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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen
Autoren: Marcia Muller
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es loswerden, und sie
wollte, daß wir es kriegen.«
    »Großer Gott. Suits muß getobt haben.«
    »Besonders glücklich war er nicht; der
Mann ist ein Pfennigfuchser. Aber Anna hat ihn nur einmal angeguckt, und schon
hat er klein beigegeben.«
    Ich kannte diesen Blick und seine
Wirkung auf Suits.
    »Ach, McCone«, sagte Hy, »werd bloß
nicht rührselig.«
    »Bin ich gar nicht.«
    »Denkst du, ich sehe diese Träne da
nicht? Wisch sie weg und unterschreib.«
    Ich unterschrieb dort, wo er hinzeigte,
und gab ihm die Papiere zurück.
    »Und meine fünfzig Cents?«
    Ich fand ein paar Münzen in meiner
Tasche und zählte sie ihm in die geöffnete Hand.
    Hy faltete die Papiere zusammen und
steckte sie weg. Stocherte dann im Feuer und goß uns Champagner nach. »Auf
uns.«
    Ich erwiderte seinen Toast, immer noch
verblüfft, daß mir plötzlich ein Stückchen kalifornische Küste gehörte.
    Hy sagte: »Wir werden das Häuschen
umtaufen müssen. Moonshine Cottage — das paßt nicht zu uns.«
    »Nein.«
    »Wie sollen wir es nennen?«
    Eine Erinnerung an den Sommer regte
sich in mir. »Wie wär’s mit Probierstein?«
    »Probierstein.« Er nickte, und ich
merkte, daß auch er sich erinnerte. Dann hob er sein Glas und deutete mit einer
Handbewegung auf den Raum. »Ich taufe dich auf den Namen Probierstein. Wir
würden ja dir zu Ehren gern eine Flasche Champagner an die Wand schmeißen, aber
das wäre zu teuer.« Und zu mir sagte er: »Also, was sind deine Vorsätze für das
neue Jahr?«
    »Na ja, ich werde mich entscheiden, was
ich mit Mick mache.«
    »Ach.«
    »Nein, im Ernst. Und ich werde den
Flugschein machen. Dann kannst du mir ja vielleicht ein paar raffiniertere
Sachen beibringen.«
    Er grinste.
    »Mit der Citabria«, setzte ich hinzu.
    Er runzelte die Stirn.
    »Und...« Ich zögerte. »Und«, setzte ich
erneut an, »ich werde herausfinden, was du den ganzen Herbst über getrieben
hast, und wenn ich dazu eine ausgewachsene Ermittlungsaktion starten muß.«
    »Ich habe darauf gewartet, daß du das
fragst.«
    »Und?«
    »Nichts Besonderes. Ich hatte so eine
langhaarfreakige Weltretteridee. Bin rumgereist und habe sie Leuten
unterbreitet, die ich kenne und die auf dem Gebiet aktiv sind, und ich habe
gemerkt, daß ich dafür sehr viel mehr Geld brauchen würde, als ich oder die
Spaulding-Stiftung besitzen.«
    »Was für eine Idee?«
    »Hat was mit Menschenrechten zu tun.
Damit, Leuten zu helfen, aus brenzligen Situationen herauszukommen. Ist mir
nach unserem kleinen Abenteuer im Juli eingefallen.«
    »Hmm. Und was hast du beschlossen?«
    »Ich war bei meinen alten Kumpels
Renshaw und Kessell.«
    »Vor sechs Monaten haben sie noch auf
dich geschossen, und jetzt seid ihr alte Kumpels?«
    Er sagte achselzuckend: »Unser
Verhältnis war immer schon etwas gespannt. Jedenfalls haben sie mir ein
Wahnsinnsangebot gemacht: Einstieg in die Firma, totale Selbstbestimmung und
die Freiheit, meine eigenen Projekte zu verfolgen.«
    »Und dafür...?«
    »Bin ich verfügbar, wenn etwas Heikles
wie etwa eine Geiselbefreiung ansteht.«
    Ich sagte nichts.
    »Guck nicht so skeptisch, McCone. Das
fordert keine größeren Kompromisse von mir. Letztlich geht es einfach darum,
daß es mir zu langweilig geworden ist, eine Stiftung zu verwalten; ich will
wieder das, was Gage die gute alte Action nennt — mit einem Schuß Idealismus
natürlich.«
    Ich nippte an meinem Champagner und sah
ins Feuer. Ich spürte die Hitze der Flammen und die seines langen, schlaksigen
Körpers dicht neben meinem. Ich sagte ein Weilchen gar nichts, drehte und
wendete nur eine Frage in meinem Kopf. Und befand, daß ich sie ebensogut jetzt
stellen konnte wie zu irgendeinem anderen Zeitpunkt.
    »Und worin bestand diese gute alte
Action? Willst du mich da ewig im dunkeln tappen lassen?«
    »Ich dachte schon, du würdest mich nie
danach fragen.«
    Ich starrte ihn an.
    »Ich habe schon vor einer ganzen Weile beschlossen,
daß es Zeit ist, dir davon zu erzählen.«
    »Aber warum hast du’s dann nicht
getan?«
    »Ein Mann will eben gebeten werden.« Er
lächelte selbstgefällig.
    »Also gut — erzähl’s mir bitte!«
    Hy stand auf und griff sich ein paar
Kissen. Schüttelte sie auf und warf sie mir zu. Schürte das Feuer und goß noch
einmal Champagner nach. Machte eine Tüte Salzbrezeln auf.
    »Ist eine lange Geschichte«, sagte er.
»Besser, wir machen es uns bequem.« Er legte sich neben mich und stopfte sich
ein Kissen unter den Kopf.
    »Ich find’s bequem. Fang
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