Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enders Spiel

Enders Spiel

Titel: Enders Spiel
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Hügels. »Komm herauf!«
    Ender krabbelte hinauf, während Grassoden sich in dem weichen Boden unter seinen Füßen lösten. Abra deutete nach unten. »Kannst du das glauben?«, fragte er.
    Der Hügel barg eine Höhle. Eine tiefe Senke in der Mitte, teilweise mit Wasser gefüllt, wurde von konkaven Hängen eingeschlossen, die gefährlich über das Wasser hingen. In einer Richtung lief der Hügel in zwei lange Grate aus, die ein V-förmiges Tal bildeten; in der anderen Richtung stieg der Hügel zu einem weißen Felsen an, ein grinsender Schädel, aus dessen Mund ein Baum wuchs.
    Â»Es ist, als wäre hier ein Riese gestorben«, sagte Abra, »und die Erde wäre hochgewachsen, um seinen Leichnam zuzudecken.«
    Jetzt wusste Ender, warum der Ort ihm bekannt vorgekommen war. Der Leichnam des Riesen. Er hatte zu viele Male hier als Kind gespielt, um diesen Platz nicht zu erkennen. Aber es war nicht möglich. Der Computer der Kampfschule konnte unmöglich diesen Platz gesehen haben. Er schaute durch seinen Feldstecher in eine Richtung, die er gut kannte, fürchtete – und hoffte –, dass er sehen würde, was an jene Stelle gehörte.
    Schaukeln und Rutschen. Kletterstangen. Jetzt überwachsen, aber die Umrisse immer noch unverkennbar.
    Â»Das hat wohl jemand bauen lassen«, sagte Abra. »Sieh mal, dieses schädelähnliche Gebilde, das ist kein Felsen, sieh es dir an. Das ist Beton.«
    Â»Ich weiß«, sagte Ender. »Sie haben es für mich gebaut.«
    Â»Was?«
    Â»Ich kenne diesen Platz, Abra. Die Krabbler haben ihn für mich gebaut.«
    Â»Die Krabbler waren seit fünfzig Jahren tot, als wir hierherkamen.«
    Â»Du hast recht, es ist unmöglich, aber ich weiß, was ich weiß. Abra, ich sollte dich nicht mitnehmen. Es könnte gefährlich sein. Wenn sie mich gut genug kannten, um diesen Platz zu bauen, planen sie vielleicht …«
    Â»Mit dir abzurechnen.«
    Â»Dafür, dass ich sie umgebracht habe.«
    Â»Deshalb geh nicht, Ender. Tu nicht, was sie von dir erwarten.«
    Â»Wenn sie ihre Rache haben wollen, Abra, macht mir das nichts. Aber vielleicht wollen sie das gar nicht. Vielleicht war dies ihre dichteste Annäherung an eine Sprache. Daran, mir eine Nachricht zu hinterlassen.«
    Â»Sie wussten nicht, wie man liest und schreibt.«
    Â»Vielleicht lernten sie es gerade, als sie starben.«
    Â»Na, ich werde ganz bestimmt nicht hier bleiben, wenn du dich irgendwohin davonmachst. Ich gehe mit dir.«
    Â»Nein. Du bist zu jung, um das Risiko …«
    Â»Nun mach mal einen Punkt! Du bist Ender Wiggin. Erzähl du mir nicht, was elfjährige Kinder können!«
    Zusammen flogen sie im Helikopter über den Spielplatz, über die Wälder, über den Brunnen auf der Waldlichtung. Dann dorthinaus, wo tatsächlich eine Klippe war, mit einer Höhle in der Klippenwand und einem Sims – das Ende der Welt. Und dort in der Ferne, genau wo er auch in dem Fantasy-Spiel gewesen war, stand der Burgturm.
    Er ließ Abra beim Kopter zurück. »Komm nicht hinter mir her und flieg in einer Stunde nach Hause, wenn ich nicht zurückkomme.«
    Â»Vergiss es, Ender, ich komme mit dir.«
    Â»Vergiss es selbst, Abra, oder ich stopfe dich mit Dreck aus.«
    Trotz Enders scherzhaftem Tonfall konnte Abra erkennen, dass er es ernst meinte, und darum blieb er zurück.
    Die Mauern des Turms waren mit Aussparungen und Simsen versehen, sodass er sie leicht erklettern konnte. Sie wollten, dass er hineinkam.
    Der Raum war, wie er immer gewesen war. Ender erinnerte sich gut genug, um nach einer Schlange auf dem Fußboden Ausschau zu halten, aber da war nur ein Läufer mit einem Schlangenkopf in einer Ecke als Verzierung. Imitation, nicht Wiederholung; für ein Volk, das keine Kunstwerke herstellte, hatten sie es gut gemacht. Sie mussten diese Bilder aus Enders Geist geholt haben, als sie ihn fanden und über die vielen Lichtjahre hinweg seine dunkelsten Träume kennenlernten. Aber warum? Um ihn in diesen Raum zu bringen, natürlich. Um ihm eine Botschaft zu hinterlassen. Aber wo war die Botschaft, und wie würde er sie verstehen?
    Der Spiegel wartete auf ihn an der Wand. Es war eine stumpfe Metallfläche, in die der große Umriss eines menschlichen Gesichts gekratzt worden war. Sie haben versucht, das Abbild zu zeichnen, das ich in dem Bild sehen konnte.
    Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher