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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Autoren: Kristen Simmons
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bringen andere zurück zu ihren örtlichen Gruppen. Die Schleuser sind eher so etwas wie unabhängige Auftragnehmer.«
    »Wallace muss sich also jemandem gegenüber verantworten«, stellte ich fest. Bisher hatte ich angenommen, das Wayland Inn würde auf eigene Verantwortung arbeiten, unabhängig vom Rest des Untergrunds , wie Sean es genannt hatte. Nun, da ich es besser wusste, kam mir die ganze Geschichte ein wenig erfolgversprechender vor, so, als wären wir doch nicht nur ein winziges Boot auf dem großen weiten Meer.
    »Danke für dein Vertrauen«, flüsterte Wallace neben mir, und ich zuckte erschrocken zusammen. »Aber ja, glaub es oder nicht, selbst ich muss mich jemandem gegenüber verantworten. So wie auch ihr euch alle jemandem gegenüber zu verantworten habt«, rief er laut genug, dass alle ihn hören konnten. »Und falls ihr es vergessen habt, wir haben immer noch Pakete auszuliefern, Leute zu ernähren und einen Rekruten im Auge zu behalten.«
    Cara stöhnte. »Können wir bitte mal etwas weniger ernst sein? Wir sind gerade zu Terroristen befördert worden! Das sollten wir feiern!«
    Und schon war das Thema erledigt.
    Mich erschreckte die Begeisterung über den Sniper und den Mordversuch am Leiter des Reformationsbüros, aber noch mehr erschreckte mich, wie alle wieder zum Alltag zurückkehrten, als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt. Dass sie nicht, wie ich, darüber nachdachten, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen oder sich vom Platz fernzuhalten oder von irgendwelchen anderen Orten, an denen es vor Soldaten wimmelte.
    Sie machten einfach weiter. Vielleicht war das ihre Art, dieses Leben durchzustehen.
    Wallace kündete das Abendessen an, und die anderen gingen ihrer Wege, bis Chase und ich allein im Funkraum zurückblieben. Er lehnte sich an die Außenmauer und wirkte ziemlich geistesabwesend, und als ich zu ihm trat, wurde mir bewusst, dass wir schon eine ganze Weile nicht mehr unter uns gewesen waren. Als der Neue musste er oft die Nachtwache in der Umgebung unseres Hauses übernehmen. Theoretisch teilten wir uns zwar ein Zimmer, aber das hieß nicht, dass wir viel voneinander zu sehen bekamen.
    Nun, da die anderen weg waren und er in seiner Wachsamkeit ein wenig nachließ, rieb er sich die Augen mit den Handballen, und die Erschöpfung nach der Doppelschicht kam durch. Aber ich sah ihm an, dass ihm auch noch etwas anderes zu schaffen machte.
    »Was ist los?«
    Für einen Moment ruhte sein Blick auf meinem Schlüsselbein, und mir fiel auf, dass das Herrenhemd, das ich trug, mir über die Schulter gerutscht war. Ich richtete es zögernd, und er blinzelte kurz und schaute woanders hin.
    »Wahrscheinlich nichts, es ist nur …« Er zuckte mit den Schultern. »Als ich in der Basis in Chicago stationiert war, gab es da einen Arzt. Älter, im Offiziersalter. Wenn ich zu viel Prügel kassiert hatte, haben die mich zu ihm geschickt, und er hat immer drei Finger hochgehalten und mich gefragt: ›Wie viele Finger sehen Sie?‹ Irgendwann habe ich ihm gesagt, dass das nicht funktioniert, wenn er immer gleich viele Finger hochhält, und er hat geantwortet: ›Drei ist die einzige Zahl, an die Sie sich erinnern sollten, Sergeant.‹ Ich dachte, der ist noch verrückter als ich.«
    Chase hatte nur einmal mit mir über die Zeit gesprochen, in der die Offiziere ihn in der Basis zum Kämpfen genötigt hatten, und selbst da hatte er mir die Geschichte aus der Perspektive eines anderen erzählt. Ich wusste, dass er seine Zeit beim FBR gern vergessen würde, ganz besonders die in der Basis von Chicago, darum hatte ich nie nachgehakt. Ich war immer davon ausgegangen, dass er, wenn er mir etwas erzählen wollte, es schon von selbst täte.
    Nun aber hatte er meine Neugier angestachelt. War es möglich, dass der Widerstand die MM infiltriert hatte? Falls ja, dann hätten wir Zugriff auf FBR -Pläne, Strategien, Lieferpläne … das schien weit mehr zu sein, als wir hoffen durften.
    »Was ist aus dem Mediziner geworden?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Sie haben die Kämpfe abgeblasen, nachdem ich …« Er straffte die Schultern, als hätte sich plötzlich seine Brust verkrampft. »Nachdem ich zugestimmt hatte, dir nicht mehr zu schreiben. Danach hatte ich nicht mehr viel Grund, den Mediziner aufzusuchen.«
    Er schaute mich an, und für einen Moment sahen wir einander tief in die Augen. Das erinnerte mich an Dinge, an die ich mich nicht erinnern wollte. All die Briefe, die ich geschrieben hatte und die
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