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Entscheidung des Schicksals

Entscheidung des Schicksals

Titel: Entscheidung des Schicksals
Autoren: Christine Flynn
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Ferne kam das leise Brummen eines Rasenmähers, auf dem einer der beiden Teilzeitgärtner saß, die Addie beaufsichtigte. Er mähte gerade den Rasen neben der langen Auffahrt.
    „Ich werde froh sein, wenn das hier vorbei ist“, gestand sie leise und schaute auf die Uhr. „Ich liege mit dem Herbstrückschnitt schon zurück, weil morgen alles voll und grün sein soll. Ich kann nur hoffen, dass niemand unter die Büsche und Sträucher sieht“, murmelte sie. „Ich musste den Garten mit Kübeln aus dem Gewächshaus auffüllen.“
    Noch immer auf den Knien schob sie mit dem Handrücken das Haar aus dem Gesicht. „Du bist früh. Ich hätte nicht gedacht, dass du schon vor der Generalprobe kommst.“ Ihr Blick wurde neugierig. „Bist du hier, um dich mit deinem Onkel Charles zu treffen?“
    Es gab Zeiten, da hatte Gabe das Gefühl, dass sie ihn so gut kannte, wie ihr Vater es getan hatte. „Wir haben uns gestern Abend zusammengesetzt. Es ist Zeit, einen professionellen Wahlkampfberater an Bord zu holen“, sagte er. „Dad meint, einer der Anwälte in Charles’ Kanzlei wäre der Richtige. Ich treffe mich in zwei Wochen mit ihm, um über meine Wahlkampagne zu reden.“
    Sie stand auf und ging weiter, ohne den Blick von ihrer Arbeit zu nehmen. „Ist er hier oder in Washington?“
    „Washington.“ Er folgte ihr. „Er will, dass ich mich schon zu Beginn meiner Amtszeit als Gouverneur für die Präsidentschaft positioniere.“
    Ein braunes Blatt landete zusammen mit einer Hand voll trockener Blüten im Eimer. „Und was willst du?“
    „Für mich hörte es sich gut an.“
    „Solltest du nicht erst einmal die Wahl zum Gouverneur gewinnen?“
    Addies praktischer Verstand half ihm immer wieder, sein Ego im Zaum zu halten.
    „Ich schätze, das wäre nicht schlecht“, erwiderte er und wäre ihr für ein wenig mehr Zuversicht dankbar gewesen.
    „Du scheinst nur dann glücklich zu sein, wenn du von der Zukunft träumst. Das ist okay“, sagte sie und klang so nachdenklich wie ihr Vater früher. „Aber du darfst dabei nicht vergessen, an die Gegenwart zu denken.“
    Sie hatte Recht. Er setzte sich große Ziele, und auf dem Weg dorthin vernachlässigte er nicht selten Kleinigkeiten. Aber das Amt des Gouverneurs hatte er so gut wie sicher. Man munkelte, dass die Opposition nicht mal einen Gegenkandidaten finden konnte, weil niemand gegen Virginias Lieblingssohn verlieren wollte. Sicher, es gab auch Kritiker. Leute, die meinten, dass er ohne das Geld und den Namen seiner Familie keine Chance hätte. Doch er würde ihnen beweisen, dass er das Vertrauen der Wähler verdient hatte.
    Aber bis dahin gab es viel zu tun. Unter anderem musste er sich offenbar eine Ehefrau suchen.
    Mit gerunzelter Stirn starrte er in den Becher. Vor Jahren hätte er ihren Vater gefragt, was er von der Idee hielt. Jetzt überlegte er, ob er sich Addies Rat holen sollte. Sie schien die Weisheit ihres Dads geerbt zu haben, und er hatte schon oft davon profitiert, wenn es um seine politischen Ziele ging.
    Er schätzte ihre nüchterne, analytische Art, ihre Ehrlichkeit und die Tatsache, dass er ihr gegenüber ganz offen sein konnte. Aber in diesem Augenblick wollte er nicht an seine Pflichten und seinen Wahlkampf denken. Er war einen Monat lang nicht zu Hause gewesen.
    „Olivia hat mir gesagt, dass du Neuigkeiten hast. Bist du mit deinen Nachforschungen fertig?“
    Addies Blick wanderte über die Rabatte, als sie weiterging. „Noch nicht. Aber ich habe mit der Präsidentin der Historischen Gesellschaft gesprochen. Sie hatte keine Ahnung, dass es auf dem alten Anwesen mal einen öffentlichen Garten gab“, berichtete sie nicht ohne Stolz. „Sie hat mich gebeten, ihr Kopien meiner Ergebnisse zu schicken, und angeboten, mir bei der Finanzierung des Projekts zu helfen, wenn ich meine Nachforschungen abgeschlossen habe.“
    Addie arbeitete seit Jahren an ihrem CollageAbschluss. Im letzten Winter war sie bei Recherchen für einen Kurs in Botanik auf alte, längst vergessene Pläne eines historischen Gartens gestoßen. Als er das letzte Mal heimgekommen war, hatte sie gerade herausgefunden, auf welchem Anwesen in Camelot er angelegt worden war.
    „Geld für die Restaurierung zu beschaffen könnte eine Lebensaufgabe werden“, warnte er.
    „Ich weiß“, gestand sie. „Aber wenn das Anwesen erst einmal unter Denkmalschutz gestellt wird, ist das mit dem Garten ein Kinderspiel. Ich habe Kopien der alten Pläne und Listen der Pflanzen. Es gibt sie fast alle
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