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Gefährliche Schatten (eine Midnight Angel-Novelle) (German Edition)

Gefährliche Schatten (eine Midnight Angel-Novelle) (German Edition)

Titel: Gefährliche Schatten (eine Midnight Angel-Novelle) (German Edition)
Autoren: Lisa Marie Rice
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nahm die Worte kaum wahr. Wie die Musik war das Lied für sie zu einem Ganzen geworden, ohne Ende, vollständig. Sie war sich kaum ihrer selbst bewusst, sie war nur mehr das Sprachrohr der Musik. Die Musik floss in ihr, durch sie, echt und kristallklar.
    Als das Stück zu Ende war, die letzte Note noch in der Luft hing und sich dann auflöste, legte sie die Hände an die Ränder des Kanuns und genoss den Augenblick, weil es der Augenblick war, in dem ihr Leben wieder heil wurde.
    Sie war wieder da.
    Die Musik war wieder da.
    Und mit der Musik ihre Seele. Von diesem Augenblick an wusste sie, dass sie es schaffen würde, dass die Operation ihr Werk getan hatte, dass sie wieder heil war. Schwach, aber heil.
    Sie lächelte und öffnete die Augen. Douglas saß ihr gegenüber, still und unbeweglich. Seine Augen waren glasig.
    »War ich so schlecht?«, fragte sie, ihre Stimme unsicher.
    Er schüttelte den Kopf. Er fand keine Worte, wenn er gerührt war. Sie war auch gerührt, weil sie ohne Douglas nie so weit gekommen wäre. Sie würde noch in Schwäche und Verzweiflung stecken. Sie waren zusammen so weit gekommen.
    »Douglas«, flüsterte sie und streckte ihre Hand nach ihm aus.
    In der ganzen Zeit, seit sie ihn kannte, hatte sie kein einziges Mal ihre Hand nach ihm ausgestreckt, ohne dass er sie genommen hätte. Auch dieses Mal. Er stand auf, hob den Kanun mit einer Hand weg und zog sie mit der anderen vom Sofa hoch.
    Sie sah zu ihm auf, zu ihrem unglaublichen Mann, dankbar für alles. Für die Musik, die in ihr Leben zurückgekehrt war und für ihren Ehemann, der sie nie verlassen würde, solange er lebte.
    »Liebe mich, Douglas.« Wie die Musik, so quollen die Worte unwiderstehlich aus ihr heraus.
    Er leistete keinen Widerstand. Er hob sie in seinen Armen hoch und trug sie ins Schlafzimmer.

5. K APITEL
    Kowalski trug seine Frau, weil sie so am schnellsten ins Schlafzimmer kamen. Nach vier Monaten der Enthaltsamkeit wollte er keine Sekunde mehr warten.
    Es war ja nicht so, als ob er ein Heiliger gewesen wäre. Himmel, nein. Er war sein ganzes Leben Soldat gewesen und hatte Dinge gemacht, die er Allegra nie erzählen könnte. Und es war ja auch nicht so, dass er seine Frau nicht begehrte. Jede einzelne Nacht war er mit einer Latte ins Bett gegangen. Und sie hatte ihn nicht selten ermutigt.
    Aber … guter Gott. Sie hatte die Tage nach der Operation damit verbracht, sich wieder auf die Beine zu bringen. Wie konnte er das erste Mal vergessen, als sie versuchte aufzustehen und ihre Knie weich wurden? Wie gut, dass er da war, um sie aufzufangen.
    Ihre Augen waren vor Müdigkeit wund am Abend. Jeder Tag war für sie, als würde sie einen Berg erklimmen. Sie sah so zerbrechlich aus, als würde sie entzweigehen, wenn er sie berührte.
    Er begehrte sie, aber er hatte nicht den Mut, mit ihr zu schlafen. Er wusste sehr wohl, wie sehr es sie schmerzte, wenn er sie Nacht um Nacht nur in seinen Armen hielt, aber er wusste auch, dass es so richtig war. Lange Zeit war Allegras Leben an einem dünnen Faden gehangen.
    Aber jetzt nicht mehr. Guter Gott, jetzt nicht. Diese Tage in Kriator hatten ihrer Haut wieder den Schimmer der Gesundheit verliehen. Sie hatte auch ein paar Kilos zugenommen. Kilos, die sie brauchte. Aber vor allem hatte sie an Selbstvertrauen gewonnen. Sie bewegte sich leicht und gut.
    Und eben jetzt – Himmel, er dachte sein Herz würde zerspringen, als ihr Spiel wieder denselben Zauber hatte wie vor der Operation. Die Musik war ihr grausam entrissen worden in diesen letzten vier Monaten, aber jetzt war sie zurück. Und er hatte seine Allegra zurück, heil.
    Und so schön, dass er jedes Mal, wenn er auf sie in seinen Armen hinuntersah, glaubte, sein Herz würde stillstehen.
    Der Raum war ideal für sie, um wieder Sex zu haben. Er war zwar nicht besonders empfänglich für die Atmosphäre – solange sie beide nackt, zusammen und unter sich waren, hätten sie an irgendeinem Ort sein können. Aber Allegra war eine Frau und Frauen liebten so etwas. Seidenkissen und Silberschalen mit getrockneten Blütenblättern und silberne Spiegelrahmen und Vorhänge so hauchfein, dass sie jedes Mal schwebten, wenn eine Brise hereinblies.
    Oh ja. Allegra ließ den Blick durch halbgeschlossene Augen im Raum herumschweifen, und er konnte sehen, dass er ihr gefiel. Und dann sah sie ihn an und er bemerkte, dass er ihr gegen jede Wahrscheinlichkeit gefiel. Es verblüffte ihn immer noch, aber inzwischen stellte er es nicht mehr in Frage. Er
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