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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition)
Autoren: Liz Gallaga
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Mrs. Parrish. Das Kind liegt nicht richtig. Wir müssten es ein wenig drehen, um es zu holen, aber dazu brauchen wir die Hilfe der Mutter. Und in ihrem Zustand wird sie uns wohl nicht unterstützen können. Sie hat viel Blut verloren und ist zu schwach, um zu pressen. Ich fürchte, wir können nichts tun.»
    Anders als die stumme Geste der Hebamme schienen die Worte des Arztes in Mollys Bewusstsein zu dringen. Sie öffnete die Augen und blickte Katherine flehend an.
    «Mach dir keine Sorgen, Molly. Alles wird gut», beruhigte Katherine ihre Freundin und versuchte überzeugter zu wirken, als sie es tatsächlich war.
    «Lass nicht zu, dass mein Kind stirbt», bat Molly mit kaum wahrnehmbarer Stimme, während ihr eine Träne über die Wange rollte.
    «Hör mir gut zu, Molly.» Katherine sprach mit fester Stimme und sah ihr in die Augen. «Niemand wird sterben. Ich verspreche dir, dass du noch in dieser Nacht dein Kind in den Armen hältst, und es wird gesund und kräftig sein.»
    Molly lächelte schwach, und ihre Lider wurden wieder schwer. Katherine hatte sie noch nie belogen.
    «Aber du musst uns helfen, Molly», fügte Katherine schnell hinzu, damit ihre Freundin nicht vor Erschöpfung ohnmächtig wurde. «Das Baby braucht dich. Es kann nicht allein auf die Welt kommen. Du musst pressen.»
    Katherine drückte Mollys Arm. Die junge Frau nickte zustimmend und versuchte all ihre Kräfte zusammenzunehmen.
    Der Doktor enthielt sich einer Bemerkung. Aus seiner Tasche holte er ein Fläschchen Riechsalz hervor und reichte es Katherine.
    «Geben Sie es ihr erst, wenn ich es Ihnen sage. Sie wird jede Hilfe brauchen können.»
    Sobald er sicher sein konnte, dass Katherine seine Anweisungen verstanden hatte, bereitete Doktor Steward sich darauf vor, das Kind zu drehen.
    Katherine hielt den Atem an, als er sich an Mollys Schoß zu schaffen machte.
    «Jetzt», rief der Arzt mit blutigen Händen.
    Katherine öffnete das Fläschchen und hielt es Molly unter die Nase. Der durchdringende Geruch des Riechsalzes entriss Molly ihrer Lethargie.
    «Pressen!», spornte Katherine sie an und hielt fest ihre Hand. «Mein Gott! Man kann es schon sehen! Pressen, Molly! Noch einmal!»
    Vor Anstrengung hob Molly den Kopf. Dann merkte Katherine, wie plötzlich der Druck in ihrer Hand nachließ.
    «Ich kann nicht …» Molly gab auf und ließ sich zurückfallen. «Ich …»
    Gleich würde sie das Bewusstsein verlieren.
    «Molly, verflucht!», rief Katherine außer sich und schüttelte sie heftig. «Du musst pressen!»
    Sekunden später erfüllte ein kräftiges Schreien das Zimmer. Katherine richtete sich erleichtert auf. Sie nahm das Kind in die Arme, wusch es mit Latoyas Hilfe eilig und wickelte es in ein schönes Baumwolldeckchen.
    «Wie ich es dir versprochen habe.» Mit einem strahlenden Lächeln legte Katherine den Säugling auf Mollys Brust und setzte sich auf den Stuhl, den der Sklave an das Kopfende des Bettes gestellt hatte. «Es ist ein wunderschönes und gesundes Mädchen.»
    Mollys mandelförmige Augen glänzten verzaubert, als sie das Neugeborene betrachtete.
    Die Kleine ahnte nichts von den Schmerzen, die ihre Geburt der Mutter bereitet hatte, und schlief friedlich ein. Das rundliche Gesichtchen hatte sanfte und zarte Züge, die winzigen Fäuste waren kräftig geballt, und trotz der nach der Geburt geröteten Haut konnte man sehen, dass sie sehr hell war.
    «Ja, sie ist weiß, Molly», sagte Katherine schnell und konnte die eigene Freude darüber kaum verbergen. «Weißer als ein Baumwollfeld.»
    Die Haut des Mädchens war tatsächlich heller als die der meisten Kinder weißer Herren. Wahrscheinlich würde niemand, der sie zum ersten Mal sah, auf den Gedanken kommen, dass auch nur ein einziger Tropfen Sklavenblut durch ihre Adern floss.
    Für einen kurzen Moment schien Mollys Glück unendlich zu sein. Dann aber wich alles Leben aus ihrem Körper, und sie wurde aschfahl im Gesicht. Nicht einmal die Freude, ihr Baby in den Armen zu halten, konnte die Schatten des Todes jetzt noch verjagen.
    «Weißt du, Katty, ich hatte immer einen Traum», flüsterte Molly, und die Verzweiflung überdeckte alle Zeichen des Glücks.
    «Erzähl ihn mir, Molly. Wir hatten doch nie Geheimnisse voreinander.»
    Obwohl Molly erschöpft war, atmete sie tief ein und sprach mit einer Sehnsucht, die Katherine so niemals an ihr wahrgenommen hatte: «Ich habe mir immer gewünscht, frei zu sein.»
    Die Worte bohrten sich wie spitze Dolche in Katherines Herz. Nie
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