Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
nicht, eben weil Armin Graf von Zeppenfeld uns seine Aufwartung machte.«
    »Wegen des Spazierstockes?«, mutmaßte Gaspard.
    »Genau!«, sagte Tobias mit grimmiger Stimme. »Er erhob Anspruch auf den Stock, tischte uns Lügen auf und versuchte sich bei uns einzuschmeicheln. Doch Sadik schöpfte Verdacht, und wir rückten den Falkenstock auch nicht heraus, als Zeppenfeld viel Geld für ihn bot. Daraufhin nahm er zwei ehemalige Söldner in seine Dienste, nämlich Stenz und Tillmann, später auch noch einen Mann namens Valdek, und ließ bei uns einbrechen, um den Stock durch Diebstahl in seinen Besitz zu bringen. Doch Jana konnte das gerade noch vereiteln. Sie hat Tillmann in die Flucht geschlagen.«
    »Du hast dich mit diesem Galgengesicht angelegt?«, fragte Gaspard erstaunt und blickte zu Jana hinüber.
    Diese lächelte ein wenig stolz. »Ich habe den Kerl im Dunkeln auf dem Flur gerade noch rechtzeitig mit dem Schüreisen erwischt. Er ist uns zwar entkommen, aber den Stock musste er zurücklassen.«
    Tobias rechnete es ihr hoch an, dass sie dabei unerwähnt ließ, welch wenig rühmliche Figur er in jener Nacht mit seinem Florett abgegeben hatte.
    »Jana hat das wirklich toll gemacht. Nun wussten wir, dass der Stock wertvoll war und vielleicht ein Geheimnis barg. Stundenlang, aber letztlich doch vergeblich, suchte ich nach Wattendorfs Begleitschreiben, das uns über die Bewandtnis des Stockes Auskunft geben konnte. Denn dass er ein Geheimnis barg, lag nun ja auf der Hand.«
    »Und dann kam Xaver Pizalla ins Spiel«, sagte Jana düster.
    »Wer ist Xaver Pizalla?«, wollte Gaspard natürlich sofort wissen.
    »Ein Spitzel im Dienst einer tyrannischen Obrigkeit!«, antwortete Tobias. »Du musst wissen, dass mein Onkel Heinrich Heller nicht nur ein außergewöhnlicher Universalgelehrter ist, dessen Experimentierstätten gut die Hälfte von Gut Falkenhof einnahmen, sondern er war in Mainz auch Mitglied eines verbotenen Geheimbundes.«
    Gaspards Augen leuchteten begeistert auf und er beugte sich vor, um ja kein Wort zu verpassen. »Dein Onkel ist ein Verschwörer?«
    »Nein, ganz so dramatisch ist Onkel Heinrich nicht veranlagt. Die Mitglieder dieses Bundes kämpften nicht mit dem Schwert, sondern mit der Schreibfeder gegen die Willkür der Fürsten, forderten in illegalen Druckschriften die Pressefreiheit und mehr Bürgerrechte und setzten sich für eine geeinte deutsche Nation ein«, erklärte Tobias. »Ihr Franzosen habt eine Nation. Dagegen ist Deutschland in mehrere dutzend Fürsten- und Herzogtümer und in einige kleine Königreiche zerstückelt. Und jeder Fürst wacht eifersüchtig darüber, dass niemand seine Rechte antastet. Dagegen und gegen die Unterdrückung des Volkes haben sich mein Onkel und seine Freunde eingesetzt.«
    »Und dieser Pizalla war ein Spitzel im Auftrag eures Fürsten, der Angst um seine Macht hat«, folgerte Gaspard.
    »Richtig«, sagte Tobias. »Zeppenfeld muss sich gut in Mainz umgehört und erfahren haben, dass mein Onkel schon seit langem bei Pizalla im Verdacht stand, zu einem dieser Geheimbünde zu gehören. Er hat sich mit Pizalla verbündet, und dann gelang es ihm, ein in finanzielle Schwierigkeiten geratenes Mitglied durch Bestechung zum Verrat zu bewegen. Der Geheimbund flog auf und Onkel Heinrich wurde dabei von einer Kugel in die Schulter getroffen. Sadik konnte ihn gerade noch aus Mainz nach Falkenhof bringen, das ein beinahe festungsartiges Geviert mit dicken, hohen Mauern und einem großen Innenhof ist. Dort saßen wir, wie Zeppenfeld und die Gendarmen meinten, die Falkenhof umstellten, in der Falle.«
    Jana lächelte, von wehmütigen Erinnerungen heimgesucht. »Wenn es den Ballon nicht gegeben hätte, wärt ihr Zeppenfeld auch kaum entkommen.«
    Gaspard horchte auf. »Ballon?«
    Tobias nickte. »Mein Onkel hatte sich einen Heißluftballon anfertigen lassen, um in großer Höhe wissenschaftliche Messungen und Experimente vorzunehmen.«
    »Ich bin auch mehrmals mit aufgestiegen!«, sagte Jana stolz. »Es war ein Ballon aus nachtschwarzer Seide und Taft.«
    »Warum denn nachtschwarz?«
    Tobias zuckte mit den Achseln. »Ein Spleen meines Onkels. Er wollte die Existenz seines Ballons einige Zeit geheim halten. Deshalb sind wir auch nur nachts aufgestiegen. Was im Nachhinein natürlich ein großes Glück war, denn so wusste niemand außerhalb von Falkenhof davon.«
    Gaspard lachte. »Und dann seid ihr einfach in den Ballon gestiegen und habt Zeppenfeld und seinen Spießgesellen eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher