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Gefangen (German Edition)

Gefangen (German Edition)

Titel: Gefangen (German Edition)
Autoren: Sira Rabe
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Gefühl der Dankbarkeit überfiel sie. Sie senkte schnell den Kopf und lauschte aufmerksam.
    Lennart hatte sehr wohl bemerkt, dass sie unartig gewesen war und den Kopf gehoben hatte. Aber er tolerierte es. Von da an bewegte sie sich keinen Millimeter, aber wenn er ihr einen kurzen Blick zuwarf, sah er, dass sie vollkommen von seiner Stimme gefangen war, und es erfüllte ihn mit Zufriedenheit.
    Zwei Kapitel und zwanzig Minuten später klappte Lennart das Buch leise zu. Er betrachtete Delia einen Moment schweigend, dann stand er auf. «Ich will, dass du so bleibst, bis ich zurückkehre, verstanden?»
    Sie nickte.
    «Ich höre nichts? Das heißt Ja, Herr!»
    «Ja, Herr», erwiderte Delia leise.
    «Zu leise!», knurrte Lennart ungehalten.
    «Ja, Herr», antwortete sie ein wenig lauter. «Und – vielen Dank fürs Vorlesen. Das war sehr schön.»
    «Hmm», brummte er.
    Delia hörte ihn die Treppe hinuntergehen. Die Tür stand offen. Nur mühsam widerstand sie dem Impuls, die Treppe hinunterzurennen. Sie war sich darüber im Klaren, dass sie nicht weit gekommen wäre. Er hatte bestimmt die Haustür abgeschlossen oder sonstige Maßnahmen ergriffen, sie an einer Flucht zu hindern. Außerdem – hätte sie nackt auf die Straße laufen sollen? Ja, sie hätte es getan. Aber er kehrte bereits zurück. Seine Schritte waren schnell. Er nahm zwei Stufen auf einmal. Wenn sie flüchten wollte, musste die Gelegenheit günstiger sein und eine wirkliche Chance beinhalten.
    Lennart hatte ein paar Dinge mitgebracht, die er auf dem Tisch ablegte. Er setzte sich wieder auf den Stuhl und stellte zufrieden fest, dass sie seinen Befehl befolgt hatte. Schweigend musterte er sie. Ihre Haare waren ungekämmt, zerzaust vom Herumwälzen. Er musste besser darauf achten, dass sie nicht verkam, genügend Gelegenheit erhielt, sich ordentlich zu pflegen. Wobei dieser Anblick ihre Attraktivität nicht wesentlich schmälerte. Es gab ihr so etwas Animalisches, was zu ihrer ungezähmten Wildheit passte. Er lächelte über seinen Vergleich. So war sie: wie ein ungezähmtes Tier!
    Delia atmete schwer, nervös, ein wenig unregelmäßig. Ihre Brüste hoben und senkten sich sichtbar bei jedem ihrer Atemzüge. Ihre Nippel reckten sich keck empor. Sein Schweigen war unerträglich. Delia fühlte beinahe körperlich, wie er sie betrachtete, ein Kribbeln wie von Tausenden Ameisen erfasste ihre Haut und sie gestand sich ein, dass es sie anmachte, nackt und schutzlos vor ihm zu knien.
    «Bitte, Herr, darf ich etwas fragen?» Sie hob ein wenig, fast unmerklich ihren Kopf, aber Lennart war diese Bewegung nicht entgangen.
    «Du darfst, aber der Kopf bleibt unten! Und überleg dir gut, was du sagst.»
    Delia holte tief Luft. Sie hatte sich in vielen schlaflos durchweinten Stunden Sätze zurechtgelegt, versuchte ihr Anliegen geschickt einzuleiten.
    «Bitte sagen Sie mir, Herr, warum Sie mich hier festhalten und warum Sie so streng mit mir sind?»
    «Du kennst die Antworten doch längst, aber ich wiederhole sie gerne noch einmal. Ich will dich. Aber nicht aufmüpfig, herumschreiend, schimpfend. Ich erwarte eine devote, liebevolle Sklavin.»
    Mit Mühe schluckte Delia herunter, was sie davon hielt, wie abscheulich sie diese Idee nach wie vor fand. Er verhielt sich menschenverachtend! Sie zitterte vor Angst, dass sie etwas Falsches sagen könnte und er sie wieder alleine lassen würde. Aber sie musste es wenigstens versuchen. «Bitte, lassen Sie mich doch gehen, bitte, Herr! Warum machen Sie sich so viel Mühe? Sie finden doch bestimmt jemand anderen, eine Frau, die dankbarer, unterwürfiger und lernfähiger ist als ich!» Ihre ganze Hoffnung lag in diesen Worten.
    «Nein, du weißt, dass ich dich nicht gehen lasse. Du wirst es endlich akzeptieren! Du bist es, die ich will, keine andere!» Seine Stimme war lauter geworden, klang extrem ungehalten. Delia zog den Kopf ein und wäre am liebsten im Boden versunken. «Und du bist durchaus lernfähig, leider aber auch dickschädelig und uneinsichtig! Ich hatte eigentlich gehofft, du wärst so weit, das einzusehen und abzulegen. Hattest du nicht gestern erst geschworen, du würdest dich unterwerfen und gerne meine ergebene Sklavin sein?»
    Lennart stand auf und ging zur Tür. Es dauerte nur Sekunden, bis Delia begriff, dass er dabei war, seine Maßnahmen fortzusetzen. Sie verstand, dass er entschlossener denn je war, Härte zu zeigen.
    Sie gab sich einen Ruck, missachtete den widerspenstigen Teufel in ihrem Kopf, der unentwegt
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