Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition)
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
als ob der Rest der Welt nicht existierte. Jetzt aber sehnten wir uns danach, in die Zivilisation zurückzukehren und unserem surrealen Versteck zu entfliehen. Es gab viel zu viele offene Fragen, als dass wir uns an dieser Bilderbuch-Umgebung in den Bergen erfreuen konnten.
    Willow Lodge hatte einen tiefen Dachvorsprung und eine gemütliche Veranda. Vor den Fenstern hingen rüschige Vorhänge aus Baumwolle, und neben dem weichen, karierten Sofa im Wohnzimmer stand ein Weidenkorb mit Feuerholz. In der Küche über dem Herd hingen Kupfertöpfe an langen Ketten, die an den Dachbalken befestigt waren, und vor der Blümchentapete im Bad prangte eine gusseiserne Badewanne. Einige Stufen führten auf eine halbhohe zweite Etage hinauf, in der sich nichts befand als ein großes Bett mit Baldachin und einer bunten Tagesdecke. Ein Fenster bot Ausblick über die nebelverhangenen Baumwipfel.
    Doch all das war an uns verschwendet. Sicher wäre es unter anderen Umständen ein absolut romantisches Fleckchen gewesen, jetzt aber sahen wir darin nichts als ein Gefängnis.
    Xavier und ich saßen eng aneinandergekuschelt in einem der großen hellen Sessel. Ich wusste genau, was er dachte: Weil er die ganze Sache falsch eingeschätzt hatte, steckten wir jetzt in der Patsche. Das sagten mir der Blick, den er mir zuwarf, und sein entschuldigendes Lächeln. Doch seine Sorge war unbegründet. Ich bereute nichts, nicht das kleinste Detail.
    «Hör auf damit», sagte ich streng. «Hör auf, dir selbst die Schuld zu geben.»
    «Es war meine Idee», erwiderte er kläglich.
    «Es war unsere Idee», verbesserte ich ihn. «Und egal, wie viel schlechtes Gewissen man uns auch einreden wird, niemals werde ich bereuen, deine Frau geworden zu sein. Und wenn wir dafür kämpfen müssen – gut, dann werden wir eben kämpfen.»
    «Wow, du wirst ja noch eine ganz Harte!», sagte Xavier.
    «Du sagst doch immer: ‹Wer das nicht abkann, kann zu Hause bleiben.› »
    «Da habe ich von Rugby gesprochen», sagte Xavier. «Aber wahrscheinlich ist das hier gar nicht so unpassend.»
    «Vielleicht sollten wir es als eine Art Spiel betrachten», antwortete ich. «Ziel des Spieles ist es, das Recht auf Zweisamkeit zu erwerben … allerdings haben wir einen ziemlich starken Gegner.»
    Xavier musste bei der Vorstellung lächeln.
    «Wir schlagen sie, ganz sicher», murmelte er und strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. Seine Berührung wärmte mich und ließ mich jede Angst vergessen.
    Ich schloss die Augen und ließ mich von dem Gefühl seiner Fingerspitzen an meiner Haut ablenken. «Natürlich», flüsterte ich. «Sie haben nicht die geringste Chance.»
    Unsere Körper drängten enger aneinander, während Xavier mit dem Daumen die Konturen meiner Lippen nachfuhr. Sie öffneten sich wie von selbst. Die Stimmung veränderte sich, war plötzlich wie elektrisiert. Wir spürten es beide und wichen auseinander. Xavier rutschte sogar auf den Fersen zurück, um Abstand zwischen uns zu bringen. Nichts kann Leidenschaft so ersticken wie Angst, dachte ich. Vor allem, wenn es die Angst davor ist, dass dem Mann, den man liebt, etwas geschieht.
    «Das ist wirklich das Letzte», sagte ich. «Gabriel hätte das nicht von uns verlangen dürfen.»
    «Das kriegen wir schon hin», antwortete Xavier.
    «Du hast so viel Selbstkontrolle, dass eigentlich du der Engel sein solltest.»
    «Nein, danke.» Er lächelte. «Ich habe Höhenangst.»
    «Ehrlich? Das hast du mir noch nie erzählt.»
    «Ich habe versucht, dich zu beeindrucken. Deshalb habe ich ein paar Dinge für mich behalten.»
    «Und jetzt ist das nicht mehr nötig, oder was? Für die Macht der Gewohnheit ist es ein bisschen früh. Wir sind schließlich erst ein paar Tage verheiratet!»
    «In guten wie in schlechten Zeiten, schon vergessen?»
    «Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die schlechten Zeiten so schnell anbrechen.»
    Xavier strich mir durch das Haar, um mich zu besänftigen, weckte dabei aber ganz andere Gefühle in mir.
    «Ich möchte meinen Ehemann küssen», sagte ich.
    «Ich glaube, du brauchst Ablenkung.» Xavier seufzte.
    «Allerdings.»
    «Nicht diese Art von Ablenkung.»
    Xavier stand auf und begann in den Schränken neben dem Kamin zu wühlen. Sie waren voll von alten Ausgaben von National Geographic oder Readers Digest , doch auch eine alte Holzeisenbahn fand sich ein. Ich presste das Gesicht ins Sofa und stöhnte. Xavier wühlte und wühlte, fest entschlossen, etwas zu finden, das uns ablenken und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher