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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse
Autoren: S. R. Terrie
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Schluchzen verebbt war, mein Hirn sich wie aufgeweichte Zuckerwatte anfühlte und ich nur noch still die Tränen fließen ließ, drangen die Stimmen der anderen gedämpft durch die Tür.
    „… Frage neulich wegen ihrem Vater.“ Das war Amanda. „Kathrin hat wie bei Lora gewisse Blockaden errichtet, die verhindern, dass sich jemand an Loras Seele und der ihres Vaters vergreift.“
    „Und das hab ich gespürt?“ Matt klang überrascht, aber trotz der letzten Stunden noch selbstsicher.
    „Wahrscheinlich …“, erwiderte Amanda. „Das wird wohl auch der Grund dafür sein, dass der Energieschub so stark war, als du ihm etwas entzogen hast. Immerhin war auch ein Teil von Kathrins starker Seele dabei.“ Kurz wurde es still. „Es ist schon erstaunlich, dass du ihm überhaupt etwas von seiner Seele entziehen konntest. Du bist wirklich mein Meisterwerk, Matthew.“
    Redeten sie etwa über das Ereignis mit meinem Dad im Krankenhaus? Er hat Seelenteile meiner Mum? Ich begreif das alles nicht mehr … Will ich auch gar nicht!
    „Du hast immer nur mit mir gespielt, nicht wahr?“ Trotz der Tragweite des Satzes klang Matt verdächtig ruhig.
    Eine Zeit lang sagte niemand etwas, bis Amanda leise etwas von sich gab, was ich nicht verstand.
    Ein lautes Klappern, was auf einen umgefallenen Sessel hindeutete, schreckte mich auf.
    „Ich und deine letzte Hoffnung? Dass ich nicht lache! Du willst mich wohl vollkommen verarschen?“
    „Matt …“, hörte ich Nick. „Wenn du jetzt ausflippst, bringt das keinem was.“
    Ich vernahm ein Brummen, das nur von Matt stammen konnte, dann Schritte.
    Die Tür vor mir wurde aufgerissen und ein schmaler Lichtstrahl legte sich zu meinen Füßen, die ich unentwegt angestarrt hatte. Nun hob ich meinen Kopf und sah einen vor Wut kochenden Jungen, der mich finster beäugte.
    „Matt?“, fragte ich lautlos. Doch eine Erklärung für sein ungestümes Verhalten blieb mir vorenthalten. Andererseits konnte ich gerade gut verstehen, wie er sich fühlen musste.
    Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich an das dunkle Holz. Durch das spärliche Licht legten sich tiefe Schatten in seine Züge, die ihn streng wirken ließen.
    Wir sahen beide auf den Boden, während Nick und die anderen ein leises Gespräch führten, dem ich keine Beachtung mehr schenkte. Das war eindeutig genug ungewünschte Information für einen Tag gewesen.
    „Glaubst du mir auch nicht, dass ich nichts gewusst hab?“, fragte ich irgendwann ohne bestimmten Grund. Ich blinzelte zu Matt hoch, um seine Reaktion abzuwarten.
    Er saugte seine Unterlippe ein und kaute ganz offensichtlich an seinem Piercing. Mittlerweile wusste ich, dass er das nur tat, wenn er nachdachte oder sich nicht sicher war, wie er etwas sagen sollte.
    „Also nicht …“ Warum sollte mir auch nur ein einziger Mensch auf Erden zur Seite stehen?
    „Doch!“
    Meine Augen wanderten zu seinem verbundenen Unterschenkel. Erneut juckten mich Tränen. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“
    Er zuckte leicht mit den Schultern. „Ob ich will oder nicht, aber ich spüre es, wenn du lügst oder unsicher bist“, erklärte er, als wäre es das Normalste auf der Welt. „Vorhin kam mir nur die Möglichkeit in den Sinn, dass du vielleicht wirklich Fähigkeiten besitzen könntest, die es dir erlauben, meine Wahrnehmung zu täuschen. Ähnlich wie Cass.“ Er verschränkte die Arme und stützte sein verletztes Bein an die Tür hinter sich.
    Ich lächelte (was erbärmlich aussehen musste). „Wenn ich so was draufhätte, wäre das sicher vorteilhaft für das, was ich vorhabe.“
    „Und was hast du vor?“ Die Frage wirkte vernünftig und harmlos. Aber sie schnürte mir die Kehle zu, weil ich mir in etwa vorstellen konnte, wie er reagieren würde.
    „Ich …“ Ganz ruhig, Lora, er muss dich gehen lassen. Einsperren kann er dich wohl kaum! „Ich werde zurück nach L. A. gehen und herausfinden, wer meine Mum umgebracht hat.“
    „Amanda hat also die Wahrheit gesagt“, stellte Matt fest. „L. A. …“ Einen kurzen Moment lang wirkte er in Gedanken versunken, doch dann setzte er zu einem Satz an. „Damit verbinde ich keine guten Erinnerungen.“
    Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter, konnte fast spüren, wie er schwer in meinem Magen landete und dort wie ein Stein liegen blieb. Zu gern hätte ich nachgefragt, welche Erinnerungen in ihm schlummerten, aber dazu hatte ich gerade keine Kraft mehr. „Ich auch nicht …“, sagte ich stattdessen. „Aber ich
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