Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache
Autoren: Corinna Kastner
Vom Netzwerk:
einen Blödsinn erzählt?«
    Bevor der andere antworten konnte, war Paul bei ihnen angekommen und streckte die Hand aus. »Herr Dietrich«, sagte er. »Freut mich zu sehen, dass Sie wieder auf den Beinen sind. Wenn ich auch fürchte, dass Ihre Anwesenheit hier was Unerfreuliches bedeutet. Sagen Sie bloß, Kassandra hat schon wieder eine Leiche gefunden.«
    Dietrich ergriff Pauls Hand, über sein Gesicht huschte ein kaum wahrnehmbares Lächeln. »Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, Sie zu sehen. Und, nein, Frau Voß hat …«
    In diesem Moment gaben Kassandras Knie nach. Hätte Dietrich nicht geistesgegenwärtig nach ihrem Arm gegriffen und sie aufgefangen, hätte sie vor seinen Füßen im Matsch gelegen. Zwei Sekunden später konnte sie wieder allein stehen. »Danke«, wisperte sie.
    Dietrich nickte ihr zu und betrachtete erst sie, dann Paul. »Ich möchte Sie bitten, einen Augenblick hier zu warten. Ich muss ein paar Dinge klären und bin gleich wieder bei Ihnen.« Er entfernte sich ein Stück und winkte seinem Kollegen, einem korpulenten Mann mit sehr kurz geschorenen blonden Haaren, ihm zu folgen.
    Kassandra konnte nicht verstehen, was sie redeten, aber Dietrich schien aufgebracht zu sein – und mit einem Mal durchzuckte sie die Erkenntnis, was geschehen sein musste. »Ich dachte, du wärst es«, sagte sie mit zittriger Stimme zu Paul. »Dietrich dachte dasselbe. Weißt du, was das heißt?«
    Paul erwiderte nichts, dennoch spürte sie seine Anspannung, als er sie an sich zog. Gemeinsam beobachteten sie, wie Dietrich mit weiteren Beamten redete, wie jemand ihm ein Schriftstück reichte und wie er sich daraufhin noch einmal mit seinen Kollegen besprach, während er und der blonde Mann sich Schutzanzüge anzogen. Die beiden verschwanden in dem langen Weg, der an einem Wäldchen vorbei zu einer Reihe um diese Jahreszeit kaum belegter Ferienhäuschen führte. Sie sprachen nicht während der Viertelstunde, die Dietrich fortblieb oder während sie ihn, humpelnd und mit dem Handy am Ohr, zurückkommen sahen. Als er sich ihnen wieder zuwandte, hatte Paul sich von Kassandra gelöst. Er strahlte die gewohnte Gelassenheit aus.
    Dietrich räusperte sich. »Allem Anschein nach handelt es sich bei dem Toten um einen Mann namens Sascha Freese.« Er sah Paul an. »Ist das …?«
    Â»Mein Bruder«, bestätigte Paul. Ansonsten schwieg er.
    Dietrichs Brauen zuckten in die Höhe. »Verzeihung, wenn ich das so offen sage, aber Sie sehen nicht gerade schockiert aus.«
    Â»Und Sie wirken auch nicht sonderlich interessiert zu erfahren, was passiert ist«, mischte sich Dietrichs Kollege ein, der sich ebenfalls zu ihnen gesellt hatte.
    Dietrich machte eine automatische Handbewegung und sagte: »Mein Kollege Kriminaloberkommissar Harms.«
    Pauls Blick klebte an dem von Dietrich, er ignorierte Harms. »Warum sollte ich mich verstellen? Dass Sascha und ich kein gutes Verhältnis hatten, ist in Wustrow allgemein bekannt. Wir waren unterschiedlicher Auffassung in so ziemlich allem, immer schon.« Jetzt wandte er sich doch noch an Harms. »Da Sie so viel Wert darauf legen: Was ist nun also passiert?«
    Pauls Kaltschnäuzigkeit brachte Dietrichs jüngeren Kollegen nur vorübergehend aus der Fassung. Kühl erwiderte er: »Ihr Bruder wurde erschossen. Da Sie ja angenehmerweise nicht vorgeben zu trauern, darf ich Sie gleich fragen, wo Sie letzte Nacht gewesen sind?«
    Kassandra holte Luft, um etwas zu sagen, aber Paul legte ihr wie nebenbei die Hand auf den Arm – eine Geste, die Dietrich sehr wohl registrierte, wie sie beunruhigt bemerkte. Zu ihrem Erstaunen hakte er jedoch nicht nach, als Paul nicht sofort antwortete, im Gegenteil.
    Â»Stopp mal«, sagte er zu Harms. »Der Tote trug keine Ausweispapiere bei sich, bloß eine Kreditkarte und einen Fitnessstudio-Mitgliedsausweis auf den Namen Sascha Freese. Der Jogger, der den Mann gefunden hat, kannte ihn nicht. Das heißt, der Tote ist noch nicht zweifelsfrei identifiziert.« Er wandte sich wieder an Paul. »Es wird noch etwas dauern, bis die Staatsanwältin da ist und die Kriminaltechnik ihre Arbeit getan hat. Ich schlage vor, Sie gehen nach Hause. Wenn alles erledigt ist, lasse ich Sie holen, damit Sie den Toten identifizieren, bevor er in die Rechtsmedizin gebracht wird.«
    Harms wollte anscheinend etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher