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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition)
Autoren: Tamera Alexander
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hätte.
    Kurze Zeit später war sie in mehrere Internate geschickt worden. Aber mit siebzehn hatte sie die Wahrheit gewusst. Und als ihre Maman zu krank geworden war, um einen Pinsel halten zu können, hatte Claire ihr erstes Bild und den Namen François-Narcisse Brissaud unten in der Ecke gefälscht, während ihr Vater hinter ihr gestanden hatte.
    Die schwere Last, die ihre Mutter so viele Jahre lang getragen hatte, war auf sie übergegangen. Und die Verantwortung , wie ihr Vater es bezeichnete, lag schwer und erdrückend auf ihren Schultern.
    Mit jedem Schritt, der sie ihrem Zuhause näher brachte, spürte sie, wie sie sich innerlich anspannte.
    Wenn sie von der Galerie und von ihrem Vater fort war, fühlte sie sich fast wie ein anderer Mensch, der ein unbeschwertes Leben führte. Sie wünschte sich so sehr, sie könnte wirklich ein anderes Leben führen. Sie musste eine Möglichkeit finden, ihn dazu zu bringen, ihr zuzuhören und sie zu verstehen.
    Zu ihrer Überraschung musste sie nicht lange nachdenken, was sie sagen wollte. „Papa, ich habe beschlossen, dieses Bild von Versailles zu behalten. Ich bezahle es dir, wenn du darauf bestehst.“ Sie wusste allerdings nicht, wie sie das anstellen sollte. Ihr Vater regelte die Finanzen, und die Einnahmen durch die Galerie waren in den letzten Monaten spärlich gewesen, wie er ihr wiederholt erklärt hatte, obwohl er immer wieder Bilder verkaufte. „Aber ich will es behalten. Und vor allem muss ich dir sagen, dass ich nicht länger mehr mitmache. Ich male, was du willst, solange mein Name unten auf der Leinwand steht.“ So. Sie atmete aus. Die Worte kamen ihr so leicht in den Sinn, wenn sie nicht vor ihm stand, wenn er sie nicht finster anschaute.
    Sie trat durch die Küche ein. Das Gebäude war still, und eine schmerzliche Enttäuschung regte sich in ihr. War Onkel Antoine schon wieder gegangen? Hatte sie ihn verpasst?
    Sie legte ihre Handtasche zusammen mit der Tüte mit den Beignets auf den Küchentisch. Sie musste anfangen, das Abendessen zu kochen, aber sie hatte keinen Hunger. Doch sie wusste, dass Papa Hunger hatte. Sie öffnete die Tür zur Galerie und schaute hinein. Ein einziger Kerzenleuchter brannte auf einem Sekretär und warf ein flackerndes Licht an die Wand, während der Rest des Raums im Schatten und Zwielicht lag. „Papa?“
    Sie stellte fest, dass die Duchesse d’Orléans – eine Reproduktion von Alexandre-François Caminades Original, das sie vor zwei Monaten gemalt und mit ihren Initialen signiert hatte, nicht mehr auf der Staffelei stand. Das Podest daneben, auf dem Nydia, das blinde Blumenmädchen aus Pompeii gestanden hatte, eine kleine Originalstatue von Randolph Rogers, einem anerkannten Bildhauer und ihrem persönlichen Lieblingsbildhauer, war ebenfalls leer.
    Offensichtlich war es ein sehr einträglicher Nachmittag gewesen.
    Sie hatte Papa kritisiert, als er die Rogers-Statue gekauft hatte. Es war ein viel zu teures Stück, um es zu kaufen, ohne schon einen Kunden dafür zu haben, aber er hatte die Statue trotzdem gekauft und gesagt, es wäre weise, hin und wieder ein echtes Original in der Galerie zu haben. Und jetzt sah es so aus, als hätte er diesmal eine kluge Entscheidung getroffen und die Statue innerhalb von nur einer Woche verkauft.
    Sie schüttelte den Kopf und drehte sich um, um ihn zu suchen. Wie selbstzufrieden er jetzt sicherlich war und sie wieder daran erinnern würde, dass er …
    Etwas knirschte unter ihrem Stiefel. Sie schaute auf den Boden. Glasscherben.
    Dann hörte sie ein tiefes Stöhnen, das von irgendwo hinter der Tür kam.
    Langsam versetzte sie der Tür einen Stoß. Das Quietschen der Türangeln war in der Stille viel zu laut. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen. Dann sah sie ihn auf der anderen Seite des Raums mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegen.
    „Papa!“ Sie lief zu ihm. Bei jedem ihrer Schritte knirschten die Glasscherben unter ihren Stiefeln. „Papa, geht es dir gut?“ Sie beugte sich über ihn und rüttelte an seiner Schulter. Keine Antwort. „Ich bin es, Papa. Claire. Kannst du mich hören?“
    Sein Atem klang mühsam, als habe er starke Schmerzen.
    Mit Mühe drehte sie ihn, so vorsichtig sie konnte, auf den Rücken. Er stöhnte, und sie zuckte zusammen, da sie fürchtete, dass sie seine Schmerzen nur noch vergrößerte. Sie schob sich die Haare zurück, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen, und fühlte etwas Feuchtes an ihren Händen, etwas
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