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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Maiskörner, ohne sich in ihrer Berechnung zu irren.
     Es war dieß um so eher möglich als für die verschiedensten Zweige der Staatsverwaltung, für die Angelegenheiten des Kriegs
     und Friedens, für die Heerden, für die Anzahl der Bewohner eigene Rechnungsbeamte angestellt waren. Dabei wurde die Berechnung
     jedes Gegenstandes getrennt geführt, und die an der Querschnur befestigten Fäden dienten ihnen als einzelne Rechnungshefte.
    In der Musik waren sie nicht sehr bewandert, jedoch verstanden sie einige Accorde. Sie hatten eine Art Hirtenpfeife aus vier
     Schilfröhren, jede von höherem Tone als die andere bestehend; die vier Töne waren Discant, Tenor, Baß und Contrebaß. Doch
     dabei wußten sie weder etwas von der Tonleiter noch vom eigentlichen Tonmaaße. Leute von vornehmer Herkunft erlernten solche
     Instrumente, um in dem Musikcorps des Königs mitzuspielen. So unausgebildet übrigens auch ihre Musik und ihr Gesang war, so
     hatten sie doch große Mühe sich diese Fertigkeit anzueignen. Die Flöten welche sie spielten, hatten vier oder fünf Töne, doch
     waren sie nicht im Stande sie zusammenzustimmen oder ein Concert damit auszuführen. Sie spielten auf diesen Flöten Arien,
     die man auf den Kummer oder die Freuden, die ihnen durch ihre Geliebten bereitet wurden, dichtete. Jedes Lied hatte seine
     eigenthümliche Melodie und sie konnten keine zwei verschiedene Lieder in derselben Tonart spielen; oft brachten sie ihren
     Geliebten Ständchen, sie stimmten alsdann ihre Flöten in dem Tone der am meisten als Ausdruck ihres Gefühls von ihren Geliebten
     verstanden werden konnte, entweder heiter oder traurig, je nachdem sie bei ihnen eine günstige oder ungünstige Aufnahme gefunden
     hatten. Hätte der Liebhaber dagegen zwei verschiedene Gesänge nach derselben Melodie gespielt, so würde der eine den andern
     unverständlich gemacht haben, seine Geliebte hätte ihn nicht begriffen und er seinen eigentlichen Zweck verfehlt. – Ihre Kriegs-
     und Waffengesänge spielten sie nicht auf der Flöte, denn diese war nur ihren Geliebten geweiht; sie sangen diese Kriegs- und
     Waffenlieder bei hohen Festen, bei ihren Siegen und Triumphen. Uebrigens hatten die Indianer viele Anlage für Musik, so daß
     sie dieselbe in kurzer Zeit von den Spaniern erlernten.
    Ihre Amautas oder Philosophen, wenn man sie so nennendarf, waren sehr gewandt in der Zusammenstellung von Lustspielen und Tragödien, die von ihnen bei Gelegenheit hoher Feste
     vor dem König und dem Hofe dargestellt wurden. Die Darsteller mußten Leute von vornehmem Herkommen oder Söhne der Curacas
     seyn. In ihren Tragödien entfalteten sie Größe und Pracht sie stellten darin ihre Waffenthaten, die Triumphe ihrer Könige
     und die Thaten anderer berühmter Männer dar. In den Lustspielen behandelten sie dagegen das Landleben, den täglichen Verkehr
     und andere Stoffe aus dem häuslichen Leben; der Witz darin war übrigens nicht schlüpfrig noch zweideutig, indem man stets
     nur ernste, ehrbare und gediegene Gegenstände wählte. Die welche am besten ihre Rolle spielten und ihre Verse auf die anmuthigste
     Weise vortrugen, wurden mit Edelsteinen und andern Kostbarkeiten beschenkt. Ihre Verse waren theils lang, theils kurz; sie
     beobachteten darin ein gewisses Sylbenmaaß und der gewöhnliche Inhalt derselben war die Liebe; doch brachten sie auch die
     Thaten ihrer Könige, der Incas und der ausgezeichnetsten Curacas in Verse; sie unterrichteten ihre Nachfolger in denselben,
     damit, wie wir schon früher bemerkt haben, die Tugenden im Gedächtniß blieben und andere zur Nacheiferung, anfeuerten. Die
     Verse waren so kurz, daß man sie leicht behalten konnte, sie glichen am meisten dem spanischen Redondillas. So fing zum Beispiel
     ein Liebesgedicht mit folgenden Versen an:
Caylla Llapi
Pununqui
Chaupituta
Samusac
Beim Gesange
Schläfst du ein,
Um Mitternacht
Werd' ich da seyn.
    Am meisten zeichneten sich die Incas als Dichter aus; sie dichteten nicht allein Liebeslieder, sondern sie setzten ihre Gedanken
     auch in Verse, wenn sie über verschiedene Naturerscheinungen, über den Donner, Blitz, Wetterstrahl, Hagel, Schnee und Regen
     philosophirten. Meistens kleideten sie diese Erscheinungen in folgende Mythe ein:
    Der Schöpfer aller Dinge, sagten sie, habe die Tochter eines Königs in den Himmel versetzt: sie halte in der Hand einen mit
     Wasser gefüllten Krug, um dasselbe, so oft es noth thue, auf die Erde herabzugießen. Zu gewissen Zeiten
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