. Wie würde Luca auf seine Anwesenheit reagieren?
    Anscheinend war dieser gerade bei seinen Aufwärmübungen. Alex setzte sich auf eine der Holzbänke und versank schnell in dem Anblick. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit wand sich Luca an zwei langen Stoffbahnen in die Luft. Nur das Spiel seiner Muskeln verriet, was für ein Kraftakt diese Aufwärtsbewegung war.
    Atemlos verfolgte Alex, wie Luca die Bänder in Schwingungen versetzte und seine Position in schwindelnder Höhe veränderte. Er schlang die Tücher um seine Fußgelenke und ging in den Spagat, hielt mit ausgestreckten Armen Balance.
    Allein die Stellungswechsel waren so elegant, dass Alex ein Seufzer entkam. Im Moment war er nur ein Zuschauer, der die Darbietung genoss. Er wusste schon, warum er sich vorwiegend für die Physiognomie des männlichen Körpers interessierte. Fasziniert beobachtete er Luca, der so in sich vertieft war, dass er ihn nicht bemerkte.
    Arbeitete sein „Konkurrent“ bereits an einer neuen Choreografie? In Gedanken ging Alex seine eigene Vorführung durch und suchte Parallelen, an denen sie anknüpfen könnten. Ihm schwebte eine ausdrucksstarke Gestaltung vor, eine Vermischung ihrer Stile zu einem harmonischen Ganzen: Kraft, Dynamik, eine Geschichte voller Zärtlichkeit und Leidenschaft.
    „Punk! Was zur Hölle willst du hier?“
    Die Wut in diesen Worten schreckte Alex auf, das Luftschloss zerplatzte. Er versuchte es mit einem entwaffnenden Grinsen. „Reg dich nicht auf, ich möchte nur mit dir reden.“
    „Du bist ein Spitzel! Verschwinde!“ Ganz offensichtlich kochten Lucas Gefühle hoch. Die Harmonie seiner Bewegungen schwand, jetzt wollte er nur schnell zu ihm herunterkommen. Alex schaute ihm entgegen und hielt den Atem an – Luca verlor den Halt! Er hatte danebengegriffen, rutschte aus der Schlaufe und stürzte von halber Höhe ab.
    Sofort sprang Alex auf Luca zu. Dieser fing sich, hielt sich an einer Stoffbahn fest. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er landete mit einem Schrei auf der Matte.
    Alex kniete neben ihm. „Scheiße, bist du okay?“ Panik stieg in ihm auf.
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