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Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)

Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Alaine Hood
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frühen Morgens in sich auf. Bis zum Mittag wäre es hier gerammelt voll. An Wochentagen kamen die Hausfrauen aus den Vorstädten und umliegenden Dörfern in die Stadt, um nach Unterwäsche und Spielzeugen Ausschau zu halten, mit denen sie ihr Sexleben aufpeppen konnten. Neben der Secondhand-Kleidung bot das Chimera neuerdings auch brandneue Tag- und Abendgarderobe für Frauen an, die nicht das Geld hatten, um sich Designerkleidung leisten zu können, nicht die Zeit, um sich darum zu kümmern, oder den Platz, um diese aufzubewahren. Es war eine Schande, dass das rasante moderne Leben einem keine Zeit mehr ließ, Mode zu sammeln, und dass die Kleiderschränke in den modernen Häusern derart klein waren, dass man gerade mal die Kleidung für eine einzige Saison, aber nicht etwa für vier, darin unterbringen konnte. Doch als praktische Geschäftsfrau wusste Melanie, dass sie ihr Warenangebot an den Lebensstil ihrer Kundinnen anpassen musste.
    Vor drei Wochen hatte Melanie sich erlaubt, den Laden neu zu dekorieren. Die hintere Mauer und eine der daran angrenzenden Wände waren jetzt in einem dramatischen Pflaumenton gestrichen, wodurch es schien, als sei der Raum in verschiedene Abteilungen aufgeteilt. Großformatige Spiegel ließen das Geschäft weitläufiger wirken, und eine von Melanies Verkäuferinnen hatte deren Ränder mit Metallfarbe besprenkelt, um die Ränder auffälliger wirken zu lassen. Im lilafarbenen Abschnitt wurden die neue Lingerie, die Abendkleidung und die Spielzeuge präsentiert, wobei sich Letztere in einer Art Alkoven versteckten. In den ersten Tagen, in denen der Alkoven eingeführt worden war, hatte Melanie einen Sarong darübergehängt, den sie inzwischen jedoch mit einem Vorhang aus schillernden Perlen ersetzt hatte, was nicht mehr ganz so zurückhaltend wirkte.
    Die restlichen Wände waren in Perlmuttweiß gestrichen, auf dem in dunklem Flieder mit einem Schwamm ein Muster aufgetragen worden war. Hier hingen ihre edleren Kleider, Textilien und Accessoires, und über den antiken Spiegeln waren üppige Bouquets aus getrockneten Rosen arrangiert. Die Kunden konnten eine Jeans oder ein enges Spandexkleid in der lilafarbenen Abteilung anprobieren und dann in den fliederfarbenen Abschnitt wechseln, um dort die dazu passenden Pullis, langen Handschuhe oder Strassohrringe anzuprobieren. Insgesamt wirkte der Laden durch die Umgestaltung größer, doch die mithilfe von Farbe und Spiegeln erzeugte Illusion konnte das eigentliche Problem nicht lösen: Ihr ging der Platz aus. Allein der Alkoven nahm jede Menge Raum ein, und sie hätte gern eine größere freie Fläche gehabt, in der sich die Kunden ungestört bewegen konnten, ohne Angst haben zu müssen, ständig ihre Nachbarn anzurempeln.
    Jedes Mal, wenn sich Melanie im Laden umsah und die lebhaften, farbenfrohen Resultate ihrer Fantasie erblickte, bekam sie einen inneren Orgasmus. Und dennoch verging kein einziger Tag, an dem sie nicht an Lori Marwick dachte, die ihre beste Freundin, Geschäftspartnerin und die Besitzerin des alten viktorianischen Hauses war, in dem sich das Chimera befand. Lori lebte momentan ihre eigenen Fantasien in Europa aus, das sie mit ihrem heißen frisch angetrauten Ehemann Gavin bereiste, und schrieb dort ein Buch über erotische Fotografie. Aber Lori konnte ja nicht ewig in Europa bleiben ... oder doch? Irgendwann würde sie zurückkommen, um ihr Haus und ihren Laden wieder für sich zu beanspruchen, und dann würde sie feststellen, dass ihre aufstrebende Geschäftspartnerin das Geschäft komplett umgekrempelt hatte.
    Das Telefon klingelte, und sie verbannte die schuldbewussten Gedanken hinsichtlich Lori aus ihrem Kopf.
    »Melanie? Hier ist Harrison Blake.«
    »Harrison! Du hättest zu keinem besseren Zeitpunkt anrufen können.«
    Harrisons Familie besaß seit mehr als einhundert Jahren die älteste Bank der Stadt, und er war Vorsitzender des Architektur-Planungsausschusses.
    »Ich habe gute Neuigkeiten für dich«, sagte er mit bedeutungsschwangerer Stimme. Alles, was Harrison von sich gab, klang unglaublich wichtig, doch diesmal schien es besonders wichtig zu sein. »Du stehst auf der Tagesordnung für die Planungssitzung im Dezember. Für den Ausgang kann ich nicht garantieren, aber mal ganz unter uns gesagt, finde ich, dass dein Vorschlag sehr vielversprechend aussieht.«
    Melanie stieß einen Triumphschrei aus. Ihre Anfrage, einen Seitenflügel am Haus anbauen zu dürfen, um dadurch mehr Platz zu schaffen, hatte sie in
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