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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung
Autoren: Vanessa Dungs
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Bewegung kommen sah, die ich normalerweise mit Leichtigkeit hätte abwenden können, ließ ich zu, dass sie mich in die Seite zwickte. Ein Mensch hätte schließlich auch nicht ausweichen können und ich wollte so gewöhnlich wie möglich erscheinen.
    „Ich bin im Übrigen noch sauer auf dich!“, zischelte sie mit gespielter Empörung.
    Jetzt war ich überrascht. „Auf mich, warum?“
    Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Weil meine beste Freundin einen schweren Anfall hatte und sogar ins Krankenhaus gebracht wurde und mir niemand etwas gesagt hat! Auch du nicht. Ich musste das gewissermaßen als Letzte erfahren.“ Sie warf Liz ebenso einen bösen Blick zu, aber ihre Haltung verriet mir, dass sie nicht wirklich wütend war. Vielleicht etwas enttäuscht.
     „Es tut mir Leid“, ich hob entschuldigend meine Hände. „Das hätte ich wirklich tun müssen.“
    Colette fing wieder an zu lächeln. „Okay, wenn du mich so nett um Verzeihung bittest… Ich kann sowieso nicht lange nachtragend sein.“
    Lesley nickte sofort. „Das ist glücklicherweise wahr.“
    „Gut, dass wir das geklärt haben. Ich werde euch dann jetzt allein lassen.“ Ich sah Liz an. „Ihr sollt euren Frauenabend genießen.“ Außerdem musste ich raus. Dann konnte ich mich in der Zwischenzeit um Peter kümmern, der mit Sicherheit noch auf dem Gelände umherstreifte und nur darauf lauerte, einen günstigen Moment abzupassen.
    Sie schien sofort zu verstehen, was ich eigentlich vorhatte. „Kommst du denn danach wieder, ich meine heute Nacht?“
    Colette ließ ihren Blick zwischen Lesley und mir hin und her schweifen. „Also, wenn ich da in etwas reingeplatzt bin“, begann sie amüsiert, „dann können wir unsere kleine Mädelssause auch verschieben.“
    Ich schüttelte energisch meinen Kopf. „Nein, nein. Ihr habt euch zuerst verabredet und ich habe ohnehin noch etwas zu erledigen. Macht euch einfach einen schönen Abend und ich sehe dich dann einfach später, Engel. Okay?“
    Liz beugte sich zu mir nach vorne und ich verringerte das letzte Stück zwischen uns, um sie zu küssen. Vanille breitete sich augenblicklich auf meiner Zunge aus. Ich hätte ihre Lippen am liebsten nicht mehr freigegeben, aber mein Gewissen erinnerte mich geflissentlich daran, dass wir erstens nicht allein waren und zweitens durfte ich meinen gefährlichen Artgenossen draußen nicht vergessen. Peter konnte jeden Augenblick zuschlagen. Unwillig löste ich meinen Mund von ihrem. „Bis später“, hauchte ich.
    „Sind wir sicher?“, fragte sie mich flüsternd.
    Ich nickte. „Versprochen.“ Meine Worte waren ebenso nur ein Wispern.
    Colette starrte betont lässig an die Zimmerdecke, so als würde sie uns nicht bemerken. „Lasst euch ruhig Zeit.“
    „Bin schon weg. Viel Spaß!“
    „Den haben wir auf jeden Fall.“ Sie lachte und setzte sich dabei bereits wieder auf Lesleys Bett. „Brich´ dir nicht den Hals, wenn du wieder runterkletterst.“
    Ich werde springen. „Keine Sorge.“ Da Colette nicht wusste, dass ich ein Vampir war, durchquerte ich den Raum in menschlicher Geschwindigkeit, aber sie fing bereits ein reges Gespräch mit Liz an und schenkte mir somit keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Als ich wieder auf den Balkon hinaus trat, konnte ich Peters Präsenz deutlich fühlen. Er war nicht mehr fern. Alle meine Sinne stellten sich jetzt auf den anderen Vampir ein. Ich blendete die Unterhaltung – die sich um Dinge drehte, die mich sowieso nicht wirklich interessierten – zwischen Colette und Liz aus. Stattdessen lauschte ich auf irgendwelche Geräusche von Peter. Es klang, als wäre er sehr nah. War er etwa schon im Haus? Mein Körper spannte sich unwillkürlich an. Ich sprang nach unten und lief unverzüglich zur Vorderseite des Herrenhauses. Peter wäre vermutlich ein perfekter Einbrecher geworden, er hinterließ keine Spuren und war für einen Menschen überhaupt nicht zu hören. Für einen Vampir schon, aber auch ich musste mich konzentrieren und beinahe wäre mir das leise Klirren von Glas gar nicht aufgefallen.
    Mist! Ich war in die falsche Richtung gelaufen. Mein Körper setzte sich sofort in Bewegung und ich rannte zurück zur westlichen Seite des Hauses. Vorbei an Lesleys Balkon, weiter in Richtung der hinteren Räume. Ich kam an einer riesigen Terrasse an, die einen herrlichen Blick auf den parkähnlichen Garten offenbarte. Mich interessierte aber nur eine der unzähligen Glastüren, die ins Innere der Villa führten. Eine von ihnen stand
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