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Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Titel: Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Autoren: Alissa Sterne
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die Luft entwich, sackte er in sich zusammen und weinte bitterlich.

Neben ihrem Vater erblickte Elisa auf einmal einen weiß gekleideten Mann, einen Arzt, nahm sie an und hörte ihn sagen: »Ich denke, das reicht fürs Erste. Ihr Puls soll nicht noch weiter ansteigen«, zu Elisa sagte er, »guten Tag, Frau Schulte, haben Sie Schmerzen?«

Elisa fühlte in sich hinein. Erst jetzt spürte sie ihre vom Weinen feuchten Wangen und schüttelte minimal mit dem Kopf.

Sie sah, wie der Arzt rechts neben ihr an irgendwelchen Geräten hantierte. Plötzlich wurden ihre Augenlider ganz schwer und sie schlief wieder ein.

Einen wirren Traum träumte sie. Von einem Wassertropfen, der seinen Kampf gegen die Schwerkraft längst verloren hatte, sich im freien Fall befand und auf einmal hart auf etwas aufschlug. Auf den Boden der Erkenntnis, dass nichts nachtragender war als die Vergangenheit, weil sie dazu neigte, in unbeobachtenden Momenten rigoros Rache zu spucken.  

18. Kapitel
     

    Als Elisa wieder wach war, umschlich sie ein erdrückendes Gefühl. Alle wussten Bescheid, ohne dass sie auch nur ein einziges Wort dazu beigetragen hatte. Ohne dass sie irgendetwas hatte erklären oder richtig stellen können. Sie fühlte sich entsetzlich. Die körperlichen Schmerzen waren erträglich. Im Gegensatz zu den seelischen. Was hatte sie nur gemacht? Sie kam sich vor, wie der schlechteste Mensch auf Erden, der es nicht wert war, von irgendjemanden geliebt zu werden.

Jeden in ihrem Umfeld, den sie lieb hatte, hatte sie belogen und betrogen. Jeden. Ausnahmslos. Sie empfand nur noch eine tiefe Abscheu für sich. Und für Löser. Nie im Leben hatte sie damit gerechnet, dass ihr Vertrauter ihr irgendwann einmal nach dem Leben trachten würde. Nie.  

    *
     

    Einige Tage hatte Elisa einen Sprachaufsatz gehabt, bis ihr die Atemkanülen entnommen wurden. Nur noch ein Pflaster erinnerte an ihren Luftröhrenschnitt. Und eine lebenslange Narbe unter dem Pflaster.

Nach und nach kamen ihre Erinnerungen wieder – meistens in ihren Träumen. Nur an den Anschlag selbst konnte sie sich überhaupt nicht mehr erinnern.

Ihr Vater hatte sie jeden Tag besucht und dafür bewunderte sie ihn. Er hatte allen Grund gehabt, sie einfach fallen zu lassen. Aber er schien nie einen Zweifel an der Echtheit der Entführung gehabt zu haben.

Selten hatte er auch Amelie mitgebracht. Die Begegnung von Mutter und Tochter war aber für beide zu schmerzhaft und aufwühlend.
Er stellte ihr keine Fragen. Bis auf eine. Weshalb gerade er? Elisa konnte sie ihm nicht beantworten. Auch wenn er ihr keine direkten Vorwürfe machte, war ihr nur allzu bewusst, wie schwer sie ihn enttäuscht hatte. Aber wen hatte sie nicht enttäuscht?

Basti hatte sie nach den Erzählungen ihres Vaters anfangs auf der Intensivstation noch besucht. Bis die Ermittlungen fortgeschritten waren und er wusste, warum auf sie geschossen worden war. Dann war er nicht mehr gekommen.

Auch Tim soll da gewesen sein, aber Elisa wollte ihn nicht sehen. Konnte ihn nicht sehen. Zu viel war passiert.  

    *
     

    Nach fast neun Wochen wurde Elisa von der Intensivstation in den Privatbereich der Klinik verlegt.

Die Ärzte prophezeiten Elisa einen langen, schmerzhaften Weg zurück ins Leben. Nicht ohne Folgeschäden. Im besten Fall würde sie eine lebenslange Kurzatmigkeit nachbehalten - von den seelischen Folgen ganz abgesehen. Erst mal müsse sie wieder zu Kräften kommen, ihre Muskeln langsam durch krankengymnastische Übungen aufbauen, dann erst würden irgendwann die eigentlichen Reha-Maßnahmen beginnen können.

Bis sie ein einigermaßen normales Leben wieder führen könne, würden viele Monate vergehen.  

19. Kapitel
     

    Schwester Sabine hatte sich rührend um Elisa gekümmert. Nachdem sie gehört hatte, dass ihr Mann sie heute endlich besuchen kommen würde, hatte sie liebevoll versucht, Elisa einigermaßen vorzeigbar herzurichten. Seit neun Wochen hatte Elisa das erste Mal geduscht – beziehungsweise auf einem Stuhl gesessen und sich abduschen lassen. Zuvor war sie immer nur von Pflegern mit einem chemischen Reinigungsschaum abgewaschen worden.

Elisa hatte die Wasserstrahlen auf ihrem Körper genossen. Es war für sie ein unbeschreibliches Gefühl gewesen – sie fühlte sich wie neugeboren. Zuvor hatte Schwester Sabine ihr den Blasenkatheter mit den Worten: »Den brauchen wir jetzt nicht mehr«, gezogen und ihr angekündigt, dass sie vorübergehend zunächst eine Windel tragen müsse.

Auf der
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