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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Autoren: Gail Martin
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ein Dämon sei. Wir aber glauben, dass Istra eine Wölfin ist, die ihre Welpen beschützt. Als Lord von Dark Haven seid Ihr ihr Krieger.«
    »Danke.«
    Eifan verbeugte sich kurz und überließ Jonmarc seinen Gedanken, als dieser sich auszog und in die Badewanne glitt. Eifans Meinung ließ ihn an eine Schnitzerei in der Kapelle von Dark Haven denken. Sie zeigte Istra, eine Schönheit mit traurigen Augen und einer majestätischen Präsenz, die zwischen einer Menschenmenge mit Fackeln und einer Gruppe sich windender Vayash Moru stand. Auch wenn er noch keine Gelegenheit gehabt hatte, die verschiedenen Schreine in der Gegend zu besuchen, waren ihm die verschiedenen Gesichter der Lady so bekannt wie jedem in den Winterkönigreichen. Chenne, die Kriegerin. Athira, die Geliebte und Hure und die Göttin des Glücks – der Aspekt, den er wohl am wahrscheinlichsten anbeten würde, wenn er denn früher regelmäßig gebetet hätte. Die gelassene und heitere Mutter und das außerordentlich weise Kind. Sinha, die Vettel. Und die Formlose, die keinen Namen besaß.
    Bis er nach Dark Haven gekommen war, hatte Jonmarc nie ein Bildnis von Istra gesehen, auch wenn er ihren Namen natürlich gehört hatte. »Istras Handel« war ein Ausdruck der Soldaten und Söldner für einen selbstmörderischen Pakt, bei dem sie der Lady für den Sieg ihre Seelen versprachen. Er hatte Soldaten diesen Pakt schließen sehen, sie hatten das Zeichen der Lady geschlagen und ihren Eid geschworen. Niemand war lebend zurückgekehrt, aber alle hatten sie gesiegt.
    Und so hatte er die Kapelle neugierig besichtigt. Auch wenn sie klein war, sie war reich geschmückt mit Schnitzereien und exzellentem Kunsthandwerk, beleuchtet von unzähligen Kandelabern. Die Kapelle wurde rund um die Uhr von einem Einsiedler betreut, der Vayash Moru war. Er sprach niemals und schien nur für die Kapelle zu existieren. Ein großes Bleiglasfenster zeigte die Lady, es wurde angestrahlt von Fackeln und beherrschte die hintere Kapellenwand.
    Eifan hatte Recht. Die Lady war kein Dämon. Ein kunstvolles Basrelief zeigte die Dunkle Lady, den Kopf gesenkt, wie sie den zerschmetterten Körper eines Vayash Moru aufhob. Aber es war die Lady aus buntem Glas, die Jonmarcs Aufmerksamkeit immer wieder auf sich zog. Mit bernsteinfarbenen Augen und von düsterer Schönheit, hatte sie ihren reich bestickten und gemusterten Mantel um ihre Kinder gewickelt. Ihre Lippen hatten sich geteilt, um die langen Augzähne der Vayash Moru zu entblößen. Istra war die Göttin der Ausgestoßenen, die in der Stunde des Wolfs allein gingen. Und sterblich, wie Jonmarc Vahanian selbst war, war etwas in diesen Augen mit seiner eigenen Rebellenseele verbunden.
    Einen Kerzenabschnitt später rückte er den Kragen seines schwarzen Samtwamses zurecht und zupfte an seinen Manschetten. Er fuhr sich mit den Fingern durch sein dichtes, braunes Haar, bis es ihm ordentlich auf die Schultern fiel. Beim Gehen warf er noch einen kurzen Blick in einen Spiegel, um sicherzugehen, dass er ordentlich aussah. Seine dunklen Augen trafen seinen eigenen Blick und er blieb stehen.
    Wenn es mit rechten Dingen zuginge, läge ich schon mit dem Gesicht nach unten und mit einem Messer im Rücken in irgendeinem Straßengraben. Und vielleicht wäre das auch so, wenn Harrtuck mich damals nicht dazu überredet hätte, Tris aus Margolan hinauszuschmuggeln.
    Dieses Abenteuer, das für Jonmarc ein paar Wochen nach dem Spukenfest des letzten Jahres begonnen hatte, hatte ihn von einem gesetzlosen Schmuggler in die Reihen der Freunde von Königen und Landadligen erhoben. Die Kopfgeldjäger und Schulden waren bezahlt, das Schmuggeln hatte er endgültig aufgegeben. Aber dennoch fühlte er sich nicht erleichtert.
    Jonmarc zog ein kleines Stück Flechtwerk aus einer Tasche. Es war aus Lederstreifen und grünem Holz gefertigt. Vorsichtig schob er es auf seinen rechten Unterarm. Es war eine Vorrichtung, die einen einzigen Pfeil enthielt und eine fest zusammengezurrte Feder. Sie war klein genug, gerade so in den Ärmel seiner Tunika zu passen. Jonmarc hob seinen Arm auf Brusthöhe, bewegte kurz sein Handgelenk und betätigte so den Auslöser. Der Pfeil schoss heraus und traf die Wand. Jonmarc machte sich keine Illusionen darüber, dort sicher zu sein, wo sie heute Abend hingehen würden. Seine täglichen Übungen mit Vayash-Moru-Gegnern hatten ihm klargemacht: Wenn heute Abend alles schiefging, wäre sein Schwert nur eine unzureichende Verteidigung. Der Pfeil
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