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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung
Autoren: Jo Zybell
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gegen den Sparklancer. Yaku steuerte die MEXIKO 01 dicht zwischen den höchsten Baumwipfeln hindurch. Das Beiboot flog noch immer so schnell, daß es Äste und Wipfel einfach abrasierte.
    Und schließlich öffnete sich die grüne Fläche des Laubdachs. Am Grund eines tiefen Talkessels schien es erst bunt zu leuchten und dann tiefblau zu strahlen. Venus schrie auf, denn es war kein Talkessel, es waren weiter nichts als Blumenwiesen und ein Gewässer auf einer großen Lichtung, was sich da jenseits des Waldrandes ausdehnte, doch die jähe Einsicht, wie tief unter ihnen beides lag und wie hoch demnach die Bäume sein mußten, die sie überflogen hatten, erschreckte sogar Yaku. Er hatte die teilweise dreihundert Meter hohen Urwaldkolosse von Aqualung ganz aus seiner Erinnerung verbannt.
    »Ganz ruhig, Mädchen, kein Problem.« Er flog eine weite Schleife über dem See. Der schien endlos, und sein Wasser war so sagenhaft blau, daß Plutejo ganz still wurde und ihm Tränen aus den Augen traten. War er doch in Felslabyrinthen tief unter dem Eis großgeworden; und war dieser See doch so blau, wie seine Eltern ihm die Meere auf Hawaii-Novum und Tropan geschildert hatten.
    »Freu dich doch, daß du mal ordentliche Bäume zu sehen bekommst, Venus Tigern, und einen eisfreien See noch dazu.« Yakus Hände schwitzten, und sein Herz klopfte mächtig, doch er grinste, weil er merkte, daß er die kritische Situation gemeistert hatte.
    Nun galt es nur noch einen Landeplatz zu finden.
    Er drehte ein paar Schleifen, verringerte die Geschwindigkeit des Sparklancers nach und nach und landete ihn schließlich dicht am Waldrand in einem Feld aus fast vier Meter hohen Stauden voller gelber, kelchförmiger Blüten. Im Sichtfeld ragten die Pflanzenstiele wie Bäume auf.
    Die wirklichen Bäume – von der Aufklärung erfaßt und ins VQ-Feld gerechnet – sahen aus wie Hausfassaden. Der Stamm, der ihnen am nächsten war, hatte einen Durchmesser von fast zwanzig Metern.
    Venus öffnete die Bugluke. »Die Bäume, von denen unser Vater uns erzählte, kamen mir kleiner vor«, sagte sie. Sie beugte sich aus der Luke und spähte zu den gelben Blüten hinauf. Die kleinsten waren so groß wie der Schädel eines Mannes. Über den Kelchen ragte ein Baum wie ein endloser Turm in den Himmel von Aqualung.
    »Haltet euch an die Erzählungen eurer Eltern.« Yakubar Tellim sichtete die Aufzeichnungen des Bordhirns aus den wenigen Minuten zwischen Atmosphäreneintritt und Deaktivierung der Bordinstrumente. »Die Flora auf Aqualung ist schon sehr extrem.«
    »Flora?« Plutejo machte ein begriffsstutziges Gesicht.
    »Die Pflanzenwelt, mein Sohn. Die Ausbildung bei eurem Vater scheint mir doch lückenhaft gewesen zu sein …«
    »Plutejo war drogensüchtig, vergiß das nicht, Yakumann!« Breitbeinig stand Venus im Lukenrahmen und fauchte den Weißhaarigen über die Schulter an. »Er mußte mit unseren älteren Brüdern im Bergwerk schuften, während wir Mädchen lernen konnten, wie man Mäntel näht, Waffen benutzt und einen Omegaraumer startet und landet!«
    »Dafür hat er das Bordhirn auf der MEXIKO aber verdammt gut in den Griff gekriegt«, sagte Yaku. »Doch Ernst beiseite – das Bordhirn des Beiboots hat einen Omegaraumer mit einem Innenschenkeldurchmesser von zweihundertvierzig Metern geortet …«
    »Ein Landungsschiff!« vermutete Plutejo.
    »Korrekt, mein Sohn. Alle Achtung!« Yaku reckte den Daumen in die Höhe. Der Rabe kroch aus seinem Versteck, flatterte auf Venus' Schulter und schwang sich schließlich in die warme Luft Aqualungs hinaus.
    »Wir müssen also mit einer Pioniereinheit von zweihundert Männern und Frauen rechnen«, fuhr Yakubar fort. »Dazu mit allerhand schwerem Gerät, Stoßtrupps der Infanterie, Kampfformationen, mit dem ganzen Mist eben …«
    Erschrocken stellte er fest, daß sie nur vierundfünfzig Kilometer entfernt von dem terranischen Landungsschiff niedergegangen waren. Doch das behielt er lieber für sich.
    »Und was ist das hier – Wärmequellen in der Umgebung des Omegaraumers?« Yakus Augen wurden schmal, Falten türmten sich auf seiner Stirn.
    »Was ist daran so erstaunlich, Mann?« Plutejo musterte ihn mißtrauisch. »Sie werden ein paar Basislager im Wald errichtet haben. Und gibt es nicht jede Menge Viehzeug in diesem Dschungel?«
    »Doch. Sicher … nur … es sind sehr viele Wärmequellen, und sie sind fast ringförmig und in einem Radius von etwa dreißig Kilometern um das Landungsschiff angeordnet.«
    »Wie
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