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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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auf morgen vom Katholizismus zum Schamanenglauben übergetreten wären. Zwei abenteuerlich gescheckte Straßenkreuzungen mit bizarr spitzen Gesichtern, die ihnen sowohl etwas Raubvogelartiges als auch etwas von verschlagenen Mandarinen verliehen. Alle drei standen in der vordersten Linie und gaben sich enorme Mühe, mindestens so eindrucksvoll zu wirken wie Caesars Prätorianergarde (3).
    »Nun, da unser kluger Freund uns endlich die Ehre erweist, bin ich guter Hoffnung, daß die Urheber dieser Barbareien im Nu geschnappt werden«, beruhigte Moses scheinheilig das Auditorium. Was für den unvernebelten Verstand zu übersetzen war mit: Ihr Schwachköpfe werdet schon sehen, daß sogar dieser Klugscheißer es nicht schaffen wird, Klarheit in die Angelegenheit zu bringen, so daß wir uns endlich gegenseitig an die Gurgel springen können! Seine geschwollene Formulierung »endlich die Ehre erweisen« war ein Seitenhieb auf mich. Auf den wohl einzigen im Revier, der sich bis jetzt geweigert hatte, in dem Hexenkessel der gegenseitigen Verdächtigungen und Schuldzuweisungen mitzurühren und seine Stimme im Namen des Gattungschauvinismus zu erheben. Moses war mit allen Wassern gewaschen, ein dämonischer Verführer, der auf der Klaviatur der Psyche seiner Gemeinde fabelhaft zu spielen wußte. Doch was mir allmählich ein Dutzend Magengeschwüre bescherte, war der Umstand, daß ich seit dem Anblick von Roxys zerbissenem Leib seinem Kurs zustimmte. Wo sollte das noch hinführen!
    Blaubart und ich machten auf der Grenzlinie zwischen Felidae und Canidae halt.
    »Es ist Zeit für eine Aussprache, liebe Freunde«, brummte Moses, wobei er die barocken Gesten eines Predigers bemühte. »Und liebe Nachbarn auf der anderen Seite, die einige von uns des Mordens verdächtigen. Aber ich wäre ein Schuft, wenn ich auch so dächte!« ergänzte er weise.
    Die andere Seite ... Im Grunde war sie nur eine spiegelverkehrte Version der unsrigen. Vielleicht sogar dieselbe. Hinten der Pulk der Erbsenhirne, deren fades Leben erst durch die Aussicht auf ein bißchen Action einen Kick erhielt, und welche die Folgen ihres Blutdurstes erst begriffen, wenn sie ihre eigenen Eingeweide oder die ihrer Kinder im Dreck liegen sahen. Es war leicht, sie auf einen Krieg einzuschwören, sogar Kaspers Oma hätte das geschafft. Interessanter nahm sich da die vordere Reihe aus. Ein Klüngel Volksvertreter von eigenen Gnaden, die sich erdreisteten, für alle Kläffer der Galaxis zu sprechen, in Wahrheit jedoch unermüdlich damit beschäftigt waren, ihre Machtposition immer weiter auszubauen und ansonsten an die Wurstvorräte des Nachbarn zu gelangen. Dementsprechend auch die vertretenen Rassen: streitsüchtige Dobermänner, verfettete Englische Bulldoggen, sinistre Mastinos und gemeingefährliche Bullterrier.
    Und in ihrer Mitte der Kläff-Moses, der König. Nur daß es sich hierbei um eine Königin handelte. Sissi war ein Mops, also in der Hierarchie der Kläffer wegen ihres Kleinwuchses eigentlich keine ernstzunehmende Größe. Aber auch in diesen Kreisen hatte sich inzwischen herumgesprochen, daß die Riesen entgegen dem Klischee inzwischen eher sieche Wracks waren als Heldennaturen mit Panzerkraft. Selbst ein eingefleischter Kläfferhasser wie ich muß in dem Zusammenhang einräumen, daß der Mensch an dieser Art aufgrund ihrer Variationsbreite hinsichtlich Größe und Aussehen zuchtmäßig ein nicht mehr zu sühnendes Verbrechen begangen hat. Man kann heute sagen, daß alle dem Menschenauge schmeichelnden Mätzchen wie inflationäre Faltenbildung im Gesicht, abnorme Körperfülle, steil nach hinten abfallendes »Fließheck« und dergleichen ausnahmslos zum Nonstop-Leid für die Objekte der Begierde führten. Ich danke dem Allmächtigen, daß unsere genetische Ausstattung nur minimale, meist das Fell oder die Kopfform betreffende Züchtungsmachenschaften erlaubt. Womöglich würde ich sonst mit einem Höcker und dem Gesicht von Ernie aus der Sesamstraße herumlaufen.
    Die Kläffer hatten dieser Tatsache mittlerweile ebenso Rechnung getragen und vertrauten ihr kollektives Schicksal lieber einem durchtriebenen Mops an als einem Mammutvieh, dessen ganze Aufmerksamkeit von seinen tausend Gebrechen in Anspruch genommen wurde. Die betagte, jedoch ihrer Arglist keinen Deut verlustig gegangene Sissi trug Schwarz an den Ohren und ums plattgedrückte Maul eine Maske, wie der Experte sagt. Diese Schatten bildeten den einzigen Farbkontrast zu ihrem beigen Pelz. Ihre Augen
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