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Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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hatte. Doch so sehr sie sich auch anstrengte – es wollte ihr niemand einfallen. Die Hagens stammten von Deutschen ab, die im Laufe der ersten großen Einwanderungswelle des 20. Jahrhunderts in die Staaten gekommen waren. Laut Claires Großmutter Heidi gab es daher viele Verwandte, mit Ticks und Spleens aller Art – aber dennoch niemanden, der in klinischen Maßstäben als verrückt gegolten hätte.
    Claire wusste natürlich, dass Geisteskrankheiten nicht zwangsläufig in der Familie weitergegeben wurden, wie etwa üble Manieren oder ein schlechtes Gebiss. Zudem glaubte sie nicht daran, dass sich eine geistige Erkrankung derart plötzlich und stark geäußert hätte. Sie wusste aus Vorlesungen aus ihrer Studienzeit, dass derartige Erkrankungen zunächst mit leichten Symptomen anfingen und sich erst allmählich steiger te n.
    Da sie diesen Grund für Amandas Zustand ausschließen konnte, zauberte ihr Verstand gleich einen neuen aus dem Hut:
    Drogen .
    Auch das war i hr bereits in den Sinn gekommen . Doch auch Drogen schieden als Grund für die Wahnvorstellungen aus: Claire wusste , dass Dr. Harris Amanda Blut abgenommen und einen Urintest in Auftrag gegeben hatte. Wenn tatsächlich Drogen im Spie l gewesen wären, dann hätte er das bereits in Erfahrung gebracht und sie darüber informiert.
    Doch welche anderen Gründe konnte es sonst für Amandas Zustand geben? So sehr Claire sich zwang , ihr fiel nichts ein. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, wie die Kugel beim Roulette.
    Vielleicht nutzte es auch nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, dachte sie und klappte den Laptop zu. Immerhin war Amanda in besten Händen und wahrscheinlich würde es Dr. Harris ohnehin bald gelingen, den Grund für Amandas Zustand zu finden. Und dann würde er mit der Behandlung beginnen und Amanda würde es im Handumdrehen wieder besser gehen, dachte Claire .
    So naiv die Vorstellung von Amandas Wunderheilung vielleicht auch war , so sorgte sie dennoch einen Augenblick lang dafür, dass es Claire besser ging und sie sich ein wenig entspannte.
    Sie war gerade auf dem Weg in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen, als es in ihrer Handtasche zu klingeln begann. Es war ei n ihr unbekannter Klingelton.
    Amandas Mobiltelefon, dachte Claire und kehrte zurück zum Schreibtisch. Sie nahm das Mobiltelefon aus der Handtasche und blickte aufs Display: Die Anruferkennung war unterdrückt. Claire zögerte e inen Augenblick, dann nahm sie den Anruf an.
    „Hallo?“
    „Hallo“, sagte eine Männerstimme, die so rau klang, wie Schleifpapier.
    „Mit wem spreche ich bitte?“
    Ein Akzent klang in den Worten mit, der Claire völlig unbekannt war.
    Für einen Augenblick herrschte Stille in der Leitung. Dann konnte Claire hören, wie der Anrufer einen langen und wohl auch genüsslichen Zug von einer Zigarette nahm. Erst nachdem er den Rauch in die Sprechmuschel seines Telefons geblasen hatte, antwortete er:
    „Sie sind doch „Mandy87“ , oder? Die Mandy87, die vor drei Tagen im Mistery-Forum einen Kommentar zu Vampiren geschrieben hat? Das ist doch die richtige Telefonnummer, oder etwa nicht? “
    Claire musste die Informationen erst verarbei ten, die auf sie einprasselten. Doch so ungewöhnlich der Anruf vielleicht auch war – sie kapierte schnell:
    Bei „Mandy87“ musste es sich um ein Pseudonym handeln, das ihre Schwester online verwendet hatte – in einem Chat oder einem Forum vielleicht. Das war einleuchtend, denn immerhin war Amandas Spitzname Mandy und ihr Geburtsjahr 1987.
    „Ja“, sagte Claire nach einem Moment, „ja, die bin ich .“
    „Nun, Sie wollten etwas über Vampire erfahren, oder etwa nicht? I hre Anfrage klang ziemlich ernst, wie mir scheint. “
    „Ja, genau das wollte ich. Was können Sie mir darüber sagen?“
    Sie machte eine Pause.
    „Über Vampire mein ich? “, sagte sie schließlich und war verwundert dar über wie leicht ihr ein solch abstruses Wort über die Lippen kam.
    Vampire!
    Am ande ren Ende der Leitung erklang ein zynisch klingendes Gelächter , gefolgt von einem Hustenanfall, für den wahrschei nlich die Zigarette verantwortlich war .
    „Meine Liebe“, sagte die Stimme, „ so etwas würde ich nur ungern am Telefon besprechen. Ich schlage vor, dass wir uns treffen. Heute noch , wenn’s geht? “
    „Gut“, sagte Claire. Ihre Einwilligung kam ihr nur zögerlich über die Lippen. Denn Amandas Wahnsinn hatte durch den unbekannten Anrufer gerade einen völlig neuen Aspekt erhalten. Für einen

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