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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut
Autoren: Bernd Köstering
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das, Herr Wilmut,
oder nicht?« Seine Stimme wurde lauter.
    Ich nickte.
    »Wenn Sie nicken, hört man das auf
dem Tonband nicht!«, rief er. »Also, bestätigen Sie das oder nicht?«
    »Ja …«, antwortete ich.
    »Lauter bitte!«
    »Ja, verdammt noch mal!«, schrie
ich und schoss aus meinem Stuhl hoch. Der Uniformierte an der Tür erhob sich sofort.
Meininger winkte ab und blieb ruhig sitzen.
    »Nehmen Sie bitte wieder Platz,
Herr Wilmut!«
    Ich setzte mich und nahm einen Schluck
Wasser. Meine Hände zitterten. »Ich soll ein Mörder sein? Das ist ja lachhaft!«
    Die Tür wurde geöffnet und ein Kollege
reichte Meininger eine Akte, in die er kurz hineinsah. Dann wedelte er triumphierend
mit dem Aktendeckel. »Hier ist der endgültige Beweis. Schöne klare Fingerabdrücke,
Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand, alles auf einem Glas in der
Spülmaschine. Sie müssen also mit ihm getrunken haben. Macht man ja nicht mit einem
Unbekannten.«
    »Und anschließend habe ich vergessen,
die Spülmaschine anzustellen, oder wie?«
    »Richtig, Herr Wilmut!«, erwiderte
Meininger mit einem übertriebenen Kopfnicken.
    Meine Stimme zitterte. »Das kann
doch nur … ein Versehen sein, eine Verwechslung oder so etwas!«
    »Nein.«
    »Was heißt ›Nein‹?«
    »Keine Verwechslung. Wir haben das
mehrmals geprüft. Genauer gesagt, KHK Dorst hat es geprüft. Der Chef höchstpersönlich.
Dann muss es ja wohl stimmen, oder?«
    So langsam sanken mein Mut, mein
Selbstvertrauen und meine Zuversicht, alles in einem.
    »Fällt Ihnen dazu irgendeine Erklärung
ein, Herr Dr. Wilmut?«
    »Nein.«
    »Was heißt ›Nein‹?«
    »Nein heißt Nein. Ich habe keine
Erklärung dafür. Ich kenne den Mann nicht und bin nie in seiner Wohnung gewesen.«
    »Ihren Personaldaten ist zu entnehmen,
dass Sie in Weimar geboren wurden, da kennen Sie doch bestimmt eine Menge Leute
hier, Freunde, Bekannte, Verwandte?«
    »Ja klar, und?«
    »Dann kennen Sie doch bestimmt auch
jemanden im Stadtteil Tiefurt?«
    »Nein, da kenne ich niemanden, meine
Verwandten wohnen alle in Weimar und Kromsdorf …«
    Er bemerkte mein Zögern. »Und?«
    »Na ja, in Denstedt.«
    Meininger hob die Augenbrauen. »Sie
kennen also jemanden in Denstedt?«
    »Sagte ich doch eben, oder?«
    »Wen?«
    »Die Müllers.«
    »Die Betreiber der Mühle?«
    »Ja.«
    »Die Betreiber der Mühle, an der
die Leiche von Fedor Balow gefunden wurde?«
    »Ja, genau die, muss ich hier eigentlich
alles doppelt sagen?«
    »Wie heißen Ihre Verwandten, die
Müllerleute?«
    »Na, Müller , habe ich doch
schon gesagt.«
    »Wie, die Müllerleute heißen Müller ?«
    »Richtig.«
    »Welch interessante Fügung des Schicksals.«
    »In Hessen würde man sagen: Sprüchklobber!«
    »Ich komme aus Berlin.«
    »Na, wie schön für Sie.«
    »Wir werden die Müllers befragen«,
stellte Meininger fest.
    »Ja, können Sie gerne tun.«
    »Danke für die Erlaubnis.«
    »Bitte.«
    »Wo waren Sie in der Nacht von Freitag
auf Samstag letzter Woche?«, fragte Meininger.
    »Ist er da ermordet worden?«
    » Ich stelle hier die Fragen.«
    »Ist ja gut. Abends war ich mit
Hanna in der Pizzeria, bei Pepe in der Windischenstraße, das können Sie kontrollieren,
er kennt uns.«
    »Wann waren Sie dort?«
    »Ab etwa 19 Uhr.«
    »Natürlich werden wir das kontrollieren.
Wer ist Hanna?«
    »Hanna Büchler, meine Verlobte,
wohnt in der Humboldtstraße.«
    »So, so, Herr Wilmut ist also verlobt?«
    Was erlaubte sich der Kerl eigentlich?
Ich war kurz vor dem Platzen, entschied mich aber dazu, diesen Punkt kommentarlos
zu schlucken. Er wollte mich provozieren und zu Fehlern verleiten. »Jaa …«, antwortete
ich, »wir sind verlobt.«
    »Gut, gut, ist ja Ihre Sache. Wie
lange waren Sie bei Pepe?«
    Ich überlegte. »Bis ungefähr 23
Uhr.«
    »Und dann?«
    »Sind wir nach Hause gegangen.«
    »Getrennt?«
    »Ja.«
    »Sie wohnen nicht zusammen?«
    »Nein.«
    »Ahaa!«
    Eigentlich bin ich ein friedliebender
Mensch und neige nicht zur Gewalttätigkeit, doch in diesem Moment hatte ich große
Lust, KOK Meininger meine Faust ins Gesicht zu rammen. Aber ich tat es nicht. Und
das war gut so.
    »Und danach?«, fragte er.
    »Was danach?«
    »Ich brauche Ihr Alibi für die gesamte
Nacht. Also, was haben Sie danach gemacht?«
    »Na, geschlafen natürlich.«
    »Allein?«
    Ich schnaubte.
    Er grinste. »Ich muss Sie das fragen,
Herr Dr. Wilmut, reine Routine.«
    »Klar, reine Routine. Ja, ich schlief
allein.«
    »Und das kann wahrscheinlich
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