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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
Autoren: Anna Carey
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warf einen kurzen Blick auf die dicken Vorhänge neben der Tür, dann trat ich dahinter und klopfte an.
    Ich versuchte, meine Atmung zu beruhigen, doch ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Meine Hände waren kalt und schwitzig. Ich griff nach der Waffe an meiner Hüfte und versuchte, das Zittern in meinen Fingern zu unterdrücken, während ich die Tür im Auge behielt und darauf wartete, dass sie aufging. Das Schloss klickte leise, dann drehte sich der Türknauf und mein Vater sah hinaus.
    Ich schlüpfte zurück in den Flur, wobei ich gleichzeitig eine Hand auf die Tür legte, um sie offen zu halten. »Geh rein«, sagte ich und richtete die Waffe auf ihn. »Solltest du irgendjemanden rufen, muss ich dich erschießen.«
    Sein Gesicht war entspannt und er sah mir direkt in die Augen, als er einige Schritte zurück ins Büro machte. Ich schloss die Tür hinter uns und verriegelte sie.
    »Du wirst mich nicht töten«, bemerkte er. Er verschränkte die Hände vor seinem Körper und runzelte die Stirn. Er sah ausgemergelt aus, sein Gesicht war eingefallen. Es schien, als hätte es die letzten Wochen nie gegeben, als habe er sich von seiner Krankheit nie wirklich erholt.
    »Sei dir da nicht so sicher«, entgegnete ich, während ich die Waffe weiter auf ihn gerichtet hielt. Ich blinzelte die Tränen weg, die mir plötzlich den Blick verschleierten.
    »Wenn du dazu wirklich in der Lage wärst, hättest du es schon längst getan«, gab er zurück. Er starrte mir in die Augen. »Die Frage ist doch: Warum bist du hierher zurückgekehrt? Willst du mir einen weiteren Vortrag halten? Willst du mir erzählen, dass all die Entscheidungen, die ich getroffen habe, dass alles, was ich getan habe, um für die Menschen zu sorgen, falsch war?«
    »Es wird in der Stadt keine weiteren Hinrichtungen geben«, sagte ich langsam. »Du wirst heute noch zurücktreten und mir für die Übergangsphase die Macht erteilen.«
    Seine Wangen röteten sich. Die Adern in seinem Gesicht traten hervor, während er die Hände rang. »Übergangsphase wohin, Genevieve? Sag mir, wo du es doch so genau weißt, wozu diese Stadt übergehen wird? Wird sie zu der Gesetzlosigkeit zurückkehren, die hier nach der Epidemie geherrscht hat? Zu den Aufständen? Vor mir konnten die Menschen noch nicht einmal Wasser holen, ohne dabei erschossen zu werden. Willst du, dass die Stadt zu diesen Zuständen zurückkehrt?«
    »Senk deine Stimme«, befahl ich.
    »Wenn du sehen willst, was bei dieser Revolte am Ende herauskommt«, sagte er mit erhobenen Händen, »dann bitte, mach nur so weiter. Aber es wird eine Dunkelheit folgen, die du dir nicht einmal vorstellen kannst.« Er sah mir direkt in die Augen. Er stand dort und wartete nur darauf, dass ich abdrückte.
    Schließlich wandte er sich ab, drehte sich zu seinem Schreibtisch um und es dauerte einen Moment, bis ich erkannte, was er tat: die schnelle Bewegung seiner Hand, als er die Finger in die Innentasche seines Jacketts schob. Er hob den Arm und zum Vorschein kam eine Pistole. Sein Gesicht war ganz starr vor Konzentration. Ich drückte nur ein Mal ab. Beim Knall des Schusses fuhr ich zusammen. Er machte einen Schritt zurück, brach seitlich auf dem Schreibtisch zusammen und die Waffe polterte zu Boden.
    Ich lief zu ihm und versetzte der Pistole einen Tritt, dass sie über den Boden schlitterte. Schwer atmend blieb ich an seiner Seite und sah zu, wie sich sein Ausdruck verfremdete, als er das Gesicht vor Schmerzen verzerrte. Er hielt sich eine Hand an die Brust, um die Wunde rechts von seinem Herzen zuzudrücken. Ich half ihm auf den Boden hinunter. Das Blut breitete sich schnell auf seinem Jackett aus, das an der Stelle zerrissen war, wo die Kugel hindurchgegangen war. Ich kniete mich neben ihn, obwohl ich beinahe damit rechnete, dass er mich wegstoßen würde. Doch wir verharrten Seite an Seite. Seine Hand verkrampfte sich um meine, als die Farbe aus seinem Gesicht wich. Dann kniff er die Augen zu. Seine Atemzüge wurden langsamer, bis sie schließlich ganz aussetzten und ich wieder alleine und von Stille umgeben war.

NEUNUNDZWANZIG
    Es war vorbei. Das war es, was ich gewollt hatte, oder nicht? Die Nachricht seines Todes würde sich über den Pfad verbreiten. Die Armee aus den Kolonien würde endlich eintreffen. In der Stadt würden sich die Machtverhältnisse neu verteilen. Es sollte jetzt besser werden.
    Ich hielt weiter seine Hand fest und bemerkte die Kühle, die sich langsam in seinen Fingern ausbreitete. Ich
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