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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Autoren: Mary Jo Putney
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Lion.
    Stephen mietete ein Zimmer und wollte gerade nach oben gehen, als er an der Wand einen Theaterzettel entdeckte. Die >berühmte Fitzgerald-Truppe< würde heute abend hier in Fletchfield Shakespeares Der Sturm oder Die bezauberte Insel aufführen. Stephen war von jeher ein Theaterliebhaber, und die Geschichte vom Herzog, der mit seiner Tochter auf einer Insel im Exil leben mußte und magische Kräfte besaß, gehörte zu seinen Lieblingsstücken. Doch was mochten viertklassige Schauspieler daraus machen?
    »Taugt diese Truppe etwas? « fragte er den Gastwirt.
    »Nun, ich weiß natürlich nicht, was ein Gentleman wie Sie davon halten würde«, erwiderte der Mann vorsichtig, »aber wir mögen diese Leute. Sie kommen jeden Sommer hier vorbei, und alle freuen sich auf ihre Aufführungen, weil die Stücke immer spannend sind. « Er grinste. »Außerdem gibt's da ein paar verdammt attraktive Weiber, und manchmal bekommt man von denen mehr als nur einen zarten Fußknöchel zu sehen! «
    Nach großer Kunst hörte sich das zwar nicht an, aber es würde eine willkommene Abwechslung sein. Nachdem Stephen sich etwas ausgeruht und eine Kleinigkeit gegessen hatte, trat er wieder auf die Hauptstraße hinaus. Es war ein schwüler Augustabend, doch das ferne Donnergrollen versprach baldige Abkühlung.
    Das provisorische Theater am Stadtrand war leicht zu finden, weil viele Einwohner von Fletchfield ebenfalls dorthin unterwegs waren. Einige warfen dem Fremden neugierige Blicke zu, aber die meisten schenkten ihm in ihrer Vorfreude auf das wichtige Ereignis kaum Beachtung.
    Vor der Scheune, wo die Aufführung stattfinden sollte, standen schon fünfzig oder sechzig Personen herum. Ein fuchsartiger kleiner Mann mit Cockney-Dialekt verkaufte die Eintrittskarten. Für einen Shilling erhielt man eine Holzscheibe mit eingraviertem >F<, die man später abgeben mußte, um eingelassen zu werden. Zwischen  Loge und Parkett brauchte sich hier niemand zu entscheiden!
    Während Stephen sich geduldig anstellte, um seine Karte zu kaufen, beobachtete er zwei ältere Damen. Sie waren schäbig, aber peinlich sauber gekleidet, und ihre Ähnlichkeit wies sie als Schwestern aus. Die Kleinere sagte lebhaft: »Ich gebe ja zu, daß es viel Spaß machen würde, aber wir können uns die zwei Shilling einfach nicht leisten! «
    Die größere Schwester, die weichere Gesichtszüge hatte, seufzte sehnsüchtig. »Ich weiß, Fanny, ich weiß... Essen ist wichtiger als ein Theaterstück. Trotzdem - vor fünf Jahren, als die Hühner so gut legten und wir ein bißchen Geld übrig hatten, war Romeo und Julia ein unvergeßliches Erlebnis! «
    »Sinnlos, darüber zu grübeln. « Fanny, die dominierende der beiden Schwestern, packte die andere am Ellbogen. »Gehen wir nach Hause und trinken eine Tasse Himbeerblättertee. «
    Stephen war an der Reihe, seine Karte zu kaufen. Impulsiv gab er dem Mann drei Shilling und erhielt drei Holzscheiben. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und holte die Schwestern mühelos ein. »Entschuldigen Sie bitte, meine Damen«, sagte er mit einer höflichen Verbeugung, »könnten Sie einem Ortsfremden vielleicht einen Gefallen erweisen? «
    Fanny musterte ihn skeptisch. »Haben Sie sich verirrt? «
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte mir mit zwei Freunden die Aufführung anschauen, habe aber soeben erfahren, daß sie nicht kommen können. Würden Sie vielleicht einspringen? « Stephen hielt ihnen zwei Scheiben hin.
    »O Fanny! « rief die größere Schwester mit leuchtenden Augen.
    »Können Sie die Karten denn nicht zurückgeben? « knurrte Fanny.
    »Der Verkäufer sieht nicht besonders liebenswürdig aus«, entgegnete Stephen. »Ich möchte mich lieber nicht auf einen Streit mit ihm einlassen. «
    Während Fanny überlegte, ob sie dieses Angebot annehmen durfte, schweifte ihr Blick zwischen dem Fremden und dem hoffnungsvollen Gesicht ihrer Schwester hin und her, und ihre Augen verrieten, daß sie Stephen durchschaut hatte. »Vielen Dank, Sir. Sie sind sehr freundlich... « Sie streckte ihre Hand aus. Für sich selbst hätte sie eine milde Gabe bestimmt zurückgewiesen, doch sie wollte ihre Schwester nicht um das seltene Vergnügen bringen.
    »Ich habe Ihnen zu danken, Madam. « Stephen überreichte ihr die beiden Holzscheiben, verbeugte sich noch einmal und ließ die Schwestern diskret allein, erfüllt von einem warmen Glücksgefühl. Er spendete alljährlich Tausende von Pfund an die Kirchengemeinde und alle möglichen
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