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Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin
Autoren: T Tippner
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ausgesehen hatte, als sie Angst bekam! Nicht dass Mike es lustig fand, dass Anna Angst hatte, aber es hatte so witzig gewirkt, als Anna da auf den Zaun zu rannte. Dabei war ihr dann auch noch unentwegt der süße Hund zwischen den Beinen hin und her gelaufen!
    Mike kicherte immer mehr und musste dann sogar stehenbleiben, um sich wieder zu beruhigen.
    „Was hast du denn?“, wollte ein dicklicher Junge mit einer Cap wissen, auf der deutlich das Emblem der Eisernen Union zu sehen war (Nicht-Fußballfans sei gesagt, dass damit der Verein Union Berlin gemeint ist).
    „Muss ich was haben?“, fragte Mike belustigt und blickte dem dicken Jungen mitten ins Gesicht.
    Der lächelte schief und etwas unsicher, wie Mike fand.
    Er war einer der Jugendlichen, die sich nur dann stark fühlten, wenn andere vor ihm Respekt zeigten oder gar Angst hatten. Gab es dann aber jemanden, der ihm ganz mutig entgegentrat, breitete sich Unsicherheit in ihm aus, und er zog sich zurück oder wurde fies.
    Mike, die in ihrem Leben leider schon mehr als einen Konflikt lösen musste, wusste genau, worauf sie zu achten hatte, wenn sie in Situationen geriet, die meistens darin endeten, dass man sich prügelnd auf dem Boden wiederfand.
    „Siehst so aus“, sagte der Junge unsicher und blickte sich dabei suchend um, als ob er darauf wartete, dass endlich seine Freunde kamen.
    „Und du siehst aus, als ob du dir in die Hose gemacht hast, obwohl du es nicht getan hast. Hoffe ich zumindest“, legte Mike nach und spielte unmissverständlich auf die bis in die Kniekehlen hängenden Hosen des Jungen an.
    „Werde bloß nicht frech, sonst …“, drohte der Junge und kam einen Schritt auf Mike zu. Er machte aber gleich wieder einen Schritt zurück, als Mike sich ihm entgegenstellte und dabei provozierend die Arme in die Hüften stemmte.
    „Was dann?“, wollte Mike wissen.
    „Mädchen schlägt man nicht“, sagte der Junge breit grinsend. Bei seinem Versuch, plötzlich freundlich zu sein, sah er so hilflos aus, dass es Mike schon beinahe wehtat.
    „Jungen aber schon“, grinste Mike.
    Das Gesicht des Capträgers entstellte sich zunehmend. Er bekam nun sichtlich Angst vor Mike, und er schien sich auch an die Geschichten zu erinnern, die man sich im Viertel über ein gewisses Mädchen erzählte, das ohne Kompromisse seine Meinung vertrat. Konnte es sein, fragte sein besorgter Gesichtsausdruck, dass er hier genau auf dieses Mädchen getroffen war? 
    „Hab ich was im Gesicht?“, wollte  Mike wissen, als das Schweigen immer unangenehmer wurde und der Junge einfach nicht verstand, dass er nun gehen durfte.
    Egal wohin.
    Dahin, wo es ihm beliebte.
    „Kusch dich“, zischte Mike nach einer weiteren nutzlos verstrichenen Sekunde und sah dann mit einer inneren Zufriedenheit, wie der Junge an den Schirm seiner Cap tippte und mit eiligen Schritten das Weite suchte.
    Mike schaute ihm nach und musste wieder grinsen. Besser konnte der Tag doch gar nicht laufen, dachte sie bei sich und machte sich daran, endlich nach Hause zu gehen.
    Während Mike über die Steinplatten wanderte, die den Gehweg markierten, lauschte sie dem Knirschen des Sandes unter ihren Schuhen.
    Sie seufzte.
    Was für ein schöner Tag.
    Nichts auf der Welt konnte ihr diesen Tag kaputtmachen.
    Nichts.
    Selbst die trostlose, blasse Wohngegend, in der sie lebte, drückte ihr nicht aufs Gemüt. Natürlich war sie nicht sonderlich glücklich hier, wo die Menschen meist arm waren und die Perspektiven nicht rosig. Viele der Kinder in diesem Viertel der Stadt lungerten den ganzen Tag draußen herum und hatten wenig zu lachen.
    Mike aber versuchte, aus ihrer Situation das Beste zu machen. Schließlich war sie schon immer ein positiv gestimmter Mensch gewesen.
    Nur manchmal, wenn sie alleine zu Hause war, auf ihrem Bett lag und ins Grübeln kam, änderte sich ihre Stimmung. Dann aber auch nur kurz, weil sie sich schnell irgendetwas ausdachte, das sie wieder ganz doll glücklich machte.
    So wie gestern, als sie sich vorgestellt hatte, ein Burgfräulein zu sein, das sich gegen den bösen Ritter durchsetzte. Oh, wie hatte sie dem Ritter zugesetzt mit tollen Sprüchen, lässigen Kontern und der einen oder anderen Backpfeife! Sie war so erhaben und überheblich gewesen und hatte sich dabei so wohlgefühlt, dass sie den Ritter dann unweigerlich mit Nancy verglichen hatte.
    Natürlich, vorhin im Park hatte sie es der hochnäsigen, oberflächlichen Göre gezeigt. Aber nun, als sie alleine war und darüber
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