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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman
Autoren: Christiane Andre
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grinste schief. »Obwohl ich die magische 40er-Grenze schon überschritten habe? Na gut.«
    Silke war schon beim nächsten Brief. »Siehst du, dem hier gefällst du jedenfalls, so wie ich dich beschrieben habe. Hör zu: Dein Schreiben trifft genau in mein Herz. Auch ich bin einsam und vom Leben enttäuscht, hätte beinahe alle Hoffnung fahren lassen …«
    Eva lehnte sich wieder an das Kopfende ihres Bettes zurück. Ja, ihr 40. Geburtstag war kein Tag ganz ungetrübter Freude gewesen, doch auch kein Weltuntergang. Wenn sie damals allerdings geahnt hätte, dass ihr Ehemann schon wenige Monate später etwas mit einer jüngeren Frau anfangen würde, dann hätte sie sich bestimmt schon während der Geburtstagsparty in der Schüssel mit Erdbeerbowle ertränkt.
    »Also nee, der ist ja völlig depressiv.« Silke legte den Brief kopfschüttelnd zu dem anderen, der bisher den Stapel der »Unmöglichen« bildete. »Vermutlich sucht er einen kostenlosen Therapeuten.«
    »Tun sie das nicht alle?«, grinste Eva. Einen kostbaren Moment lang fühlte sie sich völlig unbeschwert.
    Silke nahm die Frage ernst. »Hm, vermutlich hast du recht. Sie sollten es nur nicht so deutlich raushängen lassen, finde ich. Nein, also der Kerl ist ein – wie sagt man so schön auf Neudeutsch − ein No Go .«
    »Ich glaube, jeder sucht eine Beziehung, die ihm über irgendwelche Probleme hinweghilft. Männer und Frauen«, meinte Eva und betrachtete nachdenklich ihre Knie, die sich spitz unter der Hose abzeichneten. Sie hatte abgenommen in der letzten Zeit. Vielleicht war sie doch nicht mehr zu dick.
    »Also, wenn ich mir meine Freundinnen so anschaue, hast du wohl recht.« Silke schälte den nächsten Brief aus seinem Kuvert. »Zum Beispiel Vera: Ehemann abgehauen,seit einer Weile hat sie eine Affäre. Charlotte: vor 4 Wochen geschieden, sucht aber schon seit Monaten einen Neuen. Erfolglos übrigens.«
    Während Eva zuhörte, griff sie selbst zum Stapel der Briefe. Ein dicker, cremefarbener Umschlag fiel ihr ins Auge und sie zog ihn heraus.
    »Ellen: alleinerziehend seit Ewigkeiten. Ihr letzter Freund hat vor einer Weile wegen einer anderen mit ihr Schluss gemacht. Janna hat vor zwei Jahren ihren Mann rausgeworfen, seither solo, aber nicht freiwillig. Kirsten ist bis über beide Ohren verliebt, aber irgendwie wird es nie richtig was.« Silke hob den Finger wie eine Lehrerin, die der aufmerksamen Klasse etwas erklärt. »Wenn das alles nicht therapiebedürftig ist, dann weiß ich auch nicht.«
    »Du scheinst die Einzige zu sein, die eine intakte Ehe führt.«
    Über Silkes Gesicht zog ein leiser Schatten, den Eva sofort bemerkte. Waren die gelegentlichen Missstimmungen zwischen Silke und Uli doch mehr als die üblichen Abnutzungserscheinungen?
    »Halt, da fällt mir noch Irmela ein«, fuhr Silke fort. »Bei ihr ist das alles natürlich anders. Sie will keinen Mann, sagt sie, wenigstens nicht auf Dauer.«
    »Guck an. Die sollte ich mir vielleicht als Beispiel nehmen.«
    »Du verstehst das falsch. Sie hat dauernd einen Kerl! Zum Ausgehen und zum Sex, je nachdem; weiß der Himmel, wo sie die alle herkriegt. Aber bloß keine Beziehung, sagt sie. Na ja, wenn man auch so komfortabel geschieden ist wie sie. Ihr Mann hatte damals auch eine Affäre, und Irmela hat das Beste daraus gemacht. Finanziell, meine ich. Und sonst auch.«
    Eva öffnete den cremefarbenen Brief, sah aber gar nicht hin. »Siehst du? Es geht auch ohne Mann.«
    Silke schüttelte vehement den Kopf. »Nichts da. Irmela geht ständig mit Männern aus. Und dich würde das auch auf andere Gedanken bringen.«
    »Ehrlich, ich denke gar nicht mehr so viel an Marcel.«
    Silke guckte skeptisch. »Immerhin telefonierst du dauernd mit deinem Sohn, was ja auch gut und richtig ist. Aber Oliver ruft aus deinem alten Zuhause an, wo du mit ihm und Marcel 18 Jahre lang gelebt hast. Wie sollst du da nicht dauernd daran denken?«
    Eva sagte nichts. Die Telefonate mit Olli waren manchmal schmerzhaft, jawohl, aber sie wollte sie nicht missen. Oliver stand mitten im Abitur und brauchte die Zuwendung seiner Mutter, auch wenn er das sicher nie so ausgedrückt hätte. Er hatte schon angekündigt, ebenfalls nach Berlin zu kommen, sobald seine Prüfungszeit vorbei war. Darauf freute sie sich sehr, und Marcel tat ihr kein bisschen leid, weil er auf seinen Sohn würde verzichten müssen.
    »Ich bin ja bereit, mich gelegentlich mit einem zu treffen. Und wenn’s nur ist, um zu sehen, ob ich theoretisch überhaupt noch
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