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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller
Autoren: Gordon Ferris
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Freundschaft überlebte selbst die Auseinandersetzungen im örtlichen Tanzsaal, Speicher genannt. Eigentlich war das der Treffpunkt der jugendlichen Air Cadets, einer Freiwilligenorganisation der Royal Air Force. Dort legten sich die Protestanten häufig mit den Katholiken an, statt sich mit den Mädchen beim Tanzen zu amüsieren. Hugh ging wie die meisten meiner Kumpels mit 14 von der Schule ab, trat in die Fußstapfen seines Vaters und begann eine Lehre in der Küferei von Johnnie Walker’s. Ich besuchte dank eines Stipendiums der Bergarbeitergenossenschaft weiterhin die höhere Schule, um dort meinen Abschluss zu machen. Das war keineswegs meine eigene Entscheidung. Mein ständig hustender Vater hatte sich geschworen, nicht zuzulassen, dass ich ihm in die Zeche folgte.
    Hugh und ich blieben auch in dieser Zeit in Verbindung. Eines Abends schleppte er seine Freundin Maureen, mit der er gemeinsam auf die St. Joseph’s gegangen war, im Speicher an. Und Maureen brachte ihre Schwester Fiona mit. Sie hatte dickes schwarzes Haar, das ihr fast bis zum Po ging, die stolze Kopfhaltung und schlanke Muskulatur einer Tänzerin und dunkle Wimpern, die ihre keltisch-dunklen Augen beschatteten.
    An jenem ersten Abend sah sie mich so unbekümmert und herausfordernd an, als wartete sie nur darauf, dass ich irgendetwas Dummes sagte. Ich weiß nicht mehr, worüber wir genau geredet haben, aber es konnte nicht allzu blamabel für mich gewesen sein, denn bald darauf und auch am folgenden Samstag tanzten wir wie die Derwische miteinander. Ihr Haar schwang dabei herum wie die Mähne eines schwarzen Hengstes.
    Es war damals ungewöhnlich – ist es vielleicht auch heute noch –, dass Katholiken mit Protestanten auf der Tanzfläche herumwirbelten. Wir konnten nur hoffen und abwarten, dass der Krieg dieses Problem vom Tisch fegen würde. Im Vergleich zu uns hatten es die Montagues und Capulets geradezu leicht gehabt.
    Jedenfalls wurden Fiona und ich in jenem unbekümmerten Sommer ein Paar. Wir waren beide 15, und mich hatte die Liebe meines Lebens erwischt.
    Auch das ganze folgende Jahr hindurch blieben Shug, Maureen, Fiona und ich unzertrennlich, obwohl ich noch zur Schule ging, während sich die drei anderen bereits ihren Lebensunterhalt verdienen mussten. Meine Taschen waren bis auf die paar Kupfermünzen, die ich beim Zeitungsaustragen verdiente, fast immer leer. Fiona arbeitete genau wie ihre Schwester und ihre Mutter im Hüttenwerk. Wenn ich sie von der Arbeit abholte – ich im Schulblazer, sie in ihrem Arbeitskittel, das lange Haar unter einem Kopftuch versteckt, das sie bei meinem Anblick sofort abnahm –, lästerten ihre Kolleginnen über mich. Die harmloseste Stichelei war noch, dass sie mich den Professor nannten. Aber das juckte uns damals nicht im Geringsten. Wir waren verliebt, und selbst das Drängen von Fionas Priester und ihren Eltern, diese skandalöse Beziehung unverzüglich zu beenden, stieß bei uns bis zum Frühling 1929 auf taube Ohren.
    Doch dann erzählte mir Maureen, verbittert und mit hochrotem Gesicht, etwas, das alles änderte: Hugh und Fiona trafen sich schon seit Monaten heimlich. Plötzlich ergaben all die kleinen Ausflüchte von Fiona einen Sinn. Oft hatte sie behauptet, zu müde zu sein, um sich nach der Arbeit noch mit mir zu treffen, oder auch, sie müsse sich noch die Haare waschen. Manchmal tischte sie mir auch die Geschichte auf, mit ihren Freundinnen verabredet zu sein.
    Ich erwischte Fiona und Shug dabei, wie sie Hand in Hand im Kay Park herumspazierten und sich leidenschaftlich küssten. Als ich mich schließlich zu erkennen gab, wusste ich nicht recht, was ich tun sollte: Shug verprügeln, Fiona ohrfeigen oder beide umbringen. Doch sie blieben wie angewurzelt vor mir stehen und sahen mich dabei so mitleidig an, dass ich mich einfach umdrehte und wegging. Hugh rief mir nach, es tue ihm leid, das alles sei ja nicht geplant gewesen. Ich hätte ihn vielleicht doch verprügeln sollen.
    Das ist jetzt 17 Jahre her. Und wissen Sie was? Es hat auch 17 Jahre lang wehgetan und tut es noch immer. Was weiß ein Teenager schon von der Liebe? Alles und doch nichts. Nichts über die schwierigen Phasen einer Ehe. Nichts über die Tiefpunkte und Zweifel, die Ketten und Fesseln. Aber alles über das Funken sprühende Feuer eines Kusses. Alles über die Qualen bei der Frage, ob sie’s tun wird oder nicht. Alles über den inneren Aufruhr, das verzehrende Begehren und die letzte Gewissheit.
    Warum sollte die Liebe
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