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Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung

Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung

Titel: Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
Autoren: MARGARET MCPHEE
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dunkel im Saal, und die Musik setzte ein, um den nächsten Akt von Coriolan anzukündigen. Unter tobendem Beifall und begeisterten Zurufen aus dem Parkett betrat der gefeierte John Philip Kemble die Bühne.
    „Ein grandioser Schauspieler, finden Sie nicht?“ Lord Farquharson drehte sich zu Mrs. Langley. „Es heißt, dass er am Freitag seine letzte Vorstellung gibt.“
    „Ich stimme Ihnen zu, Mylord, ein schrecklicher Verlust für das Theater. Und für mich, die ich eine große Bewunderin von Mr. Kembles Kunst bin.“
    Madeline warf ihrer Mutter einen verdutzten Blick zu. Erst am Nachmittag hatte Mrs. Langley ihre Ansichten über den Schauspieler kundgetan, und sie waren keineswegs von Bewunderung geprägt gewesen.
    Der vierte Akt war noch nicht weit vorangeschritten, als Lord Farquharson auf einmal verkündete, er habe einen Krampf im Oberschenkel. „Ein Andenken an die Schlacht bei Salamanca“, erklärte er Mrs. Langley und begann, seinen Stuhl zu verrücken. „Ein Säbelstich, um genau zu sein, der sich von Zeit zu Zeit unangenehm in Erinnerung bringt.“ Der Baron schnitt eine Grimasse und streckte sein Bein so aus, dass er damit Madelines Röcke streifte.
    Wie ihre Mutter es schaffte, Farquharsons dreistes Verhalten nicht zu bemerken, war Madeline ein Rätsel. Jedenfalls zog Mrs. Langley es vor, den verzweifelten Blick, den ihre Tochter ihr zuwarf, zu ignorieren. „Wie tapfer von Ihnen, Mylord“, erwiderte sie stattdessen.
    Lord Farquharson nickte und platzierte seinen Fuß dicht neben Madelines.
    „Mama …“
    „Was ist, Liebes?“ Mrs. Langley sah konzentriert auf die Bühne.
    „Mama!“, wiederholte Madeline energischer.
    Lord Farquharson sah anzüglich auf sie hernieder. Ein wissendes Lächeln spielte um seinen Mund. „Sind Sie in Ordnung, Miss Langley?“
    „Ich fühle mich nicht ganz wohl“, antwortete sie und fächelte sich hastig Luft zu. „Es ist in der Tat recht heiß hier.“
    „Meine liebe Miss Langley“, Farquharsons Stimme troff vor unechter Besorgnis, „kann ich irgendetwas für Sie tun?“
    Madeline schüttelte den Kopf. „Ein wenig frische Luft, und mir geht es wieder gut.“ Sie stand auf und machte Anstalten, die Loge zu verlassen.
    Endlich drehte ihre Mutter sich zu ihr um. „Muss das wirklich sein?“, fragte sie ungehalten. „Angelina und ich möchten gern bleiben. Kannst du nicht ein bisschen warten?“
    Lord Farquharson nutzte die Chance. „Ich fände es außerordentlich schade, wenn Sie alle drei das Stück verpassen würden, meine Damen, zumal Coriolan gleich seinen Monolog hält.“
    Mrs. Langley seufzte.
    „Mir macht es nichts aus“, erklärte Angelina, aber niemand schenkte ihr Beachtung.
    „Was, wenn …?“ Lord Farquharson hielt inne und schüttelte den Kopf. „Nein, allein das Angebot wäre unschicklich, fürchte ich.“
    „Nicht doch, Mylord“, beeilte Mrs. Langley sich, ihm zu versichern. „Nichts, was Sie sagen, könnte je unschicklich sein. Ein vertrauenswürdigerer, aufmerksamerer Gentleman als Sie müsste erst noch gefunden werden.“
    Madelines Schultern sackten herunter. Sie hatte eine ungute Ahnung, was der Baron vorschlagen würde. „Mama …“, versuchte sie ein weiteres Mal, sich Gehör zu verschaffen.
    „Madeline“, unterbrach ihre Mutter sie scharf. „Sei bitte so höflich und lass Seine Lordschaft ausreden.“
    „Aber Mama …“
    „Madeline!“ Mrs. Langley hatte die Stimme erhoben und sah ihre Tochter vorwurfsvoll an. Sämtliche Köpfe in den umliegenden Logen wandten sich ihnen zu.
    Madeline gab auf.
    „Liebe Mrs. Langley.“ Lord Farquharson schenkte ihrer Mutter einen Blick, wie er aufrichtiger nicht hätte sein können. „Wenn Sie gestatten, würde ich Miss Madeline gern ins Foyer eskortieren. Dann könnten Sie und Miss Angelina weiter zuschauen. Und selbstverständlich haben Sie mein Wort, dass ich Miss Madeline mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln schütze, notfalls mit meinem Leben.“ Er legte sich dramatisch die Hand auf die Brust. „Es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass ich Ihrer Tochter große Zuneigung entgegenbringe.“ Ein kaum wahrnehmbares Lächeln huschte über seine Züge, das Madeline eine Gänsehaut verursachte.
    „Ich hätte nichts dagegen, Madeline zu begleiten“, mischte Angelina sich ein.
    „Und Mr. Kembles Auftritt zu verpassen?“, erwiderte der Baron, während Mrs. Langley ihre jüngere Tochter zornig anblitzte. „Dazu besteht nicht die geringste Notwendigkeit, Miss Angelina. Wie
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