Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie

Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie

Titel: Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
mit zu der Freddie, die er liebte — und er hatte sie wochenlang nicht mehr gesehen. »Kannst du das Fenster von innen aufmachen?« fragte er.
    »Ich glaube schon, obwohl es aussieht, als wär’ es seit einer Ewigkeit nicht mehr geöffnet worden. Es ist ganz voll Staub und Spinnweben, aber ich bin sowieso schon ziemlich schmutzig. Ich werd’s erst in ein paar Minuten versuchen. Ich muß einfach erst mein Gesicht waschen und mir die Haare kämmen. Ich könnt’ es einfach nicht ertragen, wenn ich dir so unter die Augen käme. Ich seh ’ aus wie eine Schreckschraube.«
    »Wie willst du wissen, wie du aussiehst, und was hat das schon zu bedeuten?«
    »Ich weiß es, weil hier über dem Kaminsims ein grauenhaft fleckiger Spiegel hängt, und ehrlich, du würdest mich nicht wiedererkennen. Wenigstens hoffe ich das... Im Waschraum ist ein komisches kleines Becken, und darum geh’ ich jetzt und wasch’ mir das Gesicht und kämm’ mir durch die Haare, und dann werden wir das Fenster in Angriff nehmen. Du kannst ziehen, und ich kann schieben, und dann müßte eigentlich irgendwas nachgeben, nur hoffe ich, daß ich das nicht bin.«
    Sie beeilte sich mit ihrer Toilette, nahm sich aber die Zeit, Lippenstift und Puder aufzulegen. Schließlich hatte Jonathan sie seit ein paar Jahrhunderten nicht mehr zu Gesicht bekommen, und Ärzte bekamen bekanntlich auf Schritt und Tritt attraktive Frauen zu sehen... Seine Stimme drang ungeduldig rufend zu ihr: »Kannst du eigentlich gar nicht begreifen, daß ich mich den Teufel darum schere, wie du aussiehst? Ich will dich endlich draußen haben! Komm und versuch’s mit dem Fenster.«
    Sie betrachtete ihr Spiegelbild kritisch ein letztes Mal und kam zu dem Schluß, daß es nicht ganz übel war, vor allem, wenn man die unruhig verbrachte Nacht auf der Liege in Betracht zog, die im grellen Tageslicht höchst unappetitlich aussah. Ein paar Minuten lang kämpfte sie mit dem verrosteten Fensterschnäpper, und schließlich glückte es ihr auch, ihn loszumachen. Dann drückte sie verzweifelt gegen den Fensterrahmen, und Jonathan half von seiner Seite aus mit. Er schien hoffnungslos festzusitzen und war vermutlich nie geöffnet worden, aber Entschlossenheit auf beiden Seiten trug am Ende doch den Sieg davon, und er begann mit lautem Geknarre nachzugeben. Es war ein altmodisches Aufziehfenster, kleiner als Freddie je eines gesehen hatte, und lag hoch über dem Boden. Sie betrachtete es mißtrauisch. War es wirklich denkbar, daß sie sich da hindurchquetschen konnte? Jonathan stand und blickte verlangend empor, denn auf der Außenfront war das Fenster gut seine zwei Meter hoch über dem Bahnsteig. Zum Glück war er groß, und mit hochgereckten Armen könnte er sie wohl erreichen. Sie bestieg einen Stuhl und guckte zu ihm hinunter und sagte dann vollkommen wahnsinnig: »Aber Jonathan, ich kann mich hier doch nicht einfach so wegstehlen. Ich hab’ doch auch Gepäck, und mein Koffer ist viel zu groß, um durch das Fenster zu gehen. Außerdem war der Bahnbeamte so freundlich. Ich fände es schrecklich, wenn ich seine Gefühle verletzte.«
    Insgeheim spürte Jonathan, daß seine Gefühle inzwischen so sehr gelitten hatten, daß er total unempfindlich für die des Bahnbeamten geworden war, laut aber äußerte er nur: »Laß ihm einen Zettel da. Schreib, daß wir wegen des Gepäcks zurückkommen. Schreib, daß wir zum Frühstücken in die Stadt gefahren sind und später hierher zurückkehren. Da hast du einen alten Umschlag. Schreib schnell. Ich hab’ die Warterei satt.«
    Sie setzte sich an den wackeligen Tisch und schrieb mühselig und dankerfüllt und ließ dann den Umschlag gegen den fleckigen Spiegel gestützt stehen. Danach stieg sie wiederum auf ihren Stuhl hinauf, warf ihre Handtasche Jonathan in die Arme und kletterte trotz ihres athletischen Wagemuts mit einiger Schwierigkeit auf das Fenstersims. Da oben blieb sie erst einmal einen Moment hocken und schaute auf Jonathan herunter, der gereizt sagte: »Komm, mach schon. Worauf wartest du noch?«
    Mit beleidigter Stimme gab Freddie zurück: »Ich mußte dich nur mal eben begucken und dachte gerade, wie wunderbar es doch ist, dich wiederzusehen, und wie sehr ich dich liebe, und dann hast du hochgesehen und die Stirn in Dackelfalten gelegt, und ich dachte...«
    »Du dachtest, was für einen biestigen, miesepetrigen alten Doktor du doch drauf und dran bist zu heiraten, stimmt’s?«
    »Ich dachte«, sagte Freddie weich, »daß ich dich, wenn du so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher