Gesund durch Meditation
Monate alt – eine hübsche Vorstellung.
Es mag seltsam erscheinen, aber genau dies ist die innere Arbeit, auf die sich einzulassen wir unseren Patienten nahelegen: sich mit der Vorstellung vertraut zu machen, dass es einen Weg des Seins, des Lebens, der Achtsamkeit gibt, der einem völligen Neubeginn gleichkommt und der als solcher eine tiefe Befreiung bewirkt, hier und jetzt, mitten in den Leiden und Wirrnissen des Lebens. Diese Vorstellung auf der philosophischen Ebene zu analysieren wäre aber nur eine leblose Denkübung, eine weitere Vermehrung des begrifflichen Inventars, von dem unsere Köpfe schon übervoll sind.
Wie unsere Patienten sind auch Sie aufgefordert, im selben Geiste an der Entdeckung der Dimension des Seins als eines Verbündeten zu arbeiten, den Weg der Achtsamkeit zu gehen und die Veränderungen zu erfahren, die mit Ihrer verwandelten Präsenz im eigenen Körper und in der Welt einhergehen. Diesen Geist einer auf das Sein gerichteten Beharrlichkeit zu vermitteln verstehen wir als die eigentliche Aufgabe von MBSR . Wie schon ganz zu Anfang des Buches formuliert, ist es eine Einladung, sich auf eine lebenslange Reise zu begeben, eine Einladung, im Leben das Abenteuer der Bewusstheit zu sehen.
Es ist ein Abenteuer, das die Züge eines heroischen Aufbruchs trägt, der Beginn einer lebenslangen Suche nach sich selbst. Es mag vielleicht ein wenig überzogen klingen, aber wir betrachten unsere Patienten als Helden und Heldinnen im Sinne des griechischen Epos, unterwegs auf ihrer eigenen Odyssee, herumgeworfen vom Schicksal und von den Elementen. Sie sind nun bereit, sich einzuschiffen auf eine Fahrt der Ganzheit, endlich Segel setzend in Richtung heimischer Gestade.
Dabei zeigt sich, dass wir überhaupt nicht weit gehen müssen, um wieder in der Tiefe mit uns selbst in Kontakt zu kommen. In jedem Moment ist die Heimat nahe, viel näher, als wir glauben mögen. Sobald wir der Fülle
dieses
Augenblicks,
dieses
Atemzugs gewahr werden, können wir hier und jetzt Ruhe und Frieden finden und in unserem Körper, so wie er ist, zu Hause sein.
Wenn Sie den Weg der Achtsamkeit gehen, bereichern Sie Ihr Leben um eine Ebene von Bewusstheit, mit der es erfüllter, reicher, wirklicher wird. Dabei ist es unerheblich, dass niemand Sie gelehrt hat, diesen Weg zu gehen oder seine Bedeutung zu erkennen. Wenn Sie bereit sind für den Weg, wird er sich zeigen. Auch das ist Teil des Weges.
Das Jetzt ist die einzige Zeit, die Sie haben, um zu leben. Die Übung der Achtsamkeit gibt Ihnen die Chance, Ihren Lebensweg mit offenen Augen und wachen Geistes statt halb bewusst zu gehen, besonnen zu handeln, anstatt automatisch zu reagieren. Im Vergleich zum »normalen« Lebensweg läuft das auf einen feinen, aber bedeutsamen Unterschied hinaus: Sie
wissen
darum, unterwegs zu sein, einem Pfad zu folgen, wach zu sein. Es ist ein Weg, den niemand Ihnen vorschreiben oder aufdrängen kann. Und es ist immer ein und derselbe Weg, auch wenn er für jeden Menschen eine andere Gestalt annimmt.
Unsere eigentliche Aufgabe besteht darin, diesen unseren Weg zu finden, mit den wechselnden Winden zu segeln, in den Stürmen des Leidens und Schmerzes, mit der Brise der Freude und der Liebe, bis wir irgendwann verstehen oder uns einfach daran erinnern, dass wir in einem tieferen Sinne den sicheren Hafen nie verlassen haben, dass wir von unserem wahren Selbst nie getrennt und in unserem Körper immer zu Hause waren.
Sie können den Weg nicht verfehlen, solange Sie ihn lauteren und festen Sinnes beschreiten. Die Meditation ist keine Variante einer Entspannungsübung, bei der man gewissermaßen versagt, wenn man anschließend noch immer angespannt ist. Wenn Sie sich in der Achtsamkeit üben, kommt es allein auf Ihre Bereitschaft an, genau hinzusehen und die Dinge so zu nehmen, wie sie in diesem Augenblick sind, einschließlich des Unbehagens, der Spannungen und Ihres Nachsinnens über Erfolg und Misserfolg. Es kann nicht misslingen, zu sein, was man ist.
Ebenso wenig können Sie im Umgang mit dem Stress in Ihrem Leben scheitern, wenn Sie ihm mit Achtsamkeit begegnen. Allein schon die bewusste Wahrnehmung des Stresses ist ein machtvolles Instrument zu seiner Verwandlung und kann neue Wege der Reifung und Selbstentfaltung eröffnen. Manchmal nehmen diese neuen Wege nicht sogleich konkrete Gestalt an, und möglicherweise ist Ihnen in manchen Momenten zwar klar, was Sie nicht tun, aber noch nicht, was Sie tun wollen. Mit Achtsamkeit erfahren, sind
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