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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit
Autoren: Vampira VA
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wüßte ich nicht, daß es vergebens sein wird«, sagte er gedrückt.
    Nona antwortete nichts darauf. Was hätte sie auch sagen sollen? Daß in ihr die gleichen Zweifel nagten? Daß sie ja nicht einmal mit Sicherheit wußte, ob sich Landru in Anums Festung aufhielt - ob er überhaupt noch am Leben war?
    Zugleich aber wußte sie, daß er die einzige Chance war, Anum zu bezwingen. Als ehemaliger Hüter war er dem Vampirfürsten näher als jeder andere. Und seinen Feind kennen bedeutete ihn besiegen zu können .
    Am frühen Morgen brachen sie auf. Mehr noch als sonst achteten sie darauf, daß niemand sie sah auf ihrem Weg zum Central Park.
    Schon die Vorbereitungen zu dem Selbstmordkommando, wie Kierszan es nannte, waren äußerst riskant: Sie mußten ihre Körper zurücklassen, während sie mit ihrem Geist in die gigantische Festung eindrangen. Nicht auszudenken, wenn in der Zwischenzeit jemand die seelenlosen Hüllen entdeckte!
    Zumal die Geistreise diesmal erheblich länger dauern würde. Sie waren übereingekommen, sich erst einmal nur ihrer beider Astrallei-ber zu bedienen, um die Örtlichkeit auszukundschaften. So konnten sie bei einer Bedrohung rasch zurück in ihre Körper flüchten.
    Das Problem war und blieb, daß sich Nonas Geist nicht durch feste Materie bewegen durfte, wollte sie nicht Gefahr laufen, so wie Rudnik zu enden. Andererseits konnte ihr Astralkörper keine Türen öffnen oder Gegenstände bewegen. Es würde also problematisch sein, einen sicheren Weg durch die Festung zu finden.
    Trotz all dieser Unwägbarkeiten war Nonas Wille ungebrochen, es zu wagen.
    Sie suchten sich ein leerstehendes Gebäude am Rande des Parks und verrammelten die Tür zu einem kleinen Zimmer im zweiten Stockwerk. Durch das offene Fenster konnte man Anums Feste im frühen Morgenlicht sehen. Zumindest von hier aus waren keine Dienerkreaturen zu entdecken; vielleicht hielt das Licht sie in ihren Löchern ...
    »Viel Glück«, sagte Kierszan und hauchte Nona einen Kuß auf die Wange. »Wir werden es brauchen.«
    Sie sah ihn tadelnd an. »Etwas mehr Zuversicht bitte! Wir schaffen es!«
    Sie sanken auf einer alten Matratze nieder, preßten ihre Körper aneinander und schlossen die Augen.
    Fast augenblicklich spürte Nona wieder die Veränderung, die in ihr vorging. Vor ihren geschlossenen Augen waberte das faszinierende Meer aus flirrenden Farben und abstrakten Formen, in das die Welt sich verwandelte. Ihr Bewußtsein löste sich wie von selbst von ihrem Körper und ließ die Grenzen der materiellen Welt hinter sich.
    Kierszan bewegte sich als leuchtender Punkt vor ihr. Sie hatte Mühe, ihn nicht zu verlieren. Sie durchflogen das offene Fenster. Hier draußen pulsierten die Farben noch kräftiger. Sie umgaben Nona wie ein lebendes Wesen, umschmeichelten ihren Geist und zogen all ihr Denken auf sich.
    Sie würde schweben und schweben, an Kierszans Seite bis in alle Ewigkeit .
    Ein scharfer Schmerz riß sie aus ihren betäubenden Gedanken. Wie von weither drang Kierszans Stimme an ihr Bewußtsein.
    Reiß dich zusammen! Wir dürfen uns jetzt nicht verlieren!
    Nona kämpfte mit aller Kraft gegen ihre Lethargie an. Sie rief sich das Bild von Anums Festung ins Gedächtnis zurück.
    So ist es gut, Nona. Du mußt es wollen!
    Von einem Moment zum anderen explodierte wieder der Schmerz in ihr. Es war noch schlimmer als im Aufzugschacht. Die Agonie erfaßte jede Faser ihres Bewußtseins. Eine alles verlöschende Schwärze drohte die Farben zum Erlöschen zu bringen.
    Die Schwärze war Anums Festung.
    Nona schrie, als sie bemerkte, daß ihr Bewußtsein von der wabernden schwarzen Masse wie von einem Magneten angezogen wurde.
    Sie zuckte zurück. Was, wenn die Anziehungskraft in der Festung so stark war, daß sie nicht zurück konnten .?
    Du darfst jetzt nicht nachlassen, Nona!
    Kierszans verzweifelter Appell war alles, an das sie sich klammern konnte. Der Lichtpunkt seines Geistes gab ihr Kraft und Orientierung. Von einem Moment zum anderen war der Schmerz verschwunden.
    Wir sind drin! Kierszans lautlose Worte lösten gleichermaßen Angst und Freude in ihr aus. Sie hatte kaum mitbekommen, daß sie auf halber Höhe in den schwarzen Moloch eingedrungen waren, durch eine der klaffenden Öffnungen, die wie schwärende Wunden in einem organisch gewachsenen Fels aussahen.
    Weder Schwärze noch Farben flirrten vor ihren Augen. Ein langer Korridor lag vor ihnen. Er war in ein seltsam diffuses Licht getaucht.
    Hier drinnen ist alles anders, meldete
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