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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft
Autoren: Johanna Lindsey
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vermutlich hinter dem Angriff steckte. Offenbar wollte der Junge Zeit gewinnen. Er redete pausenlos, so daß keine Frage gestellt werden konnte. Die Herrin des Schlosses hätte längst erscheinen müssen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Schaffte man sie vielleicht inzwischen fort – außer Reichweite?
    Ranulf hob schließlich die Hand, um den Redefluß des Knappen zu stoppen. »Wo ist Ihre Herrin? Ich möchte wissen, daß sie sich in Sicherheit befindet.«
    »Ah … sie ist in Sicherheit. Ich habe sie gesehen … ah … Wo sie jetzt ist, weiß ich nicht genau.« Diese Antwort konnte Ranulf nicht beruhigen, und seine grimmige Miene erschreckte den armen Aubert, so daß er schnell hinzufügte: »Ich werde sie suchen«, und aus der Halle rannte.
    »Was hältst du von der Sache?« fragte Walter neben ihm nachdenklich, während beide beobachteten, wie der junge Edelknabe in der Ecke des Raumes die Stufen eines Türmchens hinauflief. »Glaubst du, daß die Gemächer der Dame dort oben liegen?«
    »Das Gebäude ist so groß, daß man nicht ahnen kann, was wo liegt, deshalb behalte ich die Treppe im Auge.« Ranulf selbst ließ seinen Blick durch die Halle schweifen und merkte sich besonders eine weibliche Schönheit für eventuelle spätere Berücksichtigung. Dann wandte er sich seinen Leuten zu. »Eric, geh und … Eric!« Der Bursche benötigte einen Rippenstoß, ehe er den Blick von derselben aufregenden Blondine losriß, die Ranulf entdeckt hatte. »Jetzt ist keine Zeit, mit den Weibern zu liebäugeln«, brummte Ranulf leise.
    »Ja, aber bei allen Heiligen! Haben Sie je so eine … « Eric verstummte, als Searle ihn von der anderen Seite stieß, und endlich bemerkte er Ranulfs finsteres Gesicht. »Ah, ja, Sir?«
    »Geh und laß jedes Tor von einem Mann bewachen. Ich will nicht, daß auch nur eine einzige Frau das Schloß verläßt.« Als Eric ging, sagte Ranulf zu Kenric: »Frag die Dienerinnen, wo die Lady ist.« Doch als Kenric direkt auf die blonde Schönheit zumarschierte, rief Ranulf ihn zurück. »Wenn du mir einen Grund lieferst, werde ich dir dein Glied abschneiden. Die Arbeit kommt vor dem Vergnügen.«
    Kenric erbleichte und hielt die Hand schützend vor den Unterleib, dann nickte er und startete erneut. Walter und Searle lachten, weil er diesmal einen großen Bogen um die Blondine machte.
    »Komm, Ranulf, setzen wir uns hin, wenn wir schon warten müssen«, meinte Walter und schob einen der Stühle für Ranulf vor den Kamin, ehe er sich selbst auf einen zweiten fallen ließ. »Lanzo, schau mal, ob du den Tafelmeister finden kannst – oder sonst jemand, der uns ein Bier bringen würde. Nach unserer kleinen sportlichen Betätigung könnte ich einen Drink gebrauchen, aber wie gewöhnlich hat jeder zuviel Respekt vor unserem Anführer hier, als daß man uns eine Erfrischung reichen würde.« Walter grinste über den säuerlichen Blick, den Ranulf ihm zuwarf. »Du weißt, daß das stimmt, Bruder. Die Frauen kriechen ja alle auf dir herum, sobald sie merken, daß du nicht so gefährlich bist, wie du aussiehst – aber nicht eher.«
    »Du bist verrückt, daß du ihn jetzt neckst«, flüsterte Searle.
    »Durchaus nicht«, wisperte Walter. »Wenn ich schweige, wird er seine Geduld mit der Lady viel schneller verlieren, und dann … wehe ihr.«
    »So, wie er dreinblickt, hat er die Geduld schon verloren.«
    »Nein, noch nicht«, widersprach Walter vergnügt. »Doch sie sollte nun schleunigst erscheinen.«
    Unglücklicherweise kehrte Kenric in diesem Moment zurück und erklärte, seit der Dämmerung habe niemand Reina de Champeney gesehen. Ranulf explodierte. »Zum Teufel! Sie ist vor dem Beginn des Kampfes geflohen. Sie ist entkommen!«
    »Sachte, Ranulf«, meinte Walter beschwichtigend. »Es kann ebenso möglich sein, daß sie sich aus Klugheit versteckt und keiner ihr gesagt hat, sie könne sich nun hervorwagen.«
    Searle nickte. »Ihre Damen werden wissen, wo sie sich aufhält. Die hätten wir fragen sollen! Ich will versuchen, eine aufzutreiben und … Der Gnädigen Mutter Maria sei Dank! Hier ist die Lady, Ranulf!«
    Ranulf drehte den Kopf und sah Aubert Malfed kommen. Ihm folgte eine junge Person, die tatsächlich sehr damenhaft wirkte. Sie war in üppigen, blauen Samt gekleidet, und ihr kupferfarbenes Haar bedeckte ein glatter, weißer Schleier.
    Sie war viel jünger, als er sie sich vorgestellt hatte, vielleicht dreizehn oder vierzehn. Da die meisten Erbinnen in diesem zarten Alter verheiratet wurden,
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