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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos
Autoren: Cornelia Koenig
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anfangen. Es klingelte an der Tür. Sie schlurfte zur Tür und stand einem Postboten gegenüber, der ein Paket für sie in den Händen hatte. Es war ein Kleiderkarton. Das Label erkannte Tessa sofort. Jeder andere hätte es wahrscheinlich spätestens an der aufwendig drapierten Schleife und dem eleganten Seidenpapier festgestellt. Tessa nahm ein wenig verwirrt das Paket entgegen. Ihre Verwirrung legte sich auch nicht, als sie ihren Namen auf dem Paket las. Bisher dachte sie, dass Amber sich vielleicht eine ihrer Errungenschaften beim Shoppingmarathon einfach nach Hause hat liefern lassen, aber dieses Kleid war für sie. Sie quittierte den Erhalt des Paketes und trug es vorsichtig zum Esstisch in Haus. Tessa legte Paket behutsam auf den Tisch und starrte es an. War es jetzt soweit? Wurde sie von irgendeinem Vampir geladen und musste jetzt um ihr Leben fürchten? Nach ungefähr einer Stunde hörte Tessa wie sich der Schlüssel in der Haustür drehte und wusste, dass Amber wieder nach Hause gekommen war. „Amber? Aaammberr?“ rief sie ohne sich von dem Stuhl zu erheben, auf dem sie seit einer Stunde gesessen hatte. Von diesem Stuhl aus beobachtete sie die Verpackung des Pakets. Sie hatte es weder geöffnet noch angefasst. „Was ist denn, bist du etwa schon lange“, Amber bemerkte das Paket, ging darauf zu und vollendete ein wenig verwundert ihre Frage, „wach? Was ist das?“ „Ich weiß es nicht.“ Sagte Tessa. „Hast du es nicht aufgemacht? Warum nicht?“ „Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht. Mach du es bitte auf, ja?“ „Ist alles ok bei dir?“ „Ja, ich kann dieses Paket jetzt nicht öffnen. Ich kann es dir nicht erklären Amber, es geht einfach nicht.“ „Na dann, mach ich es eben.“ Amber wickelte das Papier ab und nahm den Deckel ab. Auf dunkellila farbenden Seidenpapier lag eine weiße Karte, die von goldenen Ornamenten umrahmt wurde. Amber reichte sie an Tessa weiter, ohne darauf zu achten, was dort geschrieben stand. Ihr Augenmerk lag auf dem sündhaft teuren Kleid, das sich in dem Seidenpapier befand. „Nein“, wiegelte Tessa die Entgegennahme der Karte ab, „bitte lies du, was dort drauf steht.“ „Tessa, komm schon. Wie führst du dich denn hier auf. Es ist ein Kleid, was soll daran schon schlimm sein. Josh hat es dir wahrscheinlich geschickt, weil er dir eine Freude machen wollte und weil er schon lange nichts mehr persönlich von dir gehört hat.“ Der Vorwurf in Ambers Worten war klar und deutlich zu hören. „Josh besitzt nicht solche Grußkarten. Seine sehen anders aus.“ „Tessa, jetzt nimm diese Karte. Solltest du jetzt auch noch an Verfolgungswahn leiden, überlege ich mir ernstlich, ob wir nicht auf der Stelle wieder nach Hause fliegen sollten.“ Tessa riss Amber die Karte aus der Hand. „Ich leide keineswegs an Verfolgungswahn, ich kann mir nur ein solches Geschenk aus heiterem Himmel nicht erklären.“ Tessa war sehr froh darüber, dass Amber anscheinend die Verfolgungsjagd nach dem Konzertbesuch vor einigen Wochen bereits aus ihrem Gedächtnis gestrichen hatte. Amber verfuhr grundsätzlich mit unangenehmen Gedanken oder Erlebnissen auf diese Weise. Sie wurden für alle Zeit aus ihrem Leben gestrichen, ohne den Hauch einer Erinnerung zurückzulassen. Wie gern hätte auch Tessa die Fähigkeit all ihre unliebsamen Erinnerungen einfach aus ihrem Kopf zu verbannen. So viel Gunst des Schicksals besaß sie leider nicht. Zögerlich betrachtete sie die Grußkarte. Vielleicht kam sie ja doch von Josh. Sie hatte ihn monatelang nicht mehr gesehen. Und auch schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit ihm telefoniert. Es wäre durchaus im Bereich des Möglichen, dass er sich neue Grußkarten hat anfertigen lassen, aber diese Art von Schnickschnack und Schnörkeln in goldener Farbe passte nicht zu ihm. Warum sollte er ihr überhaupt ein Kleid schenken? Sie hatte weder Geburtstag, noch war sonst irgendeine Feierlichkeit geplant. Einen Moment der Ruhe gönnte sich Tessa noch bevor sie die Faltkarte behutsam öffnete. Tessa stockte für kurze Zeit der Atem, als sie die Zeilen las: Heute Abend 20:00 Uhr. Ein Fahrer wird dich abholen. Sei pünktlich fertig, Engelchen!“ Die Karte glitt Tessa aus der Hand. Cillian? Die Karte musste von ihm sein. Wie konnte das möglich sein. Nein, hier erlaubte sich bestimmt irgendjemand einen makaberen Scherz. Wer wusste von diesem Spitznamen. Ihre Familie, ihre Freunde und Cillian. Der Orden? Nein, sie hatte Connor nichts von diesem Kosenamen verraten.
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