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Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)

Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)

Titel: Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)
Autoren: Michael George
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Ebene entstanden. Unser Kreislaufsystem erweitert sich täglich durch neue Entwicklungen wie E-Mobility, Telemedizin oder Industrie 4 . 0 . Strom ist, wie gesagt, das Blut, mit dem unser Alltag zum Leben erweckt wird. Und Computer steuern all das. Kleine Verletzungen kann solch ein Organismus verkraften, größere nur schwer. Ein Ausfall eines lebenswichtigen Organs bedeutet im schlimmsten Fall den Kollaps des Gesamtorganismus «Gesellschaft». Computersicherheit wirkt sich unmittelbar auf Persönlichkeitsrechte, Eigentum und Wohlstand und auf nicht weniger als unser gesamtes Rechtssystem aus.

5 Angriff aus dem Netz: I love you – und schon ist man gehackt
    Die ersten Computerviren quiekten noch lauthals als Fanfare durch den Mini-Lautsprecher des Computers oder liefen zuweilen als übergroßes Männchen – wie im Fall des Computervirus Walker – über den Bildschirm. Name war Programm, und – ja – manchmal hatten Virenprogrammierer Humor. Wenig später allerdings nahmen andere, weniger lustige Schadprogramme den Platz der umherlaufenden Männchen und der tönernen Fanfaren ein. Das Virus Spacers zum Beispiel infizierte nicht nur jedes ausführbare Programm des Betriebssystems Windows, sondern veränderte auch den Master Boot Record ( MBR ), also den Teil der Festplatte, der zum Starten des Rechners benötigt wird. Ohne eine Rettungsdiskette, die diesen Teil der Festplatte wiederherstellen konnte, waren die Daten in aller Regel verloren. Das war in den Neunzigern. Langsam schien man dann das Problem zu erkennen, zumindest kamen die ersten Antivirenhersteller mit Produkten wie Avira AntiVir auf den Markt. Eigentlich, so könnte man denken, wäre seitdem genug Zeit vergangen, um mit den Kinderkrankheiten des digitalen Zeitalters fertigzuwerden. Doch das Gegenteil war der Fall. Noch immer rennt die gesamte Computerbranche den Angreifern hinterher und behandelt IT -Sicherheit reaktiv.
    Anfang der Jahrtausendwende lernten die Viren, sich selbst zu verbreiten. Das war die Geburtsstunde der Würmer. Einer der wohl bekanntesten unter ihnen war I love you – ein Wurm aus dem Jahr 2000 . Das Besondere: Das Opfer wurde erstmalig dazu verleitet, auf den Anhang einer E-Mail zu klicken. Da Anwender in der Summe keine DAU s, also keine dümmsten anzunehmenden User sind, brauchen Angreifer eine Masche oder eine Erklärung, die es für das Opfer plausibel macht, den Anhang der E-Mail anzuklicken. I love you verwendete einen Trick. Der Wurm verbreitete sich über das Adressbuch des Betriebssystems. Das hieß: Jede E-Mail, die das Virus verschickte, sah für das Opfer so aus, als käme sie von einem Bekannten.
    Ich erinnere mich noch gut, wie ein Freund damals erzählte, dass sich in seiner Firma die halbe Abteilung infizierte, weil eine Kollegin, scheinbar aus Versehen, einen Liebesbrief per E-Mail verschickt hatte. Dass diese E-Mail in Wirklichkeit nicht von ihr selbst geschrieben war und dass es sich um eine Taktik der Angreifer handelte, ahnte keiner. Auf diese perfide Weise infizierte das Virus innerhalb von nur vierundzwanzig Stunden etwa fünfundvierzig Millionen Rechner und richtete einen Schaden von geschätzten und unfassbaren 5 , 5  Milliarden US -Dollar an. I love you griff auf nahezu alle Daten des Systems zu und verseuchte sie.
    Nur einen Sommer später, genau eine Woche nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York, machte erneut ein Schadprogramm von sich reden. Der Name des Wurms war Nimda, was der Rückwärtsschreibweise von Admin entspricht. Admin steht in der Computerwelt wiederum für Administrator, für den Benutzer mit allen Rechten am System. Nimda war extrem gefährlich, denn er nutzte neben dem Adressbuch, also dem Trick von I love you, bestehende Netzwerkfreigaben aus, um sich weiter zu verbreiten, sowie Sicherheitslücken in Microsofts Webserver. Mit dieser Form der Aggressivität schaffte es der Wurm, sich zum am schnellsten verbreitenden Wurm aller Zeiten zu entwickeln – und das nur zweiundzwanzig Minuten nach seinem Erscheinen. Allerdings hielt der zweifelhafte Rekord nur wenige Monate. Dann kam Slammer. Ein Wurm, der innerhalb weniger Minuten gleich so viele Computersysteme infizierte, dass der dabei erzeugte Netzwerkverkehr das Internet selbst verlangsamte.
    Langsam schärfte sich das Bewusstsein der Anwender, I love you hatte dafür gesorgt. So einfach wie noch zu Beginn hatten es die Angreifer nicht mehr. Auf einen Betreff wie «I love you» fielen nur noch die wenigsten
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