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Geister der Vergangenheit

Geister der Vergangenheit

Titel: Geister der Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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dicht stehenden Büsche und Bäume empfanden wir diese Stille auch als beklemmend. Hinzu kam die relativ niedrige Temperatur sowie die Feuchtigkeit, die auf unseren Gesichtern klebte.
    In den nächsten Minuten entdeckten wir immer mehr Mauerreste. Da wir langsam gingen und auch sehr Acht gaben, stolperten wir nicht einmal darüber. Bald mussten wir den Mittelpunkt des Klosters erreichen – und damit den Richtplatz.
    Zu sehen war er noch nicht. Aber plötzlich hörten wir die Stimmen unserer drei Schützlinge. Was Fiona Rush gerade sagte, verstanden wir nicht. Ebenso wenig wie die Antwort des Malers.
    Aber wir hatten die Richtung herausgefunden, und da stellten wir fest, dass wir genau auf dem entsprechenden Weg waren.
    »Da ist wohl noch nichts passiert«, flüsterte Bill. »Ich hatte schon Angst, dass wir zu spät kommen würden.«
    Von den drei unheimlichen Gestalten sahen wir nichts. Sie wollten die Spannung wohl noch mehr erhöhen. In meiner Nähe stand ein Mauerrest, den man auch als Treppe benutzen konnte, und genau das tat Bill Conolly. Er kletterte auf den Rand und richtete sich dort vorsichtig auf.
    So hatte er eine bessere Sicht und meldete schon bald, was er sah. »Sie sind da. Ich sehe den Platz.«
    »Und weiter?«, fragte ich.
    »Noch stehen sie zusammen.«
    »Von einem Ritter, einem Mönch und einem Skelett siehst du nichts?«
    »Nein, aber das hat nichts zu sagen. Ich wäre jedenfalls dafür, dass wir näher herangehen.«
    Der Vorschlag war gut, nur ließ er sich nicht in die Tat umsetzen. Suko und ich sahen, dass unser Freund auf der Mauer stehend zusammenzuckte.
    »Irrtum. Sie sind doch da!«
    »Und?«
    »Ich komme runter, John.«
    Bill kletterte so schnell es ging. Den letzten Rest sprang er uns entgegen. Er hatte den Boden kaum berührt, als wir es ebenfalls sahen. Vor uns, und zwar dort, wo sich der Richtplatz befinden musste, erhellte sich die Umgebung in einem geisterhaften Licht...
    Drei Menschen standen auf der freien Stelle. Sie waren von alten Mauerresten umgeben und schaute sich an. Es sprach niemand, und selbst Bruce Atvill hatte es die Sprache verschlagen.
    Sie spürten den kühlen Wind, der gegen sie fuhr und nur die Gesichter erwischte, weil die Kleidung ihn vom Körper abhielt. Dass Wind wehte, war normal. Die drei empfanden es allerdings nicht so, sonst wären sie sich nicht jedes Mal zusammengezuckt, wenn sie mal wieder von einer Bö getroffen wurden.
    Phil Granger konnte nicht mehr still bleiben und unterbrach das Schweigen. »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«
    Der Frage war an Atvill gerichtet. »Ja, verdammt, das bin ich. Hier ist der Mittelpunkt. Hier muss der Richtplatz vor dem Bau des Klosters gewesen sein.«
    »Ein mit Blut getränkter Boden«, flüsterte Fiona.
    »So ähnlich.«
    »Das ist schlimm.« Sie schüttelte sich. »Die Menschen waren damals so grausam.«
    »Sie sind nicht besser geworden«, erwiderte der Künstler. »Schlag nur mal die Zeitungen auf oder schau dir die Nachrichten in der Glotze an. Besser ist nichts geworden.«
    »Ja, vielleicht hast du recht.«
    »Nicht nur vielleicht.«
    Ihr Gespräch schlief ein, und so warteten sie stumm. Dabei schauten sie immer wieder in verschiedene Richtungen, ob etwas zu sehen war, doch nicht mal ihre drei Beschützer bekamen sie zu Gesicht. Darüber wunderten sie sich schon.
    »Ob die uns vergessen haben?«, fragte Phil Granger.
    Bruce Atvill widersprach. »Nein«, erklärte er, »das glaube ich nicht. Ich kenne Bill Conolly zwar nicht wie meinen besten Freund, aber ich weiß, dass man sich auf ihn verlassen kann.«
    »Aber hier ist alles anders.«
    »Sie sind in der Nähe, Phil. Darauf kannst du dich hundertprozentig verlassen.«
    »Wenn du das sagst.«
    »Und ob.«
    »Seid doch mal ruhig«, zischelte Fiona Rush. »Da ist was, glaube ich.«
    »Was denn?«
    Sie schaute den Maler an. »Ein Geräusch, glaube ich.«
    Diese Antwort reichte aus. Jeder hielt den Mund, und jeder lauschte.
    Sie vernahmen tatsächlich Stimmen. Sie stammten von Männern und...
    »Da ist eine Frau dabei«, wisperte Fiona. »Eine Frau, das höre ich genau.«
    Phil und der Maler schwiegen. Bis dieser schließlich nickte und Fiona somit recht gab.
    »Die ist für mich, denke ich. Das Skelett muss einer Frau gehört haben, verdammt...«
    Die Männer schwiegen. Aber sie waren beide in ihrer Furcht hochkonzentriert und schauten in die undurchdringliche Dunkelheit.
    Sekundenlang tat sich in ihrer Umgebung nichts. Dann jedoch änderte sich alles.
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