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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Interesse an diesem schweizerischen Hundeflüsterer! Außerdem hab ich am Sonntag eine Vernissage und gar keine Zeit für so was. Die Ausstellung ist wichtig! Zwar kommen am Sonntag erst mal nur Prinzenseer, aber wenn alles gut klappt, wird die Aktion schon bald für die Öffentlichkeit wiederholt. Dann kann ich vielleicht sogar meine ersten Videos zeigen.“
    „Das ist sehr schön“, säuselt Manu, „und ich freu mich für dich, echt. Aber das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun, oder? Kannst du mir zuliebe nicht beides machen? Am Sonnabend das Casting und am Sonntag die Ausstellung? Du sollst doch nur den allerersten Kontakt zu Herrn Woelki herstellen. Die Filmarbeiten sind streng abgeschirmt, hat Hubertus gesagt. Wenn man nicht zur Crew gehört, hat man null Chance, an die Schauspieler oder den Tiertrainer heranzukommen.“
    „Wieso willst du dich eigentlich unbedingt an den ranmachen?“, fragt Carlotta misstrauisch. „Ist das so ein toller Typ? Ich finde dressierte Tiere total gruselig. Süße kleine Schimpansenbabys, die in gestreifte T-Shirts gezwängt werden, Windeln tragen und auf Kommandos Vorwärtsrollen machen, sind echt nicht mein Ding. Das ist doch pure Tierquälerei! Nee danke. Ich wundere mich, dass du so begeistert davon bist.“
    „Bin ich überhaupt nicht“, gibt Manu zu. „Im Gegenteil, ich bin ganz deiner Meinung, was solche blöden Dressuren angeht. Tiere sollten nicht vermenschlicht werden. Aber gerade deshalb ist Urs Woelki ja so besonders. Der richtet die Tiere nämlich nicht ab, sondern fördert ihre natürlichen Begabungen. Das hat überhaupt nichts mit Tierquälerei zu tun!“
    „Und wenn doch?“, hakt Carlotta nach. „Was hinter den Kulissen von solchen Fernsehproduktionen abläuft, erfährt doch niemand! Du hast selbst gesagt, wie abgeschirmt das alles ist!“
    Manu schüttelt den Kopf. „Nee, ich bin ganz sicher. Der Woelki ist kein Tierquäler oder Ausbeuter. Dem liegt der Tierschutz am Herzen. Der setzt sich dafür ein, dass Delfinarien geschlossen werden, unterstützt riskante Aktionen gegen den Walfang und macht auf bedrohte Tierarten aufmerksam. Dem liegen die Tiere wirklich am Herzen.“
    „Dann schick ihm einen Brief“, schlägt Carlotta vor. „Schreib ihm, dass du eine große Bewunderin von ihm bist und ihn gerne kennenlernen möchtest, um dich mit ihm über seine Arbeit zu unterhalten.“
    „Spinnst du?“, schnappt Manu. „Ich bin doch nicht irgendein Fan!“
    „Sondern?“
    „Ich will ihn bei der Arbeit beobachten. Und ich will ein Praktikum bei ihm machen, unbedingt!“ Manu rauft sich die Locken.
    „Dann schreib keinen Brief“, entgegnet Carlotta ungerührt, „sondern lieber gleich eine Bewerbung. Ich drück dir die Daumen.“
    „Mann, bist du herzlos!“
    „Das finde ich aber auch!“, mischt Sofie sich ein, die bisher schweigend zugehört hat.
    Carlotta schaut von einer zur anderen und fasst sich an den Kopf. „Bei euch piept’s doch! Wir sollen alle drei ernsthaft zu diesem bescheuerten Casting gehen und uns lächerlich machen?“
    „So hatte ich mir das gedacht, ja“, gibt Manu zu. „Jedenfalls den ersten Teil. Das mit dem Lächerlichmachen natürlich nicht.“
    „Wenn du mit uns zum Casting kommst“, sagt Sofie eifrig, „kommen wir am Sonntag auch mit zu deiner Vernissage und sagen jedem, wie toll deine Bilder sind.“
    Carlotta muss lachen.
    „Erstens wolltet ihr sowieso kommen, und zweitens sind meine Bilder Geschmackssache. Die muss nicht jeder toll finden. Trotzdem danke für das Angebot.“
    Manu stößt einen Seufzer aus.
    „Überleg es dir doch wenigstens noch mal“, bettelt sie. „Bis Sonnabend hast du noch Zeit.“
    Carlotta lässt sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen und dreht sich ein paar Runden im Kreis. „Okay“, sagt sie schließlich. „Ich überleg’s mir.“
    „Juhu!“, macht Manu und grinst.

    Die nächsten Tage dümpeln langsam dahin. Jedenfalls hat Carlotta diesen Eindruck, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht, als dass die Woche schon vorbei wäre.
    Seit es sich im Internat herumgesprochen hat, dass am Sonnabend im Bieneburger Stadthotel das Casting für ,Drei Mäuse für Bella‘ stattfindet, spricht niemand mehr von etwas anderem. Besonders Nadine, Simone und Vicky sind vollkommen von der Rolle und erzählen jedem – egal, ob er es hören möchte oder nicht – von ihren Karriereplänen, die sie unmittelbar nach dem Casting ohne Umwege direkt bis in die
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