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Feanors Fluch

Feanors Fluch

Titel: Feanors Fluch
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Namen gab, und die Dunkelheit wuchs aus ihr hervor. Doch auch Melkor war da, und er kam zum Hause Feanors und dort, vor seiner Tür, erschlug er Finwe, den König der Noldor, und vergoß das erste Blut im Segensreich; denn Finwe allein war vor dem Schrecken des Dunkels nicht geflohen. Und sie berichteten, daß Melkor die Befestigungen von Formenos durchbrochen und alle Edelsteine der Noldor, die dort verwahrt lagen, weggenommen hatte; und die Silmaril waren fort.
    Da stand Feanor auf, und die Faust vor Manwe erhebend verfluchte er Melkor und hieß ihn Morgoth, den Schwarzen Feind der Welt; und für immer hernach kannten ihn die Eldar nur unter diesem Namen. Und er verfluchte auch die Stunde, zu der Manwe ihn auf den Taniquetil gerufen hatte, denn vor Wut und Schmerz von Sinnen meinte er, seine Kraft, wäre er in Formenos geblieben, hätte zu mehr getaugt, als ihm gleichfalls den Tod zu bereiten, wie es Melkors Absicht gewesen war. Dann lief Feanor fort aus dem Schicksalsring und floh in die Nacht hinaus; denn teurer war ihm sein Vater als das Licht von Valinor oder das unvergleichliche Werk seiner Hände; und wer von allen Söhnen der Elben und Menschen hätte seinen Vater je höher in Ehren gehalten?
    Viele waren da bekümmert über Feanors Schmerz, doch war der Verlust nicht nur der seine; und Yavanna weinte unter dem Hügel, in Furcht, das Dunkel werde die letzten Strahlen des Lichtes von Valinor für immer verschlingen. Denn wenn auch die Valar noch nicht recht verstanden, was geschehen war, so erkannten sie doch, daß Melkor Hilfe erlangt hatte, die nicht von Arda kam. Die Silmaril waren fort, und einerlei mag es scheinen, ob Feanor ja oder nein zu Yavannas Bitte gesagt; hätte er aber zuerst ja gesagt, ehe die Botschaft aus Formenos kam, so hätte er vielleicht später anders gehandelt. Nun aber rückte das Schicksal der Noldor heran.
    Morgoth unterdessen, der Verfolgung durch die Valar entkommen, war in die Ödlande von Araman gelangt. Diese lagen im Norden zwischen dem Gebirge der Pelori und dem Großen Meer, ähnlich wie Avathar im Süden; Araman aber war größer, und zwischen den Küsten und dem Gebirge erstreckten sich kahle Ebenen, die, je näher zum Eise hin, immer kälter wurden. Dieses Gebiet nun durcheilten Morgoth und Ungolianth, und so kamen sie durch die großen Nebelfelder von Oiomüre zur Helcaraxe, der Meerenge zwischen Araman und Mittelerde, die voller zermalmender Eisberge war. Sie gingen hinüber und kamen so endlich wieder in den Norden der Außenlande. Zusammen zogen sie weiter, denn Morgoth konnte Ungolianth nicht abschütteln; ihre Wolke war noch um ihn gebreitet, und alle ihre Augen lagen auf ihm. Und so kamen sie in die Lande nördlich des Fjords von Drengist. Morgoth näherte sich nun den Ruinen von Angband, wo seine große Burg im Westen gestanden war; und Ungolianth sah, worauf er hoffte, und sie wußte, dort würde er ihr zu entkommen trachten. Und so hielt sie ihn an und forderte, daß er sein Versprechen erfülle.
    »Schwarzherz«, sagte sie, »ich habe getan, wie du mich geheißen. Aber noch immer bin ich hungrig.«
    »Was verlangst du mehr?« sagte Morgoth. »Begehrst du die ganze Welt für deinen Bauch? Ich habe nicht gelobt, sie dir zu geben. Ich bin ihr Herr.«
    »So viel nicht«, sagte Ungolianth. »Doch hast du einen großen Schatz aus Formenos, und das alles will ich haben. Fürwahr, mit beiden Händen 'sollst du es mir geben.«
    Da überließ ihr Morgoth notgedrungen die Gemmen, die er bei sich trug, und grollend gab er ihr eine nach der andern; und sie verschlang sie, und ihre Schönheit verschwand aus der Welt. Größer und dunkler noch wurde Ungolianth, doch ihre Gier war ungestillt. »Mit einer Hand gibst du«, sagte sie, »allein mit der Linken, öffne deine Rechte!«
    Fest in seiner Rechten hielt Morgoth die Silmaril, und obgleich sie in einem kristallenen Kästchen steckten, fingen sie an, ihn zu versengen, und seine Hand war verkrampft vor Schmerz, doch wollte er sie nicht öffnen. »Nimmer!« sagte er. »Du hast dein Teil bekommen. Denn mit meiner Kraft, die ich dir verliehen, wurde dein Werk vollbracht. Deiner bedarf ich nicht mehr. Diese Dinge sollst du nicht haben noch sehen. Ich nenne sie mein eigen auf ewig.«
    Doch Ungolianth war groß und er kleiner geworden durch die Kraft, die aus ihm geflossen war; und sie richtete sich vor ihm auf, und ihre Wolke schloß sich über ihm, und sie fing ihn in einem Netz klebriger Riemen, um ihn zu erwürgen. Da stieß
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