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Fesselndes Geheimnis

Fesselndes Geheimnis

Titel: Fesselndes Geheimnis
Autoren: Antje Ippensen
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andere Frage. Seine Augen wurden groß; seine etwas düsteren Züge hellten sich auf, als seine Vermutung bestätigt wurde. Der Zusammenhang zwischen dem verschwundenen Gegenstand und einer ganz bestimmten Person! Er hatte es doch geahnt …
    Während er telefonierte, huschten Marks Blicke argwöhnisch umher. Zwar hatte er genau diesen Ort für sein Telefonat, weil er sich in seinem Zimmer nicht ganz sicher fühlte. Wenn dort Wanzen installiert waren oder sonstige Überwachungsanlagen, dann hatte er schlechte Karten, und so etwas wollte er prinzipiell ausschließen.
    Und doch fühlte er sich auf einmal auch hier belauscht.
    Er stutzte, als er eine rundliche, schwarz gekleidete Frau wahrnahm, Ende 40 vielleicht, Brillenträgerin, dunkelrot geschminkte Lippen,blondes Haar, kinnlang, das ihr teilweise in die Stirn fiel. Sie schob sich an das andere, in schummriges Dämmerlicht getauchte Ende des Tresens heran. Hatte er sie nicht schon einmal gesehen, und war sie ihm da nicht auch bereits verdächtig vorgekommen? Er blickte sie länger an, kam aber endlich zu dem Schluss, sich geirrt zu haben. Dennoch glich das wohltuende Gefühl, in diesem Teil des Hotels eine Schutzhöhle gefunden zu haben, jetzt auf einmal nur noch einem fadenscheinigen Mantel.
    Außer dem Barmann gab es auch noch ein dralles Mädchen, die zweite Thekenbedienung, die sich die Theke säubernd nahe an Marks Platz heranarbeitete; dabei kam sie seinem Bitter Lemon Glas bedrohlich nah. Schnell hob er es wieder an die Lippen, trank aber nicht. Stattdessen sprach er ein paar Abschiedsfloskeln in den schweren schwarzen Telefonhörer.
    Was für eine erstaunliche, ja verblüffende Information – das war phantastisch! Und bedeutete höchstwahrscheinlich den Durchbruch. Seine Auftraggeberin wartete schon ungeduldig und sehnsüchtig darauf. Er musste sich sofort mit ihr in Verbindung setzten! In Verbindung setzen, das hieß für Mark in der Regel: per Brief oder persönlich. Face-to-Face-Treffen fand er am besten. Und in diesem Falle war es sogar die einzig richtige Möglichkeit. Schockierende Nachrichten konnten zwar dafür sorgen, dass der Überbringer Schelte bezog, aber immerhin war er da, um zu erklären, zu trösten oder Ratschläge zu geben.
    Mark Weiß atmete tief ein und sofort verflogen die paranoiden Gedanken und nachvollziehbare Gutmensch-Gedanken. Er hatte Recht gehabt! Seine Intuition hatte ihn nicht getäuscht.
    Er gab der Thekenbedienung ein sattes Trinkgeld und verließ unter ihrem neidischen und zugleich stumpfsinnigen Blick pfeifend und mit dem guten Gefühl, wieder einmal richtig gelegen zu haben, das Hotel. Inzwischen hatte sich der Himmel schon leicht verfärbt und die Schwere des abendlichen Blaues kristallisierte die Farben der Umgebung deutlicher heraus. Mark liebte diese kurzen Momente, wenn der Tag in die Nacht überging. Besonders, wenn die Luft vom Meer wehte, leicht salzig und ein wenig nach Fisch roch und Assoziationen von Ferien und Ewigkeit mit sich trug.
    Auf dem Weg zur nächsten Tram-Haltestelle hatte er den vagen Eindruck, verfolgt zu werden. Schon wieder.
    Doch so sehr er sich anstrengte, er konnte den oder die Verfolger nicht wahrnehmen. Niemand war da, nur dieses dumpfe, bohrende Gefühl, dass man ihn beschattete. Schon mehrmals hatte er an diesem Tag das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Kein gutes Gefühl. Eher, als schliche sich eine unbekannte Bedrohung an ihn heran, ohne dass er sie lokalisieren konnte.
    Es fuhren nicht sehr viele Autos. Der spätnachmittägliche Berufsverkehr war bereits verebbt; stattdessen bemerkte Mark einige Urlauber, die auf den Bürgersteigen flanierten, wenn auch nicht allzu viele … Presslufthämmer dröhnten fast an jeder Ecke in seinen Ohren, die Stadt machte sich fein für den kommenden Ansturm der Feriengäste – jetzt waren nur ein paar da, die ersten Vorboten sozusagen – und daher gab es einige Baustellen, an denen selbst in den Abendstunden geschuftet wurde.
    Ein Straßenmusikant kämpfte mit seinem kleinen Akkordeon gegen den Baustellenlärm an. Für einen Moment verspürte Mark eine Regung von Mitgefühl und er hätte dem Mann beinahe eine Münze in den schäbigen, ausgebeulten Hut geworfen.
    Lässig wechselte er die Straßenseiten, das tat er mehrmals, ohne selbst zu bemerken, dass er dabei allmählich hektischer vorging; er begann zu hetzen und betrat einen piekfeinen Delikatessen-Supermarkt. Hier kaufte er so gut wie nie etwas; alles war viel zu teuer hier. Befremdet
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