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Goettin der Legenden

Goettin der Legenden

Titel: Goettin der Legenden
Autoren: P.C. Cast
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gewöhnlichen Sterblichen.
    Doch wegen einer seltsamen Ironie des Schicksals war der Grund für seine Probleme keineswegs darin zu finden, dass er eine Göttin liebte. Nein, schuld daran war, dass Arthur Pendragon – der inzwischen erwachsene Menschenjunge, der für den Druiden wie ein Sohn geworden war – immer mehr der Dunkelheit anheimzufallen schien. Der Kummer darüber hatte Merlins Wunsch, der Welt zu entfliehen, so übermächtig werden lassen, dass er sich selbst mit einem Zauberbann belegt und in diese trügerisch schöne Kristallhöhle – sein selbstgemachtes Gefängnis – zurückgezogen hatte.
    Dieser verdammte Arthur! Warum hatte er nicht auf Merlin gehört? Warum hatte er gegen dessen Rat ausgerechnet die junge, schöne und absolut geistlose Guinevere zur Frau genommen?
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Merlin: »Meine Liebste, mach Arthur bitte keine Vorwürfe. Es ist nicht seine Schuld, jedenfalls nicht nur. Und es ist auch nicht die Schuld von Guinevere. Keiner von uns kann sich aussuchen, wo die Liebe hinfällt.« Merlin lehnte sich zurück an sein Bett aus Pelzen, das er sich in einer Ecke der Kristallhöhle zurechtgemacht hatte. »Ich weiß, ich bin feige, aber ich habe in die Zukunft geblickt und gesehen, was mit ihm geschehen wird – mit ihnen allen. Und ich kann es nicht ändern. Es ist …« Er hielt inne, den Tränen nahe. »Es ist, als würde Arthur mit offenen Augen in sein Unglück laufen. Dabei habe ich alles in meiner Macht Stehende getan, um ihm zu helfen. Ich habe mit ihm gestritten, ihm gute Ratschläge gegeben, ihn angefleht, ihn freundlich gedrängt – nichts hat funktioniert. In jedem zukünftigen Szenario sehe ich, wie das Licht und das Gute, das Arthur verkörpert, von der Dunkelheit, von Eifersucht, Neid, Habgier und Wut zunichtegemacht wird.«
    Viviane fühlte Panik in sich aufsteigen, als Merlin die Augen schloss. Wie sollte sie ewig weiterleben, wenn er hierblieb – weder tot noch lebendig –, wenn er in diesem kalten, schönen Grab schlief, wo sie nicht mit ihm sprechen, ihn nicht berühren, nicht umarmen konnte?
    »Aber Merlin, es muss doch eine Möglichkeit geben, die Ereignisse zu beeinflussen. Eine Methode, diesen einen Mann zu retten.«
Und damit auch dich
, fügte sie im Stillen hinzu.
    Aber Merlin schüttelte den Kopf. »Das übersteigt meine Fähigkeiten. Und auch deine.«
    »Es kann meine Fähigkeiten aber nicht übersteigen!«, rief die Göttin empört.
    »Viviane, meine große Liebe, du weißt, dass es nicht einmal den Göttern gestattet ist, sich in das Gleichgewicht von Licht und Schatten einzumischen. Die Sterblichen sind es, die zwischen beidem wählen müssen, und in Camelot herrscht die Dunkelheit.«
    »Selbstverständlich weiß ich das! Aber ich bin unsterblich. Ich arbeite mit der Essenz des Lebens und sollte in der Lage sein, deinen Sohn für dich zu retten.«
    »Ich fürchte, sein Schicksal ist besiegelt. Er wird mit gebrochenem Herzen sterben, und von der Liebe verraten, wird er willig in den Tod gehen. Aber jetzt lass mich schlafen, meine Göttin, meine Liebe.«
    Viviane fiel neben seinem Bett auf die Knie und drückte ihr Gesicht an sein Bein. Immer schwächer werdend, streichelte er ihre goldenen Haare.
    »Ich bin so müde …«, flüsterte er.
    Aber als seine Augen sich – vielleicht zum letzten Mal – flatternd wieder schlossen, fuhr Viviane plötzlich auf, und ihr Herz begann hoffnungsvoll zu pochen.
    »Warte! Merlin, du hast gesagt, dass es in dieser Zeit und in dieser Wirklichkeit nichts gibt, was Arthur dazu bringen könnte, seine Meinung zu ändern. Aber was ist mit etwas oder vielleicht jemandem aus einer anderen Zeit oder einer anderen Wirklichkeit? Hast du dir diese Zukunft überhaupt angeschaut? Gibt es auch dort keinen Hoffnungsschimmer?«
    Seine blauen Augen öffneten sich wieder. »Nein, ich habe mir die Zukunft in einer anderen Realität nicht angeschaut. Du weißt doch, dass ich Zeit und Realität nicht manipulieren kann.« Merlins Stimme war sehr leise, fast unhörbar.
    »Du kannst es nicht, aber ich schon!« Viviane rüttelte ihn an den Schultern. »Du musst nachschauen, mein Geliebter, und dieser Zukunft eine Chance geben!«
    »Ich kann nicht«, flüsterte er. »Der Zauber ist vollendet. Außerdem kannst du nicht einfach ein Netz im Wasser der Zeit oder in den Wellen der Realität auswerfen. Es muss einen Plan geben … einen Grund … eine einzigartige Seele …«
    »Aber ich kann es doch
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