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Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht

Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht

Titel: Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
Autoren: Sadie Matthews
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den Lacktafeln hängen Wandleuchten aus Milchglas, und auf dem Parkettboden liegt ein riesiges Zebrafell, das als Teppich dient.
    Diese reizvolle Beschwörung einer Ära der Eleganz verzaubert mich. Ich liebe alles, was ich sehe – von den Kristallvasen, in denen dickstängelige Lilien mit elfenbeinfarbenen Blüten stecken, bis hin zu den farblich aufeinander abgestimmten chinesischen Terrakottatöpfen zu beiden Seiten des Kamins mit dem funkelnden Chromsims, über dem ein unglaublich großes, bedeutsam aussehendes Gemälde moderner Kunst hängt, das ich bei näherer Betrachtung als einen Patrick Heron erkenne: wuchtige, farbintensive Pinselstriche in Blutrot, Dunkelorange, Umbra und Zinnoberrot. Es sorgt in dieser Oase aus kühlen Grün- und Weißtönen für ein wenig hektisches Chaos. Herrlich.
    Staunend, mit weit offenem Mund sehe ich mich um. Bis zu diesem Moment war mir nicht bewusst gewesen, dass es tatsächlich Menschen gibt, die die Wohnungen, in denen sie leben, so umwerfend und stilbewusst gestalten, voll mit wunderschönen Objekten und makellos gepflegt. Nicht wie bei uns zu Hause, wo es gemütlich und kuschelig ist, aber immer unordentlich und übervoll mit den Dingen, die wir zu brauchen scheinen.
    Mein Blick streift zu dem Fenster, das sich über die gesamte Breite des Raumes zieht. Es gibt klassische Jalousien, die normalerweise altmodisch wirken, aber hier sehen sie genau passend aus. Abgesehen davon sind die Fenster frei, was mich überrascht, da man direkt in die gegenüberliegende Wohnung schauen kann. Ich gehe hinüber und schaue hinaus. Ja, in unmittelbarer Nähe gegenüber befindet sich ein identischer Wohnblock.
    Wie merkwürdig. So unglaublich nahe! Warum hat man das so gebaut?
    Ich blicke hinaus, versuche mich zu orientieren. Dann begreife ich allmählich. Das Gebäude wurde u-förmig um einen großen Garten angelegt. Ist das der Garten, nach dem Randolph Gardens benannt wurde? Ich sehe hinunter. Zur Linken befindet sich ein großes Rechteck mit bunten Blumenbeeten, umgeben von Büschen und Bäumen in sattem Sommergrün. Es gibt Kieswege, einen Tennisplatz, Bänke und einen Brunnen sowie ein Rasenstück, auf dem einige Menschen sitzen und die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen. Der Gebäudekomplex umrahmt wie ein U drei Seiten des Gartens, so dass die meisten Bewohner einen Blick auf das Grün haben. In diesem U gibt es allerdings einen schmalen Korridor, der die Gartenseite mit der zur Straße liegenden Vorderseite verbindet. Die Wohnungen zu beiden Seiten dieses Korridors liegen einander direkt gegenüber. Es gibt insgesamt sechs davon, und Celias befindet sich im fünften Stock mit direktem Blick auf die andere Seite, die viel näher ist, als es je der Fall gewesen wäre, wenn eine Straße dazwischenläge.
    War die Wohnung deshalb günstiger?, überlege ich müßig, während ich zu dem Fenster auf der anderen Seite hinüberschaue. Kein Wunder hat sie sich für die blassen Farben und die spiegelnden Täfelungen entschieden: die Wohnung bekommt eindeutig nicht sehr viel Tageslicht, weil sie dem anderen Gebäudeteil so extrem nahe steht. Aber es geht ja schließlich in erster Linie darum,
wo
man wohnt, nicht wahr? Und das hier ist Mayfair.
    Jetzt verschwinden auch die letzten Sonnenstrahlen, und der Raum versinkt in warme Dunkelheit. Ich gehe zu einer der Lampen, um sie einzuschalten, da fällt mein Blick auf ein glühendes, goldenes Rechteck, das durch das Fenster fällt. Es kommt aus der Wohnung direkt gegenüber, wo das Licht bereits eingeschaltet ist und der Raum so hell beleuchtet wird wie die Leinwand in einem kleinen Kino oder die Bühne in einem Theater. Ich kann alles deutlich erkennen. Abrupt bleibe ich stehen und ziehe den Atem ein. In dem Raum direkt gegenüber befindet sich ein Mann. Das mag nicht weiter seltsam sein, aber die Tatsache, dass er bis zu den Hüften nackt ist und nichts weiter als eine dunkle Hose trägt, weckt mein Interesse. Mir wird klar, dass ich regungslos dastehe, während ich beobachte, dass er telefoniert, dabei durch sein Wohnzimmer schlendert und ahnungslos seinen beeindruckenden Oberkörper präsentiert. Obwohl ich seine Gesichtszüge nicht allzu deutlich erkennen kann, weiß ich doch, dass er gut aussieht, ein klassisches, symmetrisches Gesicht mit buschigen, dunklen Brauen und einem Schopf schwarzer Haare. Ich sehe seine breiten Schultern, die muskulösen Arme, den durchtrainierten Brustkorb. Er ist sonnengebräunt, als sei er eben aus einem
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