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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht
Autoren: Lisa Kleypas
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nicht wahr?“
    „Ich h-hoffe, die Symmetrie endet hier“, antwortete Evie. „Denn ich wurde, kurz nachdem sie geheiratet haben, empfangen, und meine Mutter starb im Kindbett.“
    „Ich werde Sie nicht schwängern, wenn Sie es nicht wünschen“, sagte er liebenswürdig. „Eine Schwangerschaft ist leicht genug zu verhindern … Kondome, Schwämme, Spülungen, nicht zu erwähnen die praktischen kleinen silbernen Zauberschälchen, die man …“ Er hielt inne, als er ihren Gesichtsausdruck sah, und lachte plötzlich. „Mein Gott, Ihre Augen sind groß wie Untertassen. Habe ich Sie erschreckt? Sagen Sie mir nicht, dass Sie von Ihren verheirateten Freundinnen noch nie von diesen Dingen gehört haben.“
    Langsam schüttelte Evie den Kopf. Auch wenn Annabelle Hunt manchmal bereit war, einige der Mysterien der Ehe zu erklären, hatte sie doch ganz gewiss niemals Gerätschaften erwähnt, mit denen man eine Schwangerschaft verhindern konnte. „Ich bezweifle, dass sie selbst davon wissen“, sagte sie, und er lachte noch einmal.
    „Ich bin mehr als bereit, Sie aufzuklären, wenn wir endlich Schottland erreicht haben.“ Seine Lippen verzogen sich zu dem Grinsen, das die Bowman-Schwestern so unwiderstehlich charmant gefunden hatten. Aber sie mussten dabei wohl das kühl kalkulierende Glitzern in seinen Augen übersehen haben. „Haben Sie schon die Möglichkeit in Erwägung gezogen, meine Süße, dass Sie den tatsächlichen Vollzug der Ehe so sehr genießen könnten, dass Sie es mehr als einmal machen wollen?“
    Wie leicht ihm die Kosenamen über die Lippen kamen. „Nein“, sagte Evie fest. „Das wird nicht passieren.“
    „Mmm …“ Ein Geräusch beinahe wie das Schnurren einer Katze drang aus seiner Kehle. „Ich liebe Herausforderungen“, erwiderte er.
    „Es mag mir vielleicht Spaß machen, mit Ihnen das Bett zu teilen“, sagte Evie und sah ihm fest in die Augen. Sie weigerte sich, ihm auszuweichen, auch wenn der intensive Blickkontakt sie vor Unbehagen erröten ließ. „Ich hoffe es sogar. Aber das wird meinen Entschluss nicht ändern. Weil ich genau weiß, was Sie wirklich sind – und was Ihnen zuzutrauen ist.“
    „Meine Liebe …“, sagte er beinahe zärtlich, „Sie haben noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, wie schlimm ich wirklich sein kann.“

3. KAPITEL
    Letzte Woche hatte Evie schon die zwölf Stunden Fahrt von Westcliffs Landgut in Hampshire unangenehm gefunden. Die zwei Tage dauernde Reise nach Schottland war dementsprechend eine echte Folterqual. Wären sie langsamer gereist, wäre es natürlich viel leichter gewesen. Aber Evie beharrte darauf, dass sie ohne Pause nach Gretna Green durchfuhren und nur alle drei Stunden hielten, um Pferde und Kutscher zu wechseln. Wenn es ihren Verwandten gelingen würde, herauszufinden, was sie vorhatte, befürchtete sie, dass sie ihnen auf schnellstem Wege folgen würden. Und in Anbetracht des glücklosen Kampfes von St. Vincent gegen Lord Westcliff hatte Evie wenig Hoffnung, dass er eine körperliche Auseinandersetzung gegen ihren Onkel Peregrine gewinnen könnte.
    Auch wenn die Kutsche gut gefedert und hervorragend ausgestattet war, sorgte das unerbittliche Tempo dafür, dass das Gefährt holperte und schaukelte, bis Evie übel wurde. Sie war erschöpft und konnte keine bequeme Position zum Schlafen finden. Ihr Kopf schlug wieder und wieder gegen die Kutschenwand. Es schien ihr, als ob sie, wann immer es ihr endlich gelang, einzuschlafen, nach nur wenigen Minuten wieder wachgerüttelt wurde.
    St.Vincent ging es nicht so offensichtlich schlecht wie Evie, aber auch bei ihm hatte die Reise ihre Spuren hinterlassen. Jeder Versuch einer Unterhaltung war schon lange versiegt, und sie reisten in absoluter Stille.
    Erstaunlicherweise beschwerte sich St. Vincent mit keinem Wort über diese bittere Prüfung seiner Leidensfähigkeit.
    Evie erkannte, dass er Schottland mit derselben Dringlichkeit wie sie selbst erreichen wollte: Eine schnelle Eheschließung war sogar noch mehr in seinem Interesse als in ihrem eigenen.
    Weiter und weiter und weiter rüttelte die Kutsche über die Straße, die teilweise so holperig war, dass Evie manchmal beinahe von ihrem Sitz auf den Boden der Kutsche geworfen wurde. Die stete Folge von unruhigem Dösen und erzwungenem Aufwachen setzte sich fort. Jedes Mal, wenn die Kutschentür sich öffnete und St. Vincent hinaussprang, um nach neuen Pferden zu sehen, fuhr ein Schwall eiskalter Luft in das Gefährt. Kalt, steif und
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