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Handy-Falle

Handy-Falle

Titel: Handy-Falle
Autoren: M Vogel
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trat mit aller Kraft in die Pedale und erreichte in Rekordgeschwindigkeit den Hof. Sie lehnte ihr Fahrrad an die Hauswand, stieg die drei Steinstufen zu der blau gestrichenen Eingangstür hoch und drückte auf den Klingelknopf. Ein lauter Gong ertönte im Innern des Hauses, und kurze Zeit später öffnete eine kleine, etwas rundliche Frau die Tür. Sie trug ihre kupferroten Haare zu einem lockeren Knoten aufgesteckt und ihre grünen Augen blitzten fröhlich. Marie wusste augenblicklich, dass es sich bei dieser Frau nur um Franziskas Mutter handeln konnte.
    »Du meine Güte!«, rief Frau Winkler. »Du bist ja pitschnass! Komm schnell ins Trockene, sonst holst du dir noch den Tod.« Sie griff nach dem tropfenden Ärmel von Maries Strickjacke und zog sie ins Haus.
    »Äh – hallo«, sagte Marie etwas verwirrt. »Ich … wollte eigentlich zu Franziska.« Dann fügte sie schnell hinzu: »Ich bin übrigens Marie.«
    »Freut mich, dich kennen zu lernen, Marie«, sagte Frau Winkler und lächelte. »Franziska und Kim warten schon auf dich. Sie haben sich in Franziskas Zimmer verzogen. Aber bevor du nach oben gehst, musst du dich erst mal abtrocknen.«
    Sie schob Marie in eine große Küche, die mit alten Bauernmöbeln eingerichtet war, und verschwand. Marie blieb mitten im Raum stehen und sah sich neugierig um. Auf einer abgeschabten Eckbank stapelten sich Reitkappen, Bücher, Zeitungen und dicke Wollsocken. Unter der Bank lagen Schuhe und Reitstiefel bunt durcheinander. Auch der Esstisch verschwand beinahe unter Stapeln von medizinischen Fachzeitschriften, schmutzigem Geschirr und allem möglichen Krimskrams. Trotz der Unordnung fühlte sich Marie augenblicklich wohl. Sie hatte noch nie einen Raum gesehen, der so einladend und gemütlich wirkte.
    Frau Winkler tauchte mit einem großen, blauen Frotteehandtuch in der Hand wieder auf und reichte es Marie. »Hier, damit kannst du dir die Haare und das Gesicht abtrocknen. Nicht dass du dich noch erkältest. Am besten leihst du dir ein paar trockene Klamotten von Franziska. Ich kann deine Sachen ja so lange auf die Heizung hängen …«
    »Danke, das ist wirklich nicht nötig«, murmelte Marie, während sie sich mit dem Handtuch über das Gesicht fuhr und es dann um ihre tropfenden Haare wickelte. Offenbar redete Franziskas Mutter genauso gerne und viel wie ihre Tochter. Oder umgekehrt. Aber Marie fand Frau Winkler trotzdem auf Anhieb sympathisch. Sie merkte, dass sie gegen ihren Willen anfing, Franziska ein bisschen zu beneiden. Es musste toll sein, so eine nette Mutter zu haben. Marie dachte wehmütig an ihre eigene Mutter, die sie nur von Fotos kannte. Aber dafür hatte sie einen supertollen Vater, der ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Eigentlich konnte sie sich wirklich nicht beschweren …
    »Franziskas Zimmer ist oben. Die Treppe rauf und dann die letzte Tür auf der rechten Seite«, erklärte Frau Winkler. »Gegenüber vom Badezimmer, du kannst es gar nicht verfehlen.«
    Marie nickte und verließ widerstrebend die warme und gemütliche Küche. Sie stieg die Treppe hinauf und stand in einem langen Flur, von dem jede Menge Türen abgingen. Die letzte Tür auf der rechten Seite zierte ein riesiges Pferdeposter. Offenbar war Franziska ein Pferde-Fan, was sie Marie nicht gerade sympathischer machte. Marie hatte noch nie verstanden, wie sich manche Mädchen so dermaßen für Stallgeruch und Pferdemist begeistern konnten. Sie wollte gerade an Franziskas Tür klopfen, als ein Junge aus einem der anderen Zimmer kam. Marie stockte der Atem, und sie blieb mit erhobenem Arm wie erstarrt stehen. Der Typ war bestimmt schon achtzehn oder neunzehn, groß, schlank und sah absolut umwerfend aus. Seine rötlich braunen Haare standen strubbelig vom Kopf ab, und von seinem Lächeln bekam Marie butterweiche Knie.
    »Hi«, sagte er und sah Marie verwundert an. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »N…nein«, stotterte Marie und ließ langsam den Arm sinken. Plötzlich fiel ihr ein, wie bescheuert sie aussehen musste mit dem um den Kopf gewickelten Handtuch, den klitschnassen Klamotten und dem vom Regen verschmierten Make-up. Marie merkte, wie sie knallrot anlief, und biss sich wütend auf die Unterlippe. Na super! Da begegnete sie endlich ihrem absoluten Traumtyp und sah aus wie ein begossener Pudel. Und dann benahm sie sich auch noch wie der letzte Idiot!
    Schnell zog sie sich das Handtuch vom Kopf und fuhr sich durch die nassen Haare. »Ich bin Marie, eine Freundin von Franziska«, sagte
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