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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Autoren: Lorna Freeman
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als König eines großen, blühenden Königreichs auch weit schönere Möbel, aber diese waren in einem nahe gelegenen Lagerhaus verstaut, weil er die Herberge so gemietet hatte, wie sie jetzt war. Im schwachen Licht des Kaminfeuers sah ich Laurel und meine beiden Leibwächter Jeff und Arlis. Sie lagen unter zerwühlten Laken auf ihren Betten. Der Berglöwe zischte angesichts des Lärms draußen, aber Jeff hörte nicht einmal auf zu schnarchen. Arlis jedoch warf seine Laken zurück und stand auf. Jetzt dämmerte mir auch, dass das, was ich für Donner gehalten hatte, ein Hämmern an der Tür war. Ich kniff die Augen zusammen und stützte mich behutsam auf die Ellbogen, während Arlis den Riegel der Tür zurückschob und sie aufriss. Ich konnte die finstere Miene auf seinem bärtigen Gesicht nur schwach erkennen, doch dann verschwand sie schlagartig, als er Haltung annahm.
    »Achtung, Hauptmann!«, krächzte er.
    Laurel stieß ein leises Grollen aus und zog sich das Kissen über den Kopf. Jeff dagegen stellte seinen sehr fein entwickelten Selbsterhaltungstrieb unter Beweis, indem er aus dem Bett sprang, noch bevor Arlis zu Ende gekrächzt hatte. Ich folgte seinem Beispiel, mit beiden Füßen vorneweg, richtete mich gerade auf wie ein Stock, nahm die Schultern zurück und hoffte inständig, dass mein Mageninhalt die Güte hatte, dort zu bleiben, wo er hingehörte.
    Hauptmann Suiden war in den über fünf Jahren, die ich bei der Bergpatrouille von Freston gedient hatte, mein kommandierender Offizier gewesen. Die Bergpatrouille war der Bodensatz der Soldateska in einer Garnison, in die man die Unfähigen, Entehrten, Problematischen und all jene gesteckt hatte, die keine Beziehungen aufweisen konnten. Wir mussten sogar tatsächlich gegen die Banditen in den Bergen kämpfen, anders als die Königliche Straßenpatrouille, deren Aufgabe darin bestand, Händlerkarawanen zu eskortieren und Eindruck bei den Einwohnern zu schinden. Trotz seiner wenig geachteten Stellung war Suiden ein guter Hauptmann, der sich um seine Männer kümmerte, und er hatte uns mehr als einmal aus recht kniffligen Situationen geführt, überraschenderweise unversehrt. Diese Qualitäten jedoch fanden sich mitnichten in dem schwachen Grinsen wieder, mit dem der Hauptmann in makelloser Armeeuniform in unsere Stube trat. Er hielt eine Kerze in der Hand, deren flackerndes Licht die Clanmale auf seinem dunkelhäutigen Gesicht beleuchtete, Relikte seines früheren Lebens als Kronprinz von Tural. Der Rest seines Gesichts war in Schatten gehüllt, und seine grünen Augen schienen in der Dunkelheit zu glühen.
    »Zurück ins Bett, Männer!«, befahl Suiden Arlis und Jeff leise. Dann richtete er den Blick seiner glühenden Augen auf mich; mein Rückgrat wurde noch steifer, während die Schmetterlinge am Kopfende meines Bettes flatterten. »Leutnant, Sie begleiten mich.«
    Suiden war nicht mehr mein Hauptmann, seitdem ich von Jusson zu den Königstreuen versetzt worden war. Aber ich würde mich seinem Befehl nicht widersetzen; auch auf meinen Selbsterhaltungstrieb konnte ich mich verlassen. Während Arlis und Jeff zurück auf ihre Betten fielen, stieg ich in meine Pantoffeln und schlurfte zum Spind, um meine Uniform herauszuholen.
    »Dafür haben wir keine Zeit«, hielt Suiden mich auf, während er beobachtete, wie die Schmetterlinge ihn beobachteten. »Ziehen Sie einfach einen Ihrer Morgenmäntel über.«
    Ich machte kehrt, um meinen Morgenmantel zu holen, der an einem Haken an der Wand hing. Dabei kam ich an den Betten meiner bereits wieder schlummernden Leibwächter vorbei. Die offenbar keineswegs wieder eingeschlafen waren. Denn ich sah im Licht der Kerze Arlis’ Augen funkeln, und im Spiegel des Waschtisches bemerkte ich Jeffs blasses, mir zugewandtes Gesicht. Ich sagte jedoch nichts und zog mir den Morgenmantel über, bevor ich zu meinem Bett ging, um die Feder und das Stiefelmesser zu holen, die ich beide unter meinem Kissen verwahrte. Ich schob beides in meine Manteltasche und nahm dann den schlichten Eschenholzstab von der Wand neben meinem Bett. Die Schmetterlinge flatterten auf. Suiden verbeugte sich leicht vor ihnen.
    »Wenn Sie bitte hierbleiben würden, Sraene, ich muss mit Hase allein sprechen.«
    Die Schmetterlinge landeten wieder auf dem Kopfende meines Bettes, und ich spürte ihre Blicke in meinem Rücken, während ich dem Hauptmann aus dem Raum folgte. Bevor ich die Zimmertür hinter mir schließen konnte, kam mir einer der Königstreuen zuvor,
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