Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Dienstag.«
    Seine beiden Assistenten verteilten Fotokopien mit fünfundzwanzig albernen Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten waren. Mußten Sie sich jemals einer psychiatrischen Behandlung unterziehen? – Nr. 8. Glauben Sie, daß Sie schon jemals ein authentisches parapsychisches Erlebnis gehabt haben? – Nr. 14. Haben Sie jemals halluzinogene Drogen genommen? – Nr. 18. Nach einer kleinen Pause beantwortete Andy die letztere mit Nein und dachte, wir schreiben 1969. Gibt es noch einen, der noch keine genommen hat?
    Quincey Temont, der Junge, mit dem er am College in einem Zimmer gewohnt hatte, hatte ihn auf den Gedanken gebracht, hier mitzumachen. Quincey wußte, daß es mit Andys Finanzen nicht gerade rosig aussah. Es war Mai, und Andy befand sich im letzten Studienjahr; er rangierte leistungsmäßig als vierzigster in einer Klasse von fünfhundertsechs, und im Englischkursus war er Drittbester. Aber dafür konnte man sich nichts kaufen, wie er Quincey gesagt hatte, der Psychologie als Hauptfach hatte. Neben einer Assistentenstelle hatte Andy für den Herbst ein mit einem Darlehen kombiniertes Stipendium in Aussicht. Alles zusammen würde ausreichen, zu leben und in Harrison weiterzustudieren. Aber das begann alles erst im Herbst, und dazwischen lag eine lange Sommerpause. Er hatte nichts Besseres gefunden als den verantwortungsvollen und höchst abwechslungsreichen Job eines Arco-Tankwarts für die Nachtschicht.
    »Möchtest du nicht auf die Schnelle zweihundert Dollar verdienen?« hatte Quincey gefragt.
    Andy wischte sich eine Strähne dunkles Haar aus den grünen Augen und grinste. »Für welche Herrentoilette soll ich ‘ne Konzession beantragen?«
    »Nein, es handelt sich um ein psychologisches Experiment«, sagte Quincey.
    »Es wird allerdings von dem ›Verrückten Doktor‹ durchgeführt. Laß dich also warnen.«
    »Wer ist das denn?«
    »Ein gewisser Wanless, Tonto. Bedeutender Medizinmann aus der Psycho-Abteilung.«
    »Warum nennt man ihn den ›Verrückten Doktor‹?«
    »Nun«, sagte Quincey, »er hat es mit Rattenexperimenten, und außerdem ist er Verfechter der Lehre Skinners. Ein Beha-viorist. Und Verhaltensforscher dieser Art werden heutzutage nicht gerade mit Liebe überschüttet.«
    »Aha«, sagte Andy und wußte nicht recht, was Quincey meinte.
    »Ansonsten trägt er eine sehr dicke randlose Brille, mit der er dem Kerl sehr ähnlich sieht, der in dem Film Dr. Cydops die Menschen schrumpfen ließ. Hast du den Streifen mal gesehen?«
    Andy sah sich gewohnheitsmäßig die Nachtprogramme an, kannte den Film und war jetzt schon besser im Bilde. Er war aber nicht sicher, ob er an Experimenten eines Professors teilnehmen sollte, den man wie folgt beschrieb: a) als den Mann mit den Rattenexperimenten und b) als den ›Verrückten Doktor‹.
    »Die werden doch hoffentlich nicht versuchen, Menschen schrumpfen zu lassen?« fragte er.
    Quincey mußte lachen. »Nein, das tun nur die Spezialisten, die an den Horrorfilmen arbeiten«, sagte er. »Die Psycho-Abteilung testet eine Reihe von harmlosen Halluzinogenen. Sie arbeiten mit dem US-Geheimdienst zusammen.«
    »CIA?« fragte Andy.
    »Weder CIA, DIA noch NSA«, sagte Quincey. »Etwas weniger Bekanntes. Hast du schon mal von einem Laden gehört, den sie »die Firma‹ nennen?«
    »Vielleicht in einer Sonntagsbeilage oder so was. Ich weiß es nicht genau.«
    Quincey zündete sich die Pfeife an. »Diese Dinge laufen in allen Disziplinen gleich ab«, sagte er. »Psychologie, Chemie, Physik, Biologie … selbst die Jungs von der Soziologie kriegen etwas vom Kuchen ab. Gewisse Forschungsprogramme werden von der Regierung subventioniert. Vom Paarungsverhalten der Tsetsefliege bis zur Endlagerung verbrauchter Plutoniumstäbe. Ein Laden wie ›die Firma‹ muß zum Beispiel seinen jährlichen Etat ganz ausgeben, damit im nächsten Jahr der gleiche Betrag wieder überwiesen wird.«
    »Wenn ich so was höre, wird mir ganz anders«, meinte Andy.
    »Da wird jedem denkenden Menschen anders«, sagte Quincey in seiner ruhigen, sorglosen Art. »Aber diese Dinge laufen automatisch. Was will ein Zweig unserer Geheimdienste mit harmlosen Halluzinogenen? Wer weiß das? Ich nicht. Du nicht. Wahrscheinlich nicht einmal die Leute selbst. Aber in den Geheimausschüssen machen sich diese Berichte gut, wenn es um die Festlegung des Budgets geht. Sie haben in jeder Abteilung ihre Lieblinge. In Harrison ist Wanless in der Psycho-Abteilung ihr Liebling.«
    »Kümmert sich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher