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Fesselnde Erlebnisse: Erotische Phantasien (German Edition)

Fesselnde Erlebnisse: Erotische Phantasien (German Edition)

Titel: Fesselnde Erlebnisse: Erotische Phantasien (German Edition)
Autoren: Inez Flambert
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so frech an! Das werde ich dir noch abgewöhnen.«
    Noch heute sah Nora Frau Bücks wasserblaue Augen vor sich, in die sie erschrocken gestarrt hatte. Damals hatte sie nicht begriffen, dass es klüger gewesen wäre, das zu tun, was fast alle anderen Kinder in dieser Situation taten: den Blick zu senken. Und als sie es viel später verstanden hatte, hatte sie es nicht über sich gebracht. Manchmal sah sie weg, aber sie sah niemals zu Boden.
    Natürlich war sie heute als Therapeutin mit der Wirkung von Blicken vertraut, aber außerhalb ihrer Praxis vergaß sie manchmal, wie entscheidend es sein konnte, in bestimmten Momenten nicht zu direkt hinzusehen. Sie vergaß es, weil sie hinsehen wollte, auch wenn es manchmal schmerzte.
    Aus einem Impuls heraus blieb Nora stehen und wandte sich noch einmal um. Professor Andersen war gerade dabei, einen mittelgroßen schwarzen Koffer vom Rollband zu heben. Nora war sich ziemlich sicher, dass dieser Koffer schon seit geraumer Zeit seine Runden gedreht hatte.
    Das Pochen hinter ihrer Stirn war schmerzhafter geworden, doch sie beschloss, es einfach zu ignorieren, während sie hastig ihren Weg in Richtung Ausgang fortsetzte.
    Sie konnte vom Taxi aus bereits die Fenster ihrer Wohnung sehen, als ihr einfiel, dass sie Stefan für den Abend ihrer Rückkehr ein Essen zu zweit versprochen hatte. Diese Einladung sollte eine kleine Entschädigung für ihn sein, weil er so enttäuscht gewesen war, als sie ihn wieder einmal aus beruflichen Gründen nicht zu einer Einladung im Bekanntenkreis hatte begleiten können.
    Da es sich eher um seine als um ihre Bekannten handelte, tat ihr das Versäumnis, wäre es nicht um Stefan gegangen, nicht sonderlich leid. Nora hatte nicht viel Zeit, Freundschaften zu pflegen, und manchmal war es ihr schlicht zu viel, außerhalb ihrer Praxis mit Menschen umzugehen, ihnen zuzuhören und ihnen Interesse zu schenken oder zumindest so zu tun, als würde sie sich für sie interessieren. Als Stefan ihr einmal vorgeworfen hatte, Menschen ohne Knacks, wie er es nannte, seien ihr einfach zu langweilig, hatte sie ihm energisch widersprochen. Wenn sie aber sich selbst gegenüber ehrlich war, musste sie zugeben, dass viele Menschen sie tatsächlich langweilten.
    Sie wies den Fahrer an, sie statt vor ihrer Haustür vor dem nächstgelegenen Supermarkt abzusetzen, und stellte beim Betreten des Geschäfts fest, dass es keine besonders glückliche Idee gewesen war, mitsamt ihrem Gepäck einkaufen zu gehen. Da sie ihren Trolley nicht unbeaufsichtigt im Eingangsbereich des Ladens stehen lassen wollte, zerrte sie ihn hinter sich her durch die Gänge, während sie mit der anderen Hand den Einkaufswagen schob.
    Mit angestrengt gerunzelter Stirn musterte sie das Angebot in den Regalen. Natürlich hatte sie nicht die geringste Idee, was sie kochen sollte. Was nicht weiter schlimm war, da ihr überhaupt nicht genug Zeit zum Kochen blieb. Es würde also etwas Kaltes geben.
    Erst nachdem sie an der Käsetheke bereits drei Sorten Schnittkäse ausgewählt hatte, fiel ihr ein, dass Stefan Käse nicht besonders mochte. Also schwenkte sie um auf Aufschnitt, suchte dazu einige Salate aus und kaufte anschließend noch Brot, Butter und ein wenig Obst.
    Als Nora mitsamt Trolley, prall gefüllter Einkaufstüte und Schultertasche den Supermarkt verließ, stand die Sonne bereits tief am Himmel. Selbst wenn sie nur die kalten Speisen ein wenig nett anrichten wollte, würde sie sich beeilen müssen.
    Obwohl sie nur zwei Querstraßen weit gehen musste, rann ihr unter der dunklen Kostümjacke der Schweiß den Rücken hinunter, als sie sich ihrem Haus näherte. Die vergangenen Tage waren für Mitte April außergewöhnlich warm gewesen.
    »Endlich! Ich dachte schon, Sie würden heute überhaupt nicht mehr kommen!« Jonas Thiemann stand so plötzlich vor ihr, als wäre er aus dem Boden gewachsen.
    Nora atmete tief durch und sagte mit der Stimme, die sie für ihre Therapiesitzungen reserviert hatte und die ein wenig tiefer und nachdrücklicher klang als ihr Alltagston: »Wir haben für heute keinen Termin ausgemacht, Herr Thiemann.«
    »Sie haben mir gesagt, wenn ich in Not sei, könne ich Sie jederzeit anrufen.« Trotz seiner siebenundzwanzig Jahre klang Thiemann wie ein nörgelnder Sechsjähriger.
    »Ich sprach von einem Anruf, nicht davon, dass Sie jederzeit vor meiner Tür auftauchen können.« Nora bemühte sich nicht, ihren Unwillen zu verbergen. Es war absolut nötig, Menschen, die dazu neigten, den
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