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Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Titel: Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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erzählst du mir das?«
    »Thresher.« Sie schloss die Augen, atmete schnell. Es kam ihm vor, als könne sie jetzt, nachdem sie beschlossen hatte, das Risiko einzugehen, die Worte gar nicht schnell genug herausbekommen. »Das ist das andere Wort. Das Projekt. An dem dein Vater bei INSCOM gearbeitet hat. Es handelte sich um ein neuartiges Verschlüsselungsverfahren … streng geheim.«
    »Bist du dir sicher, dass du darüber sprechen darfst?«, fragte Gideon.
    »Dein Vater hätte mich nicht einweihen sollen. Aber er hat’s getan.« Ihre Augen blieben geschlossen, und ihr Körper wirkte ganz eingefallen, so als würde sie im Bett versinken. »Thresher musste gründlich geprüft werden. Getestet. Darum hat man deinen Vater eingestellt. Und deshalb sind wir nach Washington, D. C., umgezogen.«
    Gideon nickte. Für einen Siebtklässler war der Umzug von Claremont, Kalifornien, nach Washington kein Spaß gewesen.
    »Neunzehnhundertsiebenundachtzig hat INSCOM Thresher zur abschließenden Beurteilung an die Nationale Sicherheitsbehörde geschickt. Das Projekt wurde genehmigt. Und implementiert.«
    »Ich habe noch nie etwas davon gehört.«
    »Dann erfährst du eben jetzt davon.« Sie schluckte, was ihr wehtat. »Es hat nur einige Monate gedauert, dann hatten die Russen den Code geknackt. Am fünften Juli achtundachtzig – am Tag nach dem Unabhängigkeitstag – haben sie all diese US -Spione auffliegen lassen.«
    Sie stieß einen langen Seufzer aus. Die medizinischen Geräte piepten leise, das Geräusch verband sich mit dem Zischen des Sauerstoffgeräts und den gedämpften Lauten des Krankenhausbetriebs jenseits der Tür.
    Gideon hielt weiterhin ihre Hand und wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Man hat deinem Vater die Schuld an dem Fiasko gegeben …«
    »Mutter.« Gideon drückte ihre Hand. »Das ist doch alles längst vorbei.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Diese Leute haben sein Leben kaputt gemacht. Und darum hat er das getan – diese Geisel genommen.«
    »Was spielt das jetzt für eine Rolle? Ich habe längst akzeptiert, dass Dad einen Fehler gemacht hat.«
    Plötzlich öffnete sie die Augen. »Nein, er hat keinen Fehler begangen. Er hat als
Sündenbock
gedient.«
    Sie betonte das Wort abfällig, so, als wollte sie sich von etwas Unangenehmem befreien.
    »Was meinst du damit?«
    »Vor der Operation Golubzi hat dein Vater ein Gutachten geschrieben. Darin steht, dass Thresher im Ansatz fehlerhaft ist. Dass es womöglich eine Hintertür gibt. Man hat nicht auf ihn gehört. Aber er hatte recht. Und dann sind sechsundzwanzig Menschen ums Leben gekommen.«
    Sie atmete geräuschvoll ein und krallte die klauenähnlichen Hände vor lauter Anstrengung in die Bettdecke. »Thresher war geheim, deswegen konnten diese Leute behaupten, was sie wollten. Es war niemand da, der ihnen hätte widersprechen können. Dein Vater war ein Außenseiter, ein Professor, ein Zivilist. Und dass er einmal wegen Depressionen in Behandlung gewesen war, konnte passenderweise wieder ausgegraben werden.«
    Gideon stutzte. »Du meinst also, dass es gar nicht sein Fehler war?«
    »Im Gegenteil. Die haben die Beweise vernichtet und ihm die Schuld an dem Golubzi-Desaster gegeben. Darum hat er die Geisel genommen. Und darum hat man ihn erschossen, obwohl er die Hände oben hatte. Er sollte zum Schweigen gebracht werden. Es war kaltblütiger Mord.«
    Gideon hatte das seltsame Gefühl, gewichtslos zu sein. Aber so erschreckend die Geschichte auch war, er spürte, wie eine Last von ihm abfiel. Sein Vater, dessen Name öffentlich verunglimpft worden war, seit Gideon zwölf war, war gar nicht der depressive, psychisch labile, stümperhafte Mathematiker gewesen. All die Spötteleien und die Schikane, die er über sich hatte ergehen lassen müssen, das Flüstern und Kichern hinter seinem Rücken – es steckte nichts dahinter. Und nun wurde Gideon langsam klar, welch ungeheuerliches Verbrechen gegen seinen Vater verübt worden war. Er erinnerte sich noch ganz deutlich an jenen Tag, an die Versprechen, die gemacht wurden. Und daran, dass man ihn aus dem Gebäude ins Sonnenlicht gelockt hatte. Nur um ihn dann zu erschießen.
    »Aber wer …?«
    »Lieutenant General Chamblee Tucker. Der stellvertretende Chef von INSCOM . Gruppenleiter des Projekts
Thresher
. Er hat deinen Vater zum Sündenbock gestempelt, um sich selbst zu schützen. Er war damals dort, in der Arlington Hall Station. Er hat den Schießbefehl gegeben. Merke dir den Namen:
Chamblee Tucker

    Seine
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