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Erebos

Erebos

Titel: Erebos
Autoren: Ursula Poznanski
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DVD ins Licht, um besser erkennen zu können, was in Brynnes verspielter Handschrift darauf geschrieben stand.
    Es war nur ein einziges Wort, das Nick gänzlich unbekannt war: Erebos.
     
    Den restlichen Tag zog Jamie ihn mit Brynne auf – das war typisch Jamie und nicht schlimm. Schlimmer war der Kampf gegen die Versuchung, die DVD aus seiner Jackentasche zu ziehen und sie seinem Freund zu zeigen. Doch jedes Mal entschied er sich dagegen. Erst würde er sich alleine ansehen, was das war und weswegen alle so mysteriös taten. Aber keinesfalls würde er sich dieser Geheimniskrämerei anschließen, die ihm selbst so auf die Nerven gegangen war.
    Der Schultag zog sich quälend in die Länge. Nick schaffte es kaum, sich zu konzentrieren, seine Aufmerksamkeit kehrte immer wieder zu dem unscheinbaren Gegenstand in seiner Jacke zurück. Er konnte ihn durch drei Schichten Stoff spüren. Sein Gewicht. Seine Kanten.
    »Ist dir schlecht?«, fragte ihn Jamie, kurz bevor es zur letzten Stunde läutete.
    »Nein, wieso?«
    »Weil du so ein merkwürdiges Gesicht machst.«
    »Ich denke nur nach.«
    Um Jamies Mundwinkel zuckte es spöttisch. »Lass mich raten. Über Brynne? Hast du mit ihr ein Date vereinbart?«
    Nie würde Nick begreifen, wie Jamie glauben konnte, dass er auf jemanden wie Brynne stand. Doch heute fehlte ihm die Lust auf Widerspruch.
    »Und wenn?«, gab er zurück und ignorierte Jamies Ich-wusste-es-doch-Gesichtsausdruck.
    »Dann erfahre ich hoffentlich morgen Details.«
    »Ja. Das heißt, ich weiß nicht. Vielleicht.«

3.
    Die Wohnung war leer und eiskalt, als Nick heimkam. Mum musste wieder in Eile gewesen sein und vergessen haben, die Fenster zu schließen. Er ließ seine Jacke an, machte alle Luken dicht und drehte den Heizkörper in seinem Zimmer so weit auf wie möglich. Dann erst fischte er das Cover aus der Tasche und öffnete es: Erebos.
    Nick zog eine Grimasse. Erebos klang ähnlich wie Eros. Vielleicht war es ein Verkupplungsprogramm? Das würde zu Brynne passen und das konnte sie sich gleich wieder abschminken.
    Er startete den Computer und holte sich, während das Gerät hochfuhr, aus dem Wohnzimmer eine Wolldecke, die er sich um die Schultern legte.
    Mindestens vier störungsfreie Stunden lagen vor ihm. Mehr aus Gewohnheit, aber auch um die Spannung noch ein wenig zu erhöhen, rief er erst seine Mails ab (dreimal Werbung, viermal Spam und eine verbitterte Nachricht von Betthany, der allen, die noch einmal das Training schwänzten, furchtbare Konsequenzen androhte).
    In dem Moment, als er seine Facebook-Seite öffnen wollte, meldete sich Finn per ICQ.
    »Hallo, Bruderherz! Alles in Ordnung?«
    Nick lächelte unwillkürlich.
    »Ja, alles bestens.«
    »Wie geht’s Mum?«
    »Sie hat viel zu tun, aber sie ist okay. Wie steht’s bei dir?«
    »Dito. Die Geschäfte laufen wie geölt.«
    »Cool.« Nick verkniff es sich, genauer nachzufragen.
    »Nicky, hör mal. Das Shirt, das ich dir versprochen habe … Du weißt, welches, oder?«
    Und ob Nick das wusste. Ein Shirt von Hell Froze Over, der besten Band der Welt, wenn man Finn fragte.
    »Was ist damit?«
    »Ich krieg es nicht in deiner Größe. Nicht in den nächsten vier Wochen. Du bist einfach zu lang, Brüderchen. Die im Fanshop haben es bestellt, aber es wird dauern. Ist das okay?«
    Im ersten Augenblick wusste Nick nicht, wieso er so enttäuscht war. Wahrscheinlich, weil es in seinem Kopf ein Bild gab von ihm und Finn beim Konzert in zwei Wochen, beide im HFO-Shirt mit dem eisblauen Teufelskopf auf der Brust, wie sie gemeinsam Down the Line grölten.
    »Nicht so schlimm«, tippte Nick.
    »Ich bleib dran, versprochen. Kommst du mal wieder bei mir vorbei?«
    »Sicher.«
    »Du fehlst mir, kleiner Bruder, weißt du das?«
    »Du mir auch.« Und wie. Aber das würde er Finn nicht auf die Nase binden, sonst bekam der wieder ein schlechtes Gewissen.
    Nach dem Chat mit seinem Bruder sah Nick noch bei Emilys Zeichnungen auf deviantart vorbei, doch dort hatte sich seit gestern nichts Neues getan. Logisch, dachte er ein wenig beschämt und ging wieder offline.
    Seine innere Stimme riet ihm, besser noch sein Englischessay zu schreiben, bevor er sich Erebos widmete. Sie hatte keine Chance, Nicks Neugier war zu groß. Er klappte die Hülle auf, verzog beim Anblick von Brynnes Handschrift das Gesicht und schob die DVD ins Laufwerk. Es dauerte einige Sekunden, bis sich ein Fenster öffnete.
    Kein Film, keine Musik. Ein Spiel.
    Das Installationsfenster zeigte ein düsteres
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