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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder
Autoren: Alexander Kröger
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hatten es in der vorigen Basis liegen lassen.
Unangefochten erreichten wir die Kombine, die Kameraden
besorgten ihre Analyse, ich sondierte das Gelände.
Mir fiel nichts anderes ein, als den Rover zu opfern. Alles
andere, zum Beispiel die Kiste auszuladen, zu vergraben, wäre zu
auffällig geworden.
Ich fuhr an diesem Tag noch mehrmals unter den Schiffen
hindurch. Nur selten traf ich eine Kugel, keiner nahm Notiz von
mir.
Klar war mir der Aufbau einer solchen Mine im Allgemeinen.
Im Besonderen jedoch hatte ich Schwierigkeiten. An der Kiste
befanden sich zwar zwei Buchsen für ein
Zündkabel – so
vermutete ich –, aber welche Spannung angelegt und wie
überhaupt gezündet wurde, wusste ich natürlich nicht. Doch
gelernt hatte ich, dass man fast jeden Sprengstoff initial mit
einer anderen Sprengung zünden konnte. Und das musste ich
riskieren. Ich besorgte mir eine geballte Ladung mit
eingebautem Funkfernzünder, die schnürte ich an die Kiste. Mit
einer weiteren Sprengpatrone präparierte ich im Motorraum die
Vorderachse des Rovers.
Sie holten am Vorabend des dreißigsten Tages ihre Kombine
ein.
    Wie eine riesige Grammofonplatte lag das Gelände um die
Raumschiffe.
Schon Tage vorher hatten sie begonnen, das beschädigte
Schiff auszuräumen. Durch die Ferngläser konnten wir gut
erkennen, dass sich an die vierzig Schweber am Umzug
beteiligten. Dabei luden sie den Inhalt des Wracks nicht in alle
anderen Schiffe um, sondern nur in zwei. Hunderte von grünen
Kugeln hantierten da herum. Sicher hatten sie in den Schiffen
weitere „ausgebrütet“. Was ich dort also sah, zerstreute meine
letzten Zweifel. Der Eindringling war stark – vielleicht wie nie!
Wir hatten ihm Gelegenheit gegeben, wer weiß wie viel Energie
zu tanken. Er hatte Muße, die Fehler zu analysieren und uns
weiter zu studieren. Ich war überzeugt: Nie und nimmer hatten
sie die Absicht, uns in Frieden zu lassen!
Es herrschte absolute Ruhe an diesem Abend. Drohend
standen dort die Schiffe, ja für mich drohend! Der fahle Himmel
mit einem Hauch von Abendröte mochte diesen Eindruck noch
unterstreichen.
Mich packte grimmige Entschlossenheit. „Ich mache eine
Inspektionsfahrt – wenn wir morgen abrechnen, möchte ich’s
genau wissen.“
Der Offizier vom Dienst nickte. Für ihn schien der ganze
Krieg bereits beendet zu sein. Glücklicherweise nicht bei allen.
Lang hatte uns und die Mannschaft in höchste Bereitschaft
versetzt.
Ich hatte vor, drei viertel einer Acht zu fahren, und die Spuren
sollten sich unter den Schiffen kreuzen.
Diesmal empfand ich die Fahrt noch unheimlicher, vielleicht
der auffallenden Ruhe wegen – die Kombine arbeitete nicht mehr,
und keine Kugel ließ sich blicken – oder weil ich allein fuhr oder
ich mich nun entscheiden musste und wusste, dass es nichts zu
widerrufen gab.
Ich passierte unbehelligt die Schiffe, zog meine große Schleife,
achtete überhaupt nicht auf das von der Kombine
zurückgelassene Gelände, durch das sich das Fahrzeug gerade
so mit Allradantrieb hindurchmahlte.
Als ich den Bogen beendet hatte und erneut auf die Schiffe
zusteuerte, wurde ich unwillkürlich langsamer. Aber
dann
beruhigte mich der Gedanke, dass vorbereitet noch
nicht
ausgeführt bedeutete. Ich nannte mich einen Scheißer, meine
grimmige Entschlossenheit hatte sich davongemacht, hinterließ
einen zittrigen jungen Mann, dem kalter Schweiß ausbrach und
dessen feuchte Hände kaum das Lenkrad hielten.
Doch ich steuerte das Fahrzeug auf den vorgesehenen Platz,
mitten hinein in die Stelzen, und wusste, je weiter ich noch fahren
würde, desto mehr vergab ich optimale Wirkung. Stehenbleiben
und überlegen konnte ich auch nicht mehr. Dann schloss ich
beinahe die Augen, atmete durch, nahm die Krokodilklemme,
zwickte sie auf den Pol der vorbereiteten Batterie und stemmte
mich mit Armen und Beinen in den Sitz. Dennoch riss mich die
Detonation, vor allem aber der plötzliche Stillstand des Rovers
nach vorn, und ich prallte mit dem Kopf an die Scheibe. Das
rechte Vorderrad hatte sich selbständig gemacht, torkelte wie ein
triebloser Kreisel und kam dann scheppernd zur Ruhe.
„Hoffentlich“, so dachte ich, „gerät das Fahrzeug nicht in
Brand.“ Dann stieg ich mit schlotternden Knien aus.
Zwei Dutzend Meter vor mir fielen zwei grüne Kugeln von
oben herab und schwebten auf mich zu.
Jetzt erst wurde ich hellwach. Zu nahe durften die nicht
kommen. „Keine Aufregung“, rief ich. „Ich habe eine Panne. Ich
hole sofort
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