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Gran Reserva

Gran Reserva

Titel: Gran Reserva
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Augenbrauen in seinem braungebrannten Gesicht empor. »Haben Sie dafür Beweise?«
    »Nein, die hat eine Putzfrau vernichtet.«
    »Sie amüsieren mich, Señor Rehme. Wirklich. Und das gelingt nicht vielen. Wer will den König denn ermorden? Und aus welchem Grund, bitteschön?«
    »Weiß ich beides nicht.« Das war schließlich die Wahrheit.
    Valdés lachte kurz und trocken. »Sie wissen wirklich, wie man mich überzeugt.«
    »Ich wollte es Ihnen nur gesagt haben, damit Sie die Augen offen halten. Ich werde es tun.«
    »Glauben Sie mir, Señor Rehme, ich werde nichts anderes tun, als die Augen offen zu halten. Nicht einmal mit den Augenlidern klimpern werde ich.« Der Polizist trat bis auf wenige Zentimeter an Max heran. »Und wenn tatsächlich ein Attentat stattfinden sollte, dann finden Sie sich mit Ihrer Putzfrauen-Geschichte ganz schnell im Kreuzverhör wieder.«
    »Ist mir klar. Aber ich konnte Ihnen die Sache nicht vorenthalten. Alejandro Escovedo hat vor dem Attentat in einem Abschiedsbrief gewarnt, der zufällig in meinen Besitz kam.«
    Da wurde es plötzlich unruhig, und Max glaubte sogar, einen Anstieg der Lufttemperatur zu spüren. »Der König kommt!«, stieß Valdés aus.
    »Darf ich Sie zur Abwechslung auch etwas fragen?«, warf Max ein.
    »Dann aber verdammt schnell, ich muss los.«
    »Was macht Padre Loba hier?«
    »Der Padre ist auf besonderen Wunsch des Königs eingeladen worden, scheinbar verbindet die beiden eine enge Freundschaft.«
    Warum hatte Loba dann nicht gewollt, dass Escovedos Brief an die Polizei gelangte? Hätte er nicht alles versuchen müssen, um seinen Freund zu schützen?
    Valdéz fischte ein Funkgerät aus der Sakkotasche und drückte es an sein Ohr. »Alle auf Position?«
    Max drehte sich in die Richtung, aus welcher der König anrollen musste, und entdeckte aus dem Augenwinkel, dass die Tür seines Jeeps offenstand. Yquem!
    Das fiel wohl unter »Tiere suchen ein Zuhause«.
    Die Polizeieskorte bog mit Blaulicht auf den Vorplatz der Bodega ein, auf dem sonst die Traktoren mit ihren Traubenanhängern hielten. Der Himmel grollte, als hätte er zu Mittag eine große Portion Kohl mit Zwiebeln verdrückt.
    Dann fuhr der König in einem schwarzen Audi A8 vor.
    Max spürte, wie sein Körper unwillkürlich Haltung annahm. Sein Blick galt allerdings nicht dem anrollenden Monarchen. Durch die Kamera beobachtete er die Wartenden, aber er konnte nichts Auffälliges entdecken. Würde der Anschlag sofort stattfinden?
    Die Wolken gaben die Wassermassen frei.
    Es schüttete nicht wie aus Eimern, nicht wie aus Kübeln, es schüttete wie aus Containerschiffen.
    Der für den König aufgespannte Schirm bog sich unter dem Gewicht des Wassers.
    Kein gutes Attentatswetter.
    Trotz des Regens ließ sich das Staatsoberhaupt nicht aus der Ruhe bringen, sondern näherte sich gemächlichen, würdigen Schrittes Julio Faustino Martinez und schüttelte ihm die Hand. Jedoch streckte er sie zuvor nicht aus. Das galt, wie Max wusste, in Spanien als unhöflich, so als würde man sein Gegenüber erstechen wollen. Und Erstechen sollte heute wirklich um jeden Preis vermieden werden.
    Dann ging es hinein ins Trockene, wo der laut prasselnde Regen nicht mehr zu hören war. Cristina schritt direkt hinter dem König und Julio. Max blickte lange auf ihren schönen Rücken und war froh, dass auf diesem nicht Carlosʼ Hand lag. Ihr Ex-Verlobter ging am Ende der Gruppe. Ob sie noch ein Paar waren? Nichts sprach dagegen, gestern in Haro waren sie es noch gewesen. Max dachte an die vergangenen Tage und ihr merkwürdiges Verhalten. Obwohl sie offensichtlich Geheimnisse vor ihm hatte und er gerade niemandem traute, konnte er keinen einzigen Grund ausmachen, warum sie den alten Alejandro Escovedo hätte töten sollen. Oder Pepe Salinas. Nur wegen eines Jobs? Niemals, so war sie nicht. Max sah keinen Anlass, in diese Richtung weiterzudenken.
    Im weiteren Gefolge des Königs sah Max Ines Sastre und Timothy Pickering, der sich direkt hinter den Besitzer der Bodegas gedrängt hatte.
    Auch Max versuchte, möglichst nah an den König heranzukommen, aber die Personenschützer ließen ihn nicht. Seine Akkreditierung wies die falsche Farbe auf und seine Kleidung noch dazu den falschen Chic.
    Julio Faustino Martinez persönlich zeigte dem König das Weingut – auch den Keller, in dem Alejandro Escovedo gefunden wurde. Doch das wussten nur zwei Menschen.
    Drei, wenn man den Mörder mitrechnete.
    Da der König bereits ein Fach im Keller besaß,
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