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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Autoren: Roxann Hill
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zu entkommen.
    Doch es gab für mich kein Entrinnen.
    Das wusste ich genau.
    „Unsere Lilith ist ja ganz blass“, sprach Tante Karin von weit weg. „Gib ihr noch ein wenig von dem Champagner, Gerti, aber nicht zu viel, du weißt schon warum.“
    Gierig trank ich einen weiteren Schluck und war dankbar um die Wärme und das Leben, die in mich zurückströmten.
     Eine erwartungsvolle, beinahe feierliche Stille breitete sich aus.
    Tante Karin, die keine Gefühlsduseleien mochte, ergriff die Initiative. „Du weißt, dass wir dir heuer nichts Großes zum Geburtstag schenken können. Deine Tante Bärbel ist permanent pleite, und unsere liebe Gerti hat noch nie mit Geld umgehen können.“
    Meine Oma wollte protestieren, aber Tante Karin hob ihren langen dünnen Zeigefinger, um sie zum Schweigen zu bringen.
    „Und meine alte zuckerkranke Katze muss öfter zum Arzt, als wir alle zusammen. Das ist teuer. In meinem nächsten Leben werde ich Veterinärin, das sag ich dir! – Lange Rede, kurzer Sinn, Kind: Du bekommst heute nur diesen einen Umschlag von uns.“
    Sie hob ein kleines verschlossenes Briefcouvert hoch. „Das hier ist für dich, liebe Lilith.“
    Ich nahm den Umschlag und prüfte zunächst einmal möglichst unauffällig, ob sich Geld darin befand. Dann konnte ich es nicht mehr erwarten und riss ihn auf.
    Von Banknoten keine Spur.
    Stattdessen fiel ein flacher Schlüssel in meine Hand.
    „Gefällt dir dein Geschenk, Lilith?“ Tante Bärbel sah mich fragend durch ihre große Hornbrille an und rutschte auf ihrem Stuhl vor freudiger Ungeduld hin und her.
    „Ja, schon, aber ….“
    „Karin, ihr gefällt das Geschenk nicht!“
    „Bärbel, denk nach, sie weiß nur nicht, was sie bekommen hat, stimmt's Lilith?“, entgegnete Tante Karin leicht entnervt.
    Drei Augenpaare blickten mich an.
    „Nun, wenn ihr mich so fragt…“, erwiderte ich.
    Tante Karin erhob sich und öffnete die Eingangstür. Gerti holte gleichzeitig meinen Motorradhelm und meine Lederjacke aus der Ecke und reichte sie mir. „Mach deine Augen auf, Lilith! Dein Geschenk steht draußen! – Und wehe, du kommst vor einer Stunde wieder zurück!“
    Mir blieb die Luft weg. Ich schlüpfte in die Jacke, riss den Helm an mich und spurtete hinaus zu der Suzuki, die ich von meinem Fenster aus bewundert hatte. Der Schlüssel passte. Schnell setzte ich den Helm auf, schwang mich in den Sattel und betätigte den Anlasser. Mit einem tiefen satten Geräusch startete die Suzi – mein Motorrad!
    Ich setzte die Maschine in Bewegung, sie rollte an unserem Haus vorbei und ich winkte meinen drei alten Mädels zu, die im Vorgarten standen.
    „Pass auf, dass dir nichts geschieht!“, rief mir Tante Karin hinterher. Ihre Stimme klang schrill. Dann war ich auch schon um die Kurve herum.
     
    11
     
    Ich fuhr die kürzeste Strecke Richtung Autobahn. Im Stadtgebiet musste ich mein Temperament zügeln. Dann endlich, die Auffahrt zur Schnellstraße. Ich fädelte mich ein und wurde schneller.
    Ich schaltete langsam hoch, drehte richtig auf. Durch die Fliehkraft wurde mein Oberkörper nach hinten gedrückt. Ich spürte die Kraft des Motors. Meine Suzi und ich waren wie miteinander verwachsen.
    Die Maschine lief einfach göttlich. Ich hatte das Gefühl, zu fliegen. Nichts hielt mich mehr, ich ließ es krachen.
    Freiheit pur.
    Als wäre ich ein Teil des Windes, raste ich an den Autos vorbei. Lediglich die Strecke vor mir blieb in meinem Fokus.
    Aus meinem Augenwinkel heraus erkannte ich rechts neben mir eine Bewegung. Dort, wo die Standspur war. Etwas schob sich in mein Gesichtsfeld. Ein Schatten, farblos wie die Nacht.
    Ich drehte meinen Kopf zur Seite, wollte wissen, was sich an mich geheftet hatte. Ich glaubte, schemenhaft eine Gestalt wahrzunehmen, die sich mir zuwandte und mich aufmerksam betrachtete. Ihr Antlitz war überirdisch schön.
    Verträumt lächelte ich hinüber. Die ebenmäßigen Linien ihres Gesichtes zerflossen unter meinem Blick, verzerrten sich ins abstoßend Grässliche, ihr Mund öffnete sich weiter und immer weiter, bis ein schwarzer Vogel herausschoss und um Haaresbreite mit mir kollidierte.
    Ich meinte, ein markerschütterndes Lachen, einen unmenschlichen Schrei zu hören. Das Gebilde fiel in den Schatten zurück, der wurde schneller, raste an mir vorbei und verschmolz mit dem Wagen vor mir.
    Ich sah es mehr, als dass ich es vernahm, wie der linke Hinterreifen des Fahrzeugs platzte. Einzelne Gummiteile flogen hoch und wurden durch den Fahrtwind auf
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